Aisha (Anna Diop) ist vor kurzem aus dem Senegal ausgewandert, und wird in New York City bei dem wohlhabenden Paar Amy (Michelle Monaghan) und Adam (Morgan Spector) eingestellt, um sich um deren Tochter zu kümmern. Aisha, die von der Abwesenheit ihres kleinen Sohnes geplagt wird, hofft, dass ihr neuer Job ihr die Möglichkeit gibt, ihn in die USA zu holen, wird aber zunehmend durch das unbeständige Leben der Familie verunsichert. Als seine Ankunft näher rückt, beginnt eine gewalttätige Präsenz sowohl in ihre Träume als auch in ihre Realität einzudringen und bedroht den amerikanischen Traum, den sie sich mühsam aufgebaut hat.
Einleitend muss man bei dem Film "Nanny" sagen: Es handelt sich nicht um einen Horrorfilm! Er enthält übernatürliche Elemente, aber Horror im klassischen Sinne findet man hier nicht. Nikyatu Jusus Spielfilmdebüt "Nanny" konzentriert sich eher auf die Prüfungen, Schmerzen und Bestrebungen amerikanischer Einwanderer und formt daraus eine Erzählung, die sich tief und lebendig in den Gedanken der Hauptfigur verankert. "Nanny" ist daher vor allem visuell beeindruckend, allem voran durch den Einsatz von Farbe. Die Szenen von Aisha in ihrem Haus, die in satte Farben und Muster getaucht sind, stehen im krassen Gegensatz zu der kalten, brutalen Architektur der Wohnung des Paares und der Stadt um sie herum. Ihre hellen Kopftücher und das gelegentliche Anlegen traditioneller Kleidung sind ein Zeichen für Wärme, Erinnerung und die Kultur, die sie mit in die USA gebracht hat. Die Beleuchtung des Films bringt die schwarze Haut wunderschön zur Geltung, sei es in den Tageslichtszenen oder in den starken surrealistischen Sequenzen. Das übernatürliche Elemente des Films ist Wasser, das sich wunderbar in die Verwendung von Licht und Farbe einfügt, das aber bei sparsamerer Verwendung mehr Wertschätzung erfahren würde. Wasser ist unwiderruflich mit Aishas Gemütszustand verbunden, sowohl als physische Darstellung der Entfernung als auch als konzeptuelle Metapher für das Ertrinken, aber diese wasserbasierten Sequenzen treten so oft auf, dass ihre Wirkung schnell nachlässt.
"Nanny" hat eine großartige, atmosphärische Filmmusik, die für den Aufbau von Spannung ausgereicht hätte, wenn es nicht so viele schlechte CGI-Momente gegeben hätte, die die ansonsten solide Cinematographie des Films völlig unterbrechen. Wäre "Nanny" weniger darauf bedacht gewesen, das Kästchen "Horror" anzukreuzen, und hätte er sich stattdessen einfach seinem gelungenen surrealistischen Ton verschrieben, hätte er sich nahtloser angefühlt. Es ist keine untaugliche Strategie, die Horrorelemente für den letzten Teil eines Films aufzusparen, aber in "Nanny" wirken sie merklich deplatziert. Der Eindruck, den sie hinterlassen, ist flüchtig, und die meisten dieser Momente wirken aufgesetzt oder verworren. "Nanny" findet in der Fülle der erzählerischen Ereignisse nie so recht seinen Weg. Zeitsprünge, Stimmungswechsel und Nebenfiguren werden geradezu schluderig eingebaut und lenken vom zentralen Fokus (und der Stärke) des Films ab: Aisha. Jusus Drehbuch verbringt viel zu viel Zeit damit, Interesse an den Figuren zu wecken, welches am Ende doch nicht erfüllt wird. "Nanny" ist damit ein einigermaßen kohärenter psychologischer Film, der aus dem Leben gegriffen ist. Während die Horrorelemente und die Gesamtstruktur nicht befriedigend sind, sind es die Frau im Zentrum und das Eintauchen in ihren Geist, die den Film zu einer ergreifenden, wunderbar persönlichen Charakterstudie machen.
5,5/10
Inhaltsangabe: amazon Video
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