Bei der Autopsie einer Leiche findet der Berliner Rechtsmediziner Paul Herzfeld (Moritz Bleibtreu) einen Zettel mit einer Telefonnummer, die er nur allzu gut kennt: Es ist die Handynummer seiner Tochter Hannah (Barbara Prakopenka). Doch dieser erschreckende Fund ist nur der Beginn eines Spiels auf Leben und Tod, das Paul alles abverlangt. Um seine von dem sadistischen Jan Erik Sadler (Lars Eidinger) entführte Tochter wiederzufinden, folgt er einer Spur von Leichen - eine davon liegt auf der Insel Helgoland, die durch einen Sturm von der Außenwelt abgeschnitten wurde. Paul hat keine Möglichkeit, dorthin zu gelangen und bittet daher die junge Comiczeichnerin Linda (Jasna Fritzi Bauer) um Hilfe, die für ihn vor Ort gemeinsam mit dem Hausmeister Ender (Fahri Yardım) die Leiche obduzieren soll. Und während Linda und Ender sich auf Helgoland an die Autopsie machen, geht Paul mit Hilfe seines Praktikanten Ingolf (Enno Hesse) weiter der Spur in Berlin nach. Ob er seine Tochter noch rechtzeitig finden kann?
Der deutsche Film"Abgeschnitten" ist ein unterhaltsamr Vertreter im Krimi/Thriller-Genre. Setting und Ausgangssituation sind schon spannend und in den zwei Stunden kommt keine Langeweile auf - im Gegenteil. Regisseur Christian Alvart versucht, das Tempo kontinuierlich aufrechtzuhalten und schockt unter anderem mit einigen ziemlich drastischen Autopsieaufnahmen. Leider übertreibt es der Film aber mit der Jagd nach dem Thrill etwas. Lässt Alvart sich beispielsweise für die ersten Autopsieversuche von Moritz Bleibtreus unfreiwilliger Helferin noch viel Zeit und die unangenehmen Bilder sowie die Atmosphäre des Settings auf den Zuschauer wirken, wird es später zunehmend hektisch, eine Wendung jagt die nächste, wobei einzelne Rückblenden ganze Motive und Handlungsstränge erklären und neue Figuren einführen müssen. Vielleicht wirkt das in Buchform etwas eleganter, hier wirkt es auf Dauer überfrachtet und droht den Zuschauer fast zu erschlagen.
Nach dem Abspann macht sich zudem eine gewisse Leere breit, man fängt an, nachzudenken und realisiert, wie überkonstruiert die ganze Story war, während die Hauptprotagonisten in den zwei Stunden kaum an Kontur gewonnen haben. Inwieweit das der Vorlage geschuldet ist, kann ich nicht beurteilen, aber auch handwerklich ist das Ganze durchwachsen: Die Dialoge sind - wie die Figuren - Welten von einem "Schweigen der Lämmer" entfernt und mitunter erinnert "Abgeschnitten" in visueller Hinsicht an einen besser gefilmten "Tatort". Einige hektische Schnitt- und Ton-Collagen und der Einsatz von Stroboskop-Licht in bestimmten Szenen sollen die Dramatik zusätzlich erhöhen, wirken teilweise aber wie billige Taschenspielertricks, die der Film gar nicht nötig hätte. Doch trotz dieser Mankos bietet "Abgeschnitten" rund 2 Stunden gute Unterhaltung, die man auch noch interesant und spannend verbingt.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros. / Netflix
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