Mittwoch, 20. Juli 2022

Fantastic Beasts: The Secrets Of Dumbledore - Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse (2022)

https://www.imdb.com/title/tt4123432/

Schwarzmagier Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen ersetzt Johnny Depp) ist dabei, neue Anhänger für seine dunklen Pläne um sich zu scharen. Hogwarts-Lehrer Albus Dumbledore (Jude Law) weiß um die Gefahr, die von dem charismatischen Zauberer ausgeht und befürchtet, dass es Grindelwald tatsächlich gelingen könnte, die Macht in der Zaubererwelt vollends an sich zu reißen. Doch allein kann er Grindelwald nicht aufhalten, weshalb er den Magizoologen Newt Scamander (Eddie Redmayne) und dessen Freunde, zu denen auch der Muggel Jacob (Dan Fogler) gehört, einmal mehr um Hilfe bittet. Auf ihrer gefährlichen Mission lernen Newt und seine Truppe neben magischen Tierwesen auch die fanatischen Anhänger Grindelwalds kennen. Ein brodelnder Konflikt zwischen Gut und Böse bahnt sich an, den Albus Dumbledore aktiv mitentscheiden muss - und bei dem auch sein Bruder Aberforth (Richard Coyle) und der mysteriöse Credence (Ezra Miller) eine Rolle spielen werden...

Der dritte Teil der "Phantastische Tierwesen"-Saga sorgte, wie so viele andere Big-Budget-Filme in den letzten Jahren, bereits im Vorfeld für große Schlagzeilen. Regie führt wie bei den ersten beiden Filmen der Reihe David Yates, das Drehbuch schreibt abermals Joanne K. Rowling. Laut Kevin Tsujihara, dem Präsidenten von Warner Bros. Entertainment, arbeitete diese sehr hart am Drehbuch, damit der dritte Teil besser als sein Vorgänger werde. Allerdings sei man seitens des Studios sehr zufrieden mit der Richtung, in die Rowling gehen wolle. Noch vor der Veröffentlichung des zweiten Teils wurde bekannt, dass Johnny Depp auch im dritten Teil der Reihe die Rolle von Gellert Grindelwald übernehmen sollte. Er teilte jedoch im November 2020 mit, nicht mehr in der Filmreihe aufzutreten, nachdem er zuvor ein Gerichtsverfahren gegen die SUN über Falschaussagen wegen häuslicher Gewalt gegen seine Ex-Frau Amber Heard verloren hatte und im Anschluss von Warner Bros. gebeten wurde, auf die Rolle zu verzichten. Sie wurde mit Mads Mikkelsen neu besetzt. Da Depp jedoch bereits eine Szene gedreht und zuvor einen "Pay-or-Play"-Vertrag unterschrieben hatte, musste Warner Bros. ihm seine gesamte Gage in Höhe von 16 Millionen US-Dollar auszahlen. Doch dies war nur die Spitze des Eisberges. Auch die Teaser und Trailer, die veröffentlicht wurden, erzielten nicht den gewünschten Erfolg. Grund war unter anderem die Umbesetzung von Depp, der vielen Fans sauer aufstieß. 

Und nun verspricht "Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" im Titel zwei Dinge, welche im fertigen Film nicht wirklich identifizierbar sind. Während die phantastischen Tierwesen im ersten Film des eigenen Franchise noch eine/die zentrale Rolle in der Handlung und dem Motiv des Hauptcharakters eingenommen haben, verkommen sie im zweiten und dritten Teil eher zu Beiwerk, welches allein als Rechtfertigung, weiterhin auf Newt Scamander als Protagonist zu setzen, dient. 

Würde letzterer einfach seine ganz eigenen Filme bekommen, in denen er sich mit Wilderei, Überfischung und Missbrauch der Zauber-Wesen auseinander setzen müsste, wäre vermutlich jeder Zuschauer damit vollkommen zufrieden, aber hier wirkt er manchmal etwas deplatziert. Die Story wirkt konstruiert und lenkt in eine völlig gegensätzliche Richtung zu dem, was man eigentlich erwarten würde. Daher bekommt Redmaynes Charakter in diesem Teil der Reihe allerdings auch weniger Screentime und überlässt diese dem anderen Namensstifter des Titels. Dumbledore ist, wie eigentlich immer, auch hier Mentor für die restliche Gruppe. Seine romantische Vergangenheit mit Grindelwald wird, in einer so großen Produktion überraschend, direkt zu Beginn offenbart, verbleibt jedoch immer auf einer Ebene der geistigen Einheit. Von Körperlichkeit ist im Film nichts mitzubekommen.

Ebenso wenig von den titelgebenden Geheimnissen. Man kann nur rätseln, was für ein Geheimnis der Schulleiter von Hogwarts verborgen haben soll, vielleicht war er damit also einfach zu erfolgreich. Es handelt sich ja laut Titel sogar um mehrere, Plural. Ist damit beispielsweise der Blutschwur gemeint, welcher Dumbledore den gesamten Konflikt lang davon abhält, persönlich gegen Grindelwald vorzugehen, nur um dann am Ende völlig überdramatisiert ein offensichtliches Schlupfloch zu finden? Oder sein großer Plan, welcher keiner ist und somit nur als billiger Platzhalter für eine drehbuchwürdige Lösung fungiert? Oder ist gar nicht Albus, sondern sein Bruder Aberforth gemeint? Es bleibt… geheim. 

Die größere Gruppe rund um Newt und Co. teilt sich im Laufe der Geschichte des Öfteren auf und eröffnet dadurch neue Handlungsstränge, die es, um die geschichte voranzutreiben, gar nicht gebraucht hätte. Immer wieder stehen unsere Helden wieder am Anfang, aber irgendwie wissen sie auch ausnahmslos sofort, was jetzt zu tun ist und wo sie hin müssen. Dies geht jederzeit zufällig auf und sie treffen auf genau die richtige Person zur richtigen Zeit. Für die Handlung sind Szenen wie jene mit den Krabbentieren um Verlies allerdings nicht wichtig. Selbst Credence, welcher im Vorgänger noch groß für die kommenden Teile angekündigt wurde, verschwindet hier völlig in der Irrelevanz und seine Zukunft scheint im Sand zu verlaufen.

Auch die Hauptstory macht es nicht viel besser. Mads Mikkelsen als neuer Grindelwald ist zwar charismatisch und trägt weite Teile des Films, seine Bedrohung wird jedoch zum Schluss dermaßen abrupt und scheinbar restlos gestoppt, dass man sich fragen darf, wofür er in den Vorjahren den ganzen Aufwand betrieben hat. Seine teils durch und durch böse, aus wütenden Menschenmassen bestehenden Gefolgsleute verbreiten den Film über Chaos auf den Straßen und Grindelwalds Aufstieg wurde in der Vergangenheit nicht umsonst mit der zeitgleichen Machtübernahme Hitlers in der Muggelwelt verglichen. Und eben jene Fanatiker lassen sich hier scheinbar durch Rationalität und Vertrauen in die Politik in ihre Schranken weisen und werden zu zahmen Schoßhündchen. Klar muss sich das in den kommenden Filmen, welche zur Zeit wohl auf der Kippe stehen, noch anders entwickeln. Als Einzelwerk betrachtet wirkt der dritte Teil aber nichts desto trotz oft inkonsequent.

Das unterstützt ebenfalls die allgemeine These, dass die einzelnen Teile der Reihe nicht so ganz zusammenpassen wollen. Das Umschreiben bestimmter Figuren zwischen den Filmen hinterlässt kein besonders befriedigendes Seherlebnis - vor allem, wenn alle Teile aneinandergereiht geschaut werden. Natürlich hat eine Produktion dieser Größe auch seine guten Seiten. Die Leistung der Darsteller ist durchweg gut bis sehr gut, auch wenn die meisten nicht besonders viel zu tun hatten. Die vielfältigen Kulissen, ob real oder, wie meist der Fall, CGI sind sehr schön anzusehen und unbedingt etwas für die große Leinwand. Ebenso die Zaubereffekte, obwohl große Duell-Highlights ausbleiben und mancher Spruch etwas kindlich präsentiert wird. Wer also die Wizarding World mag, mehr von den weiterhin liebenswürdigen Charakteren der Vorgänger sehen oder einfach nur Mads Mikkelsen in diesmal nur eines seiner blauen Augen schauen will kann hier ohne zu zögern reinschauen. Wer allerdings emotionale Konflikte, durchdachte Intrigen und einen auslaugenden Widerstandskampf (vielleicht inklusive politischer Querverweise) erwartet ist hier fehl am Platz. Würde man also mit anderen Erwartungen an "Phantastische Tierwesen: Dumbledores Geheimnisse" herangehen, hätte es womöglich auch für ein Pünktchen mehr gereicht.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Textauszüge: Wikipedia

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