Dienstag, 26. Juli 2022

99 Homes - 99 Homes: Stadt ohne Gewissen (2014)

https://www.imdb.com/title/tt2891174/

Der junge Dennis Nash (Andrew Garfield) schuftet Tag für Tag auf dem Bau, um für seine Mutter Lynn (Laura Dern) und Sohn Connor (Noah Lomax) zu sorgen und beiden ein Dach über den Kopf zu bieten. Doch dann geschieht das Schreckliche: Dennis versäumt es, rechtzeitig die fälligen Raten fürs Eigenheim zu bezahlen und steht mit einem Schlag auf der Straße. Ehe er mit der Wimper zucken kann, ist bereits der skrupellose Börsenmakler Rick Carver (Michael Shannon) zur Stelle und lässt das Haus räumen. Dennis ist verzweifelt, als ihm der Fiesling unerwartet ein verlockendes und gut bezahltes Jobangebot unterbreitet: Er soll selbst beim Rauswurf von zahlungsunfähigen Familien zur Stelle sein. Notgedrungen nimmt Dennis das Angebot an und wird zusehends in dubiose Geschäfte verwickelt, die darin münden, dass er Geld veruntreut und die übrigen Hausbewohner rauswirft. Bald schon plagt ihn das schlechte Gewissen, aber ein Entkommen aus dem Geschäft mit dem Teufel scheint unmöglich. 

Am besten ist es, wenn man im Vorfeld nichts über "99 Homes" weiß. Denn dann weiß dieser Film restlos zu überraschen und zu begeistern. Wenn einem jemand sagen würde, dass eine Art Immobilien-Drama sich als sehenswerter Film erweist, würde man es vermutlich nicht glauben. Andrew Garfield und Michael Shannon sind aber allein schon ein Argument für eine Sichtung, doch allein die großartigen Darsteller bereiten den Zuschauer in keinster Weise darauf vor, welch vielschichtiges und bitterböses Drama einen hier erwartet. "99 Homes" kommt zwar einerseits die meiste Zeit vollkommen unaufgeregt daher, aber andererseits verleihen dem Film bedrohliche Schwingungen in beinahe jeder Einstellung eine enorme Intensität. So eröffnet der Film bereits mit einer durchaus schockierenden Szene, in der ein Hauseigentümer ob der drohenden Zwangsräumung den Freitod wählt, doch sind es nicht effekthascherisch aufgebauschte Selbstmordszenen - den nämlich bekommt der Zuschauer nicht einmal zu sehen - sondern die diesbezüglichen Äußerungen der von Michael Shannon verkörperten Figur, der einen rundheraus skrupellosen Immobilien-Hai gibt, dem ein Menschenleben nicht viel wert zu sein scheint.


Die Chemie zwischen Shannon und Garfield harmoniert perfekt und Garfield bringt alle möglichen Facetten mit, um seiner Hauptfigur, Dennis Nash, der gerade sein Haus an die Bank verloren hat und dieses durch Zwangsräumung mit seiner Mutter und seinem Sohn verlassen muss, Leben in jeder Art einzuhauchen. Seine Mimik, seine Gestik, vor allem sein emotionales Schauspiel in der Rolle eines verzweifelten Vaters, sind absolut großartig. Der Gegenpart, Michael Shannon, der nicht nur durch seine Körpergröße von 1,90 wahrgenommen wird, sondern hauptsächlich durch sein Auftreten als knallharter Geschäftsmann Rick Carver, der für die Zwangsräumungen verantwortlich ist, spielt, wie immer, absolut fantastisch, verleiht seiner Figur die schmierige, unsympathische Persönlichkeit, die sie benötigt. Der Rest ist ein wunderbares Zusammenspiel beider Darsteller, eine recht spannend und sehr solide umgesetzte Story, sowie vielleicht sogar eine Art Kritik an den mit Zwangsräumungen verbundenen Machenschaften, denn dem Zuschauer wird nicht nur ein mal knallhart gezeigt, dass es hier um Menschen und deren Existenz geht. Schauspielerisch ein wirklich starkes Ding und ein richtig sehenswertes Drama.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: EuroVideo

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