Donnerstag, 21. Juli 2022

Wonder - Wunder (2017)

https://www.imdb.com/title/tt2543472/

August Pullman (Jacob Tremblay), der von allen "Auggie" genannt wird, ist humorvoll, schlau und liebenswert, hat eine tolle Familie und ist dennoch seit seiner Geburt ein Außenseiter. Denn er hat aufgrund eines Gendefektes ein stark entstelltes Gesicht, das es unmöglich erscheinen lässt, dass er auf eine reguläre Schule geht. Stattdessen wird er zu Hause von seiner Mutter Isabel (Julia Roberts) unterrichtet. Als er jedoch zehn Jahre alt wird, diskutieren seine Mutter und sein Vater (Owen Wilson) darüber, ihn nicht vielleicht doch am üblichen Schulbetrieb teilnehmen zu lassen, weshalb er kurz darauf in die fünfte Klasse an der Beecher Prep geht. Dort lernt er trotz anfänglicher Schwierigkeiten, sich mit seinem Äußeren zu arrangieren und findet schnell neue Freunde.

Schön, zugleich traurig, aber auch ungemein Mut machend: Das ist "Wunder", die Adaption des gleichnamigen Romans von R. J. Palacio aus dem Jahr 2012. "Auggie" leidet an einem Gen-Defekt, weshalb sein Gesicht nach zahlreichen Operationen entstellt ist. Etwas, was in der Welt eines Schülers gnadenlos bestraft wird. Bislang wurde er daheim von seiner Mutter (Julia Roberts mit einer weiteren prima Vorstellung) unterrichtet, doch nun naht sein erster Schultag und damit unzählige Konfrontationen, die er zu meistern hat.

"Wenn sie dich anstarren, lass sie einfach starren. Wer etwas ganz Besonderes ist, muss sich nicht verstecken!"


Respektvoll wird mit dem heiklen Thema umgegangen, und dennoch macht es irgendwie Spaß "Auggie" dabei zuzusehen, wie er seinen schwierigen Alltag bewältigt. Während man soeben noch rührselig mit einer Träne gekämpft hat, möchte man im nächsten Moment am liebsten voll dazwischenhauen, wenn die abgefuckten Kids den kleinen, toughen Kerl bis aufs übelste mobben. Noch besser sind dann allerdings deren uneinsichtigen Eltern - frei nach dem Motto: "Mein Kind könnte doch keiner Fliege etwas zu leiden tun. Und wenn dann doch, gibt es am Betragen des eigenen Sprosses gefälligst nichts auszusetzen." Kritik von außen unerwünscht! Eben ganz wie im richtigen Leben… Auch hier würde man allzu gerne mal den einen oder anderen, weit über den Wolken schwebenden Mitbürger, gelegentlich kräftig schütteln.

"Auggie kann nicht ändern wie er aussieht. Vielleicht können wir ja ändern, wie wir sehen."

Und dann diese unendlich vielen tiefsinnigen, emotionalen oder einfach nur schönen Dialoge. Manch einer mag das womöglich kitschig finden; doch hier passt es und ist einfach nur schön! Na klar gibt es auch hier und da einige Tränenzieher-Momente, die sich aber im überschaubaren Rahmen halten.

"Sei gütig, denn alle Menschen, denen du begegnest, kämpfen einen schweren Kampf. Und wenn man erkennen will, wie Menschen sind, braucht man nichts weiter zu tun als hinzusehen."


Selten kommt es vor, dass eine Geschichte den Zuschauer von Anfang an voll mitnimmt und bis zum Ende bei sich behält; "Wunder" hat dies mit Leichtigkeit geschafft. Die verschiedenen Erzählperspektiven bilden mit den astreinen Darstellerleistungen schließlich das i-Tüpfelchen und verleihen "Wunder" einen speziellen Touch, die das Feelgood-Movie auf ein höheres Level hieven. In diesem Zusammenhang seien abschließend die vielen Jungdarsteller, insbesondere der Hauptakteur Jacob Tremblay, nochmals Julia Roberts und selbst Owen Wilson genannt. Letzterer ist gewiss nicht als großer Charakterdarsteller bekannt und wird wohl auch nie einer werden, aber im Rahmen seiner limitierten Möglichkeiten hat er dennoch äußerst positiv überrascht, da man ihm sinnigerweise eine Rolle überlassen hat, die bestens zu ihm passt und somit in schauspielerischer Hinsicht das Optimum aus ihm herausholt. Und das soll in keinster Weise abwertend klingen.

"Hast du schon mal an 'ne Schönheits-Operation gedacht?" - "Haha, die hab' ich schon hinter mir. Es ist harte Arbeit, so gut auszusehen!"

Das Überraschende und Positive an "Wunder" ist, dass obwohl die Prämisse so viel Platz für übertriebenes (oder berechtigtes) Drama und schlimme Wendungen gelassen hätte, hat der Film über die gesamte Lauflänge eine angenehm positive und freundliche Attitüde. Klar, gibt es hier und da auch traurige Szenen, dennoch behält sich der Film einen positiven Vibe vor. Das hätte man im Vorfeld anders erwarten können - gerade weil das Thema so viel Angriffsfläche bietet. Doch wenn der Film zu Tränen rührt, dann sind das vor allem Freudentränen. Vor allem, weil ausnahmslos alle Protagonistin ihr eigenes fehlerhaftes Verhalten in Bezug auf den Umgang mit anderen (wenngleich manchmal auch erst spät) zu erkennen in der Lage sind und nach dem handeln, was wirklich richtig und wichtig ist. Dass das arg konstruiert ist, sollte jedem klar sein. Dennoch passt es bei diesem Film perfekt.

Unterm Strich könnte man sagen, dass man mit "Wunder" "Der kleine Prinz 2.0" gesehen hat, denn die Kernaussage des Films ist im Wesentlichen dieselbe wie die des Literaturklassikers von Antoine de Saint-Exupéry: Entscheidend sind nämlich die inneren Werte und nicht Äußerlichkeiten. Mit "Wunder" gelingt eine tolle filmische Umsetzung dieser Botschaft. Natürlich ist das alles sehr emotional, doch nie in Tränenkitsch umschlagend. Auch Dank Owen Wilsons Figur, die in den richtigen Momenten eine gewisse Leichtigkeit einbringt. Auch das Erzählen aus verschiedenen Blickwinkeln ist ein gelungener Filmkniff. Ein tolles Drehbuch, überzeugende Darsteller und eine Regie die alles im Griff hat. Ein optimistischer Film, den man sich ohne Reue ansehen kann. "Wunder" ist so vieles, vor allem aber ein großer Mutmacher. 

8,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Capelight

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