Montag, 3. Mai 2021

Dog Years - The Last Movie Star - Die Reise seines Lebens (2017)

https://www.imdb.com/title/tt5836316/

Die fetten Jahre sind längst vorbei, das muss der gealtertete Leinwandtitan Vic Edwards (Burt Reynolds) so langsam einsehen. Der Filmstar durfte einst auf keinem roten Teppich fehlen, doch heutzutage wird er nur noch zu popeligen Fan-Conventions und Dorf-Preisverleihungen eingeladen. Vom Glanz vergangener Tage ist im Leben des Schauspielveteranen nicht mehr viel zu sehen. Und die Tatsache, dass sein irdisches Vermächtnis selbst noch zu Lebzeiten aus dem Bewusstsein der Menschen zu verschwinden scheint, stürzt die Hollywoodlegende in eine tiefe Sinnkrise. Ob ihn die Assistentin Lil McDougal (Ariel Winter) und Dampfplauderer Doug McDougal (Clark Duke) aus seiner Lethargie reißen können und Edwards in der generationsübergreifenden Freundschaft wird Edwards vielleicht doch noch klar wird, dass Ruhm nicht alles ist?  

Burt Reynolds in einer seiner letzten Rollen. Reynolds, sagte einmal von sich selbst, dass er viel lieber Charakter-Darsteller geworden wäre, doch schließlich den Trends folgte.Er bereute, dass seine Filme keine zeitlosen Klassiker geworden waren. Als Reynolds diese Worte sagte, war es bereits zu spät. 

Mit "The Last Movie Star" lässt Burt Reynolds nun nicht nur die Höhen seines Schaffens Revue passieren, sondern vor allem seine Tiefen und dessen Konsequenzen. Aus dem muskulös-drahtigen, charismatischen Mann ist ein gebrechlicher Greis geworden, dem sich die Zeichen der Zeit in den gesamten Körper gestanzt haben. Mit der Einladung zu einem Filmfestival, auf dem Vic den Preis für sein Lebenswerk entgegen nehmen soll, scheint sich der ehemaligen Größe noch einmal die Chance zu bieten, sich ein bisschen Restwürde zu bewahren und das eigene Ego streicheln zu lassen. Anstatt bis zum Rand gefüllte Kinosäle, rote Teppiche und üppige Limousinen aber erwartet Vic eine Bar voller Nerds, die seine Filme auf einer Miniaturleinwand im Nebenzimmer projizieren. Nicht nur Vic scheint vom Leben eingeholt, auch seine Kunst ist diesem Schicksal anheim gefallen.

Dieses Phänomen kennt man schon aus Filme wie "The Wrestler“,“JCVD“ oder “Birdman“. Das Drehbuch zu "The Last Movie Star" schrieb Regisseur Adam Rifkin nur für Burt Reynolds. Ohne dessen Engagement hätte der aus Illions stammende Autorenfilmer das Projekt auf sich beruhen lassen, was nur konsequent erscheint, ginge dem Film doch jedwede Sinnhaftigkeit abhanden, würde sich in der Hauptrolle nicht der echte Burt Reynolds zu seiner letzten großen Vorstellung aufschwingen. In diesem Fall allerdings brauchen wir nicht weiter im Konjunktiv sprechen, denn der "Ein ausgekochtes Schlitzohr"-Star hat durchaus erkannt, welches Potenzial in diesem selbstreflektorischen Nostalgietrip liegt und beweist sich in der Rolle des Vic Edwards nicht nur als begabter Charakter-Darsteller, sondern auch als weitsichtiger Mensch, der bereit ist, den schwerwiegenden Fehlern seines Lebens ins Gesicht blickt.

Natürlich bringt es etwas Berührendes mit sich, Burt Reynolds noch einmal in einer Hauptrolle glänzen zu sehen - und dann noch in einer so introspektiven. Nicht zuletzt aus dem Grund, weil Reynolds inzwichen tatsächlich verstorben ist, noch bevor er sich in Quentin Tarantinos "Once Upon A Time In Hollywood" ein weiteres Denkmal setzen lassen konnte. Dieses filmische Abschiednehmen gibt sich erwartungsgemäßg ganz der Sentimentalität seines Protagonisten hin und sträubt sich auch nicht davor, die bitteren Entscheidung von Vic respektive Burt anzusprechen. In "The Last Movie Star" spielt sich Reynolds also eigentlich selbst - nur mit anderem Namen. Man spürt, dass Reynolds sehr krank ist. Nur wenige Monate nach Beendigung des Films starb er. 

Leider entwickelt sich "The Last Movie Star" vor allem im letzten Drittel zu einer zu penetrant gestalteten Hommage an eine ehemalige Koryphäe der Leinwand, die hier um in ihrem aufrichtigen Spiel zwar gekonnt um Vergebung bitten darf, die Inszenierung von Adam Rifkin hämmert allerdings doch zu grobschlächtig auf der Emotionsklaviatur herum. Schlussendlich gehört aber den Film Burt Reynolds, der eine gute Leistung zeigt und der ein fast schon krönender Abschluss seiner Karriere ist.

7,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Koch Films

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