Sonntag, 2. Mai 2021

The Climb (2019)

https://www.imdb.com/title/tt8637440/

Zwei Freunde sind in den Bergen im Hinterland der Côte d’Azur mit ihren Fahrrädern unterwegs. Der eine ist ein passionierter Radrennfahrer, der andere ein blutiger Amateur. Als Michael seinem Freund erzählt, dass er mit dessen Verlobter eine mehrjährige Affäre hatte, fällt Kyle fast aus allen Wolken. Auch wenn Michael ihm versichert, dass das Ganze schon lange her ist, ist die Stimmung bei der gemeinsamen Radtour im Eimer. Doch ihre Freundschaft wurde in der Vergangenheit mehr als nur einmal auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Und dann wird Mike auch noch von einem Citroën 2CV-Fahrer verprügelt und landet im Krankenhaus, wo schließlich Ava auftaucht…

Bei Filmen, die das Publikum zum Lachen anregen sollen gibt es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Ein Treffer oder eine Niete. Dazwischen gibt es fast nichts und der Film gleitet schnell in die Mittelmäßigkeit. Oft ist der Humor auch zu bemüht, oft wird übertrieben, er ist zu altbacken, zu Tode zitiert und geklaut, und im ungünstigsten Fall sexistisch oder auf Minderheiten herumreitend. Bei "The Climb " ist das nicht so. Situationskomik, manchmal slapstickartig inszeniert, teilweise viel düsterer Humor und zuweilen auch etwas bitter... da erinnert der Film in der Kombination aus Tragik und Lustigkeit an "I, Tonya". Die fragmentarische Tragikomödie ist insgesamt schon recht eigen, einerseits nah an den Menschen dran, dann wieder sehr absurd, ist authentisch, rau und verspielt in einem. Sie lässt einen am Leben teilhaben und dabei vieles hinterfragen - sowohl am Geschehen wie bei einem selbst.

"The Climb" dürfte aber auch nur ein kleines Publikum vollumfänglich ansprechen. Zu speziell gestaltet sich die Machart des Films hinsichtlich seiner Fokussierung auf die Höhen und Tiefen einer von Skurrilitäten umrahmten Freundschaft. Die Stärke des Films ist zugleich seine Schwäche, da ein emotionaler Zugang zum Geschehen und den Akteuren durch die eigenartige Erzählweise häufig verwehrt bleibt, denn die tolle Inszenierung lässt oft bewußt wichtige Infos außen vor, die erst später via Dialog oder Kamerafahrt aufgedeckt werden. Oder auch mal gar nicht. Die beiden Hauptcharaktere, zwei Männer die eine lebenslange und nicht immer einfache Freundschaft verbindet, werden vom Regisseur und Autor Michael Angelo Covino und vom Drehbuch-Co-Autoren Kyle Marvin gespielt. Der Film ist in diverse Kapitel eingeteilt, zwischen denen immer eine erstmal unklare längere Zeit liegt. Besonders die Kamera ist ganz toll: mal benimmt sie sich wie bei einer Sportreportage, dann distanziert sie sich oder fährt ganz na an den Charakter heran. Die Darsteller sind durch die Bank wunderbar. 

Die kreative Kameraarbeit jedoch sticht deutlich positiv heraus. Wie in einem der stärksten Segmente des Films geht diese auf Distanz, beobachtet von außen und verwehrt sich einer Bewertung der Agierenden. Trotz des wilden und manchmal wirren Drumherum und der relativ skizzenhaften Zeichnung der beiden Hauptcharaktere findet sich der Zuschauer in ihnen sofort wieder. Es bleibt ein Rätsel wie der Film es geschafft, das die Kunst des Weglassens (und im richtigen Moment das passende sagen und zeigen) hier so gut funktioniert.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: EuroVideo

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