In einer alternativen Gegenwart leben Menschen und übernatürliche Wesen wie Elfen, Feen und Orks friedlich gemeinsam auf der Erde. Doch zwischen den Spezies gibt es Spannungen. Der menschliche Cop Daryl Ward (Will Smith) bekommt mit Nick Jakoby (Joel Edgerton) einen Partner an die Seite gestellt, der Ork ist. Die Kollegen sorgen für Aufsehen, weil es ein Team wie ihres bisher nicht gab. Eines Nachts machen Daryl und Nick auf Routinepatrouille eine mysteriöse Entdeckung: ein Relikt, das viel Chaos anrichten könnte, wenn es in die falschen Hände gerät. Daryl und Jakoby müssen das Artefakt sicherstellen und die junge Elfe Tikka (Lucy Fry), die Eigentümerin des Zauberstabs, beschützen. Sie müssen einsehen, dass die Mission nur gelingt, wenn sie sich zusammenraufen und ihre persönlichen Differenzen beilegen. Der feindliche Ansturm beginnt…
"Bright" von "Training Day"-Autor und "Suicide Squad"-Regisseur David Ayer ist ein Paradebeispiel für schlechtes Worldbuilding und schlechtes Storytelling. Die Idee einer Urban-Fantasy-Welt, in der die Rassen aus Filmen wie "Onward" in einem modernen Setting miteinander auskommen müssen, ist in filmischer Hinsicht ja tatsächlich sehr originell. Dabei auch sozialkritische Bezüge in die Geschichte einzubauen und auf die - vor allem in Amerika - immer noch alltägliche Diskriminierung von Minderheiten anzuspielen, ist an sich zudem ein löbliches Unterfangen. Und das Ganze als Buddycop-Movie aufzuziehen, hat auch einen gewissen Reiz. Nur hat man es sich bei der Umsetzung leider viel zu einfach gemacht. Dass Orks hier für Afroamerikaner und Elfen für die versnobte, reiche weiße Oberschicht stehen, ist im Film von Anfang an offensichtlich. Der Vorspann mit den amüsant gestalteten Ork-Graffiti ist noch ganz nett, im weiteren Verlauf wird die Anti-Rassismus-Botschaft des Films aber mit dem Holzhammer auf die Zuschauer eingeprügelt.
Die kulturellen Bezüge, welche hier auf die verschiedenen Fabelwesen angewandt werden, ergeben teilweise außerdem keinen wirklichen Sinn. Dass die in den meisten Fantasywerken als anmutig und aristokratisch beschriebenen Elfen in "Bright" gewissermaßen die Schickeria verkörpern, mag ja noch passend sein. Wenn die Orks in Kleidung, Gebaren und Umgangssprache hingegen an allseits bekannte Gangsta-Rapper aus Ghettos erinnern, die Musik, die sie spielen und hören, aber Deathmetal ist, geht diese Mischung überhaupt nicht auf (auch wenn es zugegebenermaßen ganz witzig ist, wenn Jakoby Ward gegenüber "Hammer Smashed Face" von Cannibal Corpse als "eines der schönsten Liebeslieder" bezeichnet). Doch auch verschiedene popkulturelle Anspielungen wollen nicht funktionieren. Das Hauptproblem mit der Ausarbeitung dieser fiktiven Welt ist nämlich, dass sie unserer zu sehr ähnelt. Vermutlich aus Budgetgründen hat man sich die Mühe gespart, eine eigenständige Architektur und Gesellschaft auszudenken und stattdessen einfach die Handlung in Los Angeles angesiedelt und willkürlich Fantasywesen und -elemente wie Zauberstäbe da reingeworfen. Und das will eben einfach nicht zusammenpassen. Die Erwähnung des "Dunklen Lords" legt ja auch einen alternativen Geschichtsverlauf nahe, deswegen erscheint es ebenfalls fehl am Platz, wenn reale historische Begebenheiten wie die Schlacht von Alamo referenziert werden.
Doch auch die Story ist nicht wirklich ausgereift. Mehrmals wird im Film erwähnt, dass die beiden Polizisten in eine Prophezeiung hineingeraten sind. Was der Inhalt dieser Prophezeiung ist, vom wem sie stammt und warum sie so wichtig ist, wird an keiner Stelle erklärt. Der Handlungsverlauf an sich erscheint dazu ziemlich konstruiert, vor allem, wenn sich im Showdown herausstellt, dass es sich bei Ward natürlich auch um einen der titelgebenden "Brights" handelt. Zudem ist selbiger Charakter ein Unsympath und bleibt das bis zum Schluss. Was vermutlich auch mit der Besetzung zusammenhängt. Will Smith, der die Rolle vor allem aus dem Grund annahm, weil es ihn reizte, mal einen afroamerikanischen Rassisten darzustellen, scheint zwar viel Spaß bei den Dreharbeiten gehabt zu haben, geht einem mit seinem arroganten, pseudocoolen Gehabe aber einfach nur auf die Nerven. Joel Edgerton als Jakoby, der unter dem Ork-Make-Up kaum zu erkennen ist, macht seinen Part da schon besser. Sein Charakter, der sowohl von seinen Artgenossen, die ihn als Verräter betrachten, als auch von seinen Kollegen verachtet wird, die in ihm nur den Ork sehen, ist die wohl interessanteste Figur des Films, da sie den Zwiespalt verkörpert, in dem sicher viele Polizisten in der realen Welt stecken, die diskriminierten Minderheiten angehören. Das wird im Film zwar eher plump umgesetzt, Edgerton gelingt es aber, Sympathie für seine Rolle aufzubauen.
Probleme hat "Bright" auch noch wegen seines Humors. Die zu bemüht auf cool getrimmten Sprüche und Wortgefechte der beiden Hauptfiguren sind nur leidlich amüsant und reizen zumeist nur zu einem müden Lächeln. Aber es ist nicht alles an "Bright" misslungen. Kameramann Roman Vasyanov fängt einige schöne Ansichten des nächtlichen, hell erleuchteten L.A. ein. Die zuweilen recht blutigen Schießereien halten durchaus bei Laune. Der Soundtrack an sich macht ebenfalls Spaß und setzt sich sowohl aus Titeln von bekannten R'n'B- und Hiphop-Künstlern wie Snoop Dogg, Machine Gun Kelly, Bebe Rexha und Camila Cabello wie auch - als krasser Gegensatz - aus Metalsongs, die hier von den Orks performt werden, zusammen. Das Ork- und Elfen-Make-Up kann sich außerdem echt sehen lassen (Lucy Fry, Noomi Rapace und Veronica Ngo sehen als Elfen einfach umwerfend aus) und auch die, meist in Verbindung mit dem leuchtenden Zauberstab, eingesetzten Computereffekte sind größtenteils gelungen.
Wenn man über all die logischen Ungereimtheiten und nicht zu Ende gedachten Anspielungen nicht weiter nachdenkt und "Bright" einfach als Actionkomödie mit vereinzelten Fantasy-Elementen betrachtet, kann man mit dem Film durchaus Spaß haben. Wirklich ärgerlich ist aber das gewaltige verschenkte Potenzial. Die Idee einer Fantasywelt, die sich in technologischer und gesellschaftlicher Hinsicht unserer Gegenwart angenähert hat, ist nämlich sehr reizvoll und bietet viel Stoff für interessante Geschichten. Umso trauriger ist, was man hier daraus gemacht hat. Drehbuchautor Max Landis, der sich übrigens in der Post-#MeToo-Zeit durch sein ekelhaftes Verhalten gegenüber Frauen in Hollywood selbst ins Aus befördert hat, zeigte hiermit, dass er nicht viel Talent im Ausarbeiten eines in sich stimmigen Filmuniversums besitzt. Bleibt zu hoffen, dass David Ayer bei der geplanten Fortsetzung die größten Fehler ausbügelt und die Möglichkeiten ausnutzt, die in dem Stoff schlummern.
5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
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