https://www.imdb.com/title/tt7131622/
1969: Die große Zeit der Western ist in Hollywood vorbei. Das bringt die
Karriere von Western-Serienheld Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) ins
Straucheln. Der Ruhm seiner Hit-Serie "Bounty Law" verblasst mehr und
mehr. Gemeinsam mit seinem Stuntdouble, persönlichen Fahrer und besten
Freund Cliff Booth (Brad Pitt) versucht Dalton, in der Traumfabrik zu
überleben und als Filmstar zu neuem Ruhm zu gelangen. Als ihm
Filmproduzent Marvin Schwarz (Al Pacino) Hauptrollen in mehreren
Spaghetti-Western anbietet, lehnt Rick ab – er will partout nicht in
Italien drehen und von dem Sub-Genre hält er auch nichts. Stattdessen
lässt er sich als Bösewicht-Darsteller in Hollywood verheizen und wird
regelmäßig am Ende des Films von jüngeren, aufstrebenden Stars
vermöbelt. Während die eigene Karriere stockt, zieht nebenan auch noch
der durch "Tanz der Vampire" und "Rosemaries Baby" berühmt gewordene
neue Regiestar Roman Polanski (Rafal Zawierucha) mit seiner Frau, der
Schauspielerin Sharon Tate (Margot Robbie), ein. Derweil will Cliff
seinem alten Bekannten George Spahn (Bruce Dern) einen Besuch in seiner
Westernkulissenstadt abstatten. Dort hat sich inzwischen die Gemeinde
der Manson-Familie eingenistet. Mit Pussycat (Margaret Qualley) hat der
Stuntman schon Bekanntschaft gemacht...
Als Künstler hat man es nicht leicht. Egal ob Musiker, Schauspieler, oder eben Regisseur.
Man wird immer, egal was man anstellt, bei einem neuen Werk an
seinem Vorgänger, seinem größten Erfolg, oder mit seiner
kommerziellesten und massentauglichsten Arbeit konfrontiert und
gemessen.
Kein Werk kann quasi nur für sich stehen.
Und wenn man sich, wie im Fall von Quentin Tarantino ein solches Standing
aufgebaut hat, und dank kommerziell erfolgreicher Filmen wie "Django Unchained"
längst nicht nur verkopfte Filmnerds anspricht, sondern auch
das Mainstreammassenpuplikum, sind die Erwartungen natürlich immens hoch.
Doch Tarantino hat einfach Narrenfreiheit. Er kann seine nerdigsten Vorlieben
in Überlänge auf die Leinwand loslassen und man genießt trotzdem jede
Sekunde davon - ohne dass Langeweile aufkommt. Hollywood der 60er Jahre in bunten Bildern, der Soundtrack, Kamera,
und Schauspiel spielt, wie erwartet, in der Topliga. Was man nicht erwarten würde, ist, dass einem die beiden Buddys Rick und Cliff so ans Herz wachsen. Das Klischee eines abgehalfterten Schauspielers und Brad Pitt
als eine der coolsten Tarantino-Figuren seit "Pulp Fiction". Tarantino
ist, wenn man Spass daran hat im Kino zu sitzen und Dicaprio dabei
zuzusehen, wie er minutenlang eine Westernrolle mimt, von dessen
Handlung man den Kontext gar nicht kennt. Und bei den unzähligen
Anspielungen, Details und Medien im Medium ist es eine Freude,
den Film noch einige Male zu sehen. Ein smoothes Märchen aus einer
interessanten Zeit mit schön überzogenen historischen Anpassungen.
Anstatt Nazis kriegen halt diesmal die Hippies ihr Fett weg. Das ist der neunte Film von Legende Quentin Tarantino.
Die Stimmen zu seinem neuesten Werk sind dafür viel schärfer und auch deutlicher ausgefallen, als noch bei "The Hateful Eight". Damit müsste jeder, der sich auch nur etwas für Filme interessiert, also schon vor seinem Kinobesuch gelesen haben dass der Film beispielsweise keine richtige Handlung, sondern nur einen roten Faden hat, es mal wieder endlos lange Dialoge und Einstellungen gibt,
man nicht auf so etwas wie Action oder Spannung hoffen sollte, und das es im Grunde garnicht um die Manson-Morde geht. Natürlich wurde der Film diesbezüglich auch etwas falsch vermarktet und verkauft. So fair muss man auch sein.
Dieses letztgenannte Thema, was wirklich nur einen minimalen Raum im Film einnimmt, sollte man besser aus seinen Erwartungen streichen. Also ja, Tarantinos neuer Film polarisiert so stark wie kein anderer seiner Filme und man kann verstehen, dass dies eben nicht allen Zuschauern gefällt. Daher ist es am besten, wenn im Vorfeld überhaupt nichts von "Once Upon A Time In... Hollywood" weiß.
Aber deswegen von einem Kinobesuch abraten? Nein! Denn damit ist ja niemanden geholfen. Nicht dem Film-Nerd, der schon seit frühen Tagen Wortgefechtfilme aufgesogen hat,
und im Grunde nicht mehr als eine gute Kameraarbeit, scharfe Dialoge inklusive talentierter Schauspieler braucht,
und auch nicht dem eher mainstreamorientierten Zuschauer, der mit Spannung, Action oder Witz unterhalten werden möchte.
Tarantino hat sich natürlich selber in diese Zwickmühle gebracht, scheint sich dieser vollkommen bewusst zu sein,
sägt scheinbar mit voller Absicht an diesem Erwartungsdruck und scheint grinsend zu sagen "Friss oder stirb!" Und so kann er bei seinem zehnten Film ganz entspannt machen worauf er Lust hat.
Die Erwartungshaltung wird nach "Once Upon A Time In... Hollywood" und "The Hateful Eight" auf jeden Fall nicht mehr so hoch sein wie jetzt.
Dafür hat man dann hoffentlich ein bisschen die Spreu vom Weizen getrennt.
Oder doch nicht? "Once Upon A Time In... Hollywood" jedenfalls ist ein genialer Film. Er reiht sich nahtlos in die Filmographie Tarantinos ein und versteht es, seinen Zuschauer über knapp 3 Stunden bei der Stange zu halten. Warum? Weil man hier nie weiß, was als nächstes passieren wird. Das geht so weit, dass man es kaum wagt die Augen auch nur eine Sekunde von der Leinwand zu nehmen, aus Furcht, man könne etwas Essentielles verpassen. Und trotzdem ist er nicht Tarantinos Topfilm. Dafür hätte es noch ein paar geschliffenere Dialoge mehr gebraucht.
Diese sind hier nämlich nicht so ausgefeilt wie in seinen anderen Filmen.
Auch die Musikauswahl ist nicht schlecht, ja sogar richtig gut, aber dann doch etwas zu gewöhnlich.
Doch das ist - einmal mehr - ein Jammern auf hohem Niveau.
Was natürlich absolut top ist, ist die Kameraarbeit von Tarantino
Stammkameramann Robert Richardson, der sich hier mal so richtig austoben
durfte, und der trägen Geschichte so seinen ganz eigenen Drive
aufdrückt.
Auch die grandiose Ausstattung und die vielen kleinen und verspielten Details sind wunderbar und schön anzusehen.
Alleine das rechtfertigt den Kinobesuch.
Witzig sind natürlich alle Anspielungen auf alte Spaghetti Western, abgehalfterte Stars und das Kino der 50er und 60er Jahre mit beispielsweise einer großartigen Szene aus "Gesprengte Ketten"). Wer sich da ein wenig auskennt, macht hier eigentlich auch nichts verkehrt.
Das alles ist aber im Grunde nicht der Rede wert. Denn ohne diese Wahnsinns-Besetzung hätte der Film nicht funktioniert.
Und hier ist das wirklich genau so zu verstehen und ist nicht einfach nur so daher gesagt.
Ohne Leonardo DiCaprio & Brad Pitt hätte das alles nicht funktioniert.
DiCaprio zeigt einmal mehr dass er der beste Schauspieler seiner
Generation ist, und Pitt macht klar dass er immer noch eine verdammt coole Sau und dazu bestens in Form ist. Und diese beiden eigentlich komplett verschiedenen Typen, geben eines der coolsten Filmduos der jüngeren Vergangenheit ab.
Es macht so verdammt viel Spaß die beiden durch Hollywood zu
begleiten. Ihnen bei ihren ganz normalen, und völlig unterschiedlichen,
teilweise banalen und eigentlich völlig uninteressanten Tagesaktivitäten
zu zusehen. Auch Margot Robbie als Sharon Tate ist natürlich eine Punktlandung.
Aber natürlich sind da noch der ganze Haufen Gaststars, die es leider nie über diesen Titel hinaus schaffen, und traurigerweise
keine Chance bekommen sich aus den großen Schatten von Pitt & DiCaprio heraus zu spielen.
Dafür bekommen sie leider viel zu wenig Screentime. Al Pacino hat dabei noch die dankbarste Aufgabe,
und Kurt Russell darf als Anlehnung an seine Rolle in "Death Proof" noch einmal einen Stuntman - allerdings in anderer Form - spielen.
Solche Verweise, etwa auf andere Filme des Regisseurs oder ganz offensichtliche Hommagen gibt es natürlich auch wieder etliche.
Also alles in allem kann man mit "Once Upon A Time In... Hollywood" seinen Spaß haben. Man sollte über diesen Film nichts wissen, und schon gar nicht das trügerische Marketing hören. Man sollte sich entspannt und hochgespannt in den Sessel fallen lassen und diesen Film, diese Geschichte einfach genießen. Und wenn man die vielen Director's Trademarks, wie Tarantinos Fußfaible, die Packung "Red Apple" (über die sich (ungewöhnlicherweise) im Abspann noch lustig gemacht wird oder Crash-Zooms. Das alles trägt die Handschrift des Meisters. Und Freunde Tarantinos kommen hier voll auf ihre Kosten.
8,5/10
Die Limited Vinyl Collector's Edition enthält neben der 4K Ultra HD Bu-ray und Blu-ray eine exklusive Mini-Edition des MAD Magazine, eine Vinyl Single mit zwei der groovigsten Songs des Soundtracks (einschließlich eines Turntable-Adapters) und ein Vintage Poster aus dem Film.
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