Montag, 31. Mai 2021

Napola - Elite für den Führer (2004)

https://www.imdb.com/title/tt0384369/

Deutschland, 1942: Der 17-jährige Friedrich (Max Riemelt) wird bei einem Boxkampf im Berliner Stadtteil Wedding von Heinrich Vogler (Devid Striesow) beobachtet, seines Zeichens Ausbilder am (fiktiven) "Napola Allenstein", einem Eliteinternat der Nazis. Er rät dem Jungen, beizutreten. Um zur zukünftigen nationalsozialistischen Spitze zu gehören, fälscht Friedrich sogar die Unterschrift des regimekritischen Vaters (Alexander Held). Der Alltag an der Schule ist hart, doch Friedrich findet in Albrecht Stein (Tom Schilling), dem Sohn eines brutalen Gauleiters (Justus von Dohnanyi), einen Freund. Dieser ist sehr sensibel und droht unter dem knallharten Drill der Einrichtung und der distanzierten Art seines Vaters zu zerbrechen. Nach einem Einsatz, bei dem unschuldige Flüchtlingskinder erschossen werden, beginnen Friedrich und Albrecht allmählich am Sinn und an den Werten der Napola zu zweifeln. Friedrich sieht sich gefangen zwischen seinem Wunsch nach Anerkennung und seinen stetig wachsenden Zweifeln an dem Regime.

Mit "Napola" ist Regisseur Dennis Gansel ein wichtiges Aushängeschild für den deutschen Film gelungen. Deutsche Filme, die sich mit der deutschen Vergangenheit beschäftigen sind meistens echte Hingucker. Da ist "Napola" keine Ausnahme, denn dieser Film beschäftigt sich sehr intensiv mit dem (fiktiven) Internat einer Hitler-Schule. Hinzu kommt ein extrem starker Max Riemelt, der sowieso zu den besten deutschen Schauspielern gehört. "Napola" ist ein aufwühlender Film, der sehr unter die Haut geht, aber auch wahnsinnig wütend macht. Am Ende bleibt man mit einer gewissen Leere zurück, weil man im Hinterkopf hat, wie es mit der deutschen Geschichte damals weiter ging. Doch "Napola" ist zu keiner Sekunde plakativ oder belehrend ist. Der Film prügelt nicht mit dem Holzhammer auf den Zuschauer ein, nur um zu zeigen wie böse die Zeit war. Gansel inszeniert den Stoff eher trocken und zeigt, wie hart die Ausbildung auf der fiktiven Napola war. Dennoch wird natürlich deutlich, was für eine unvorstellbare Zeit der Nationalsozialismus war. Der Film hat zahlreiche Momente, die einem den Magen verdrehen und Tränen verursachen können. "Napola" ist zudem auch angenehm kurzweilig und wurde an keiner Stelle künstlich in die Länge gezogen.

Max Riemelt, Tom Schilling - überhaupt ist die gesamte schauspielerische Leistung in diesem Film unfassbar stark. Jeder Charakter ist auf seine Art einprägsam und einige bleiben einem noch nachhaltig im Gedächtnis. Aber es sind vor allem die beiden Erstgenannten, die hier eine Weltklasse Performance abliefern und eine fantastische Chemie haben. Jeder Dialog ist überzeugend auf den Punkt gebracht. Durch die starke Performance dieser zwei Schauspieltalente bleiben die Nebencharaktere ein klein wenig auf der Strecke. "Napola" ist einer der wenigen Filme, bei dem man durchaus noch länger hätte zuschauen können, weil man einfach noch so viel mehr über die Nebenfiguren erfahren möchte. Dennoch spielen alle Nebendarsteller grandios aus. Egal ob Jonas Jägermeyr als Christoph, Thomas Drechsel als Hefe oder Justus von Dohnányi als Heinrich Stein, alle Charaktere bleiben nachhaltig im Gedächtnis.

"Napola" ist aufwühlend, beängstigend und erschütternd. Dieser deutsche Film ist eine Sternenstunde des deutschen Kinos und bietet grandiose Schauspielkunst, gut geschriebene Dialoge und brillante Regie-Arbeit. Der Film geht unter die Haut und lässt einen so schnell nicht mehr los. Die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte wird hier sehr beeindruckend aufgezeigt und ohne Klischees inszeniert. Nur an "Der Untergang" kommt der Film nicht ganz heran.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Constantin Film

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