Die Karriere von Riggan Thomson (Michael Keaton) ist quasi am Ende. Früher verkörperte er den ikonischen Superhelden Birdman, doch heute gehört er zu den ausgedienten Stars einer vergangenen Ära. In seiner Verzweiflung versucht er, ein Broadway-Stück auf die Beine zu stellen, um sich und allen anderen zu beweisen, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört. Als die Premiere näher rückt, fällt Riggans Hauptdarsteller unfallbedingt aus. Der Regisseur findet mit Mike Shiner (Edward Norton) schnellen Ersatz – der jedoch nicht nur ein genialer Schauspieler, sondern auch ein exzentrischer Choleriker ist und Riggans Tochter Sam (Emma Stone) anbaggert, die gerade einen Drogenentzug hinter sich gebracht hat. Zusätzlich unter Druck gesetzt wird der gebeutelte ehemalige "Birdman" von seiner Freundin Laura (Andrea Riseborough), die erzählt, von ihm schwanger zu sein. Ex-Frau Sylvia (Amy Ryan) schneit ebenfalls immer dann herein, wenn die Künstlernerven gerade ohnehin wieder besonders angespannt sind...
Wer sich hier aufgrund der vielen kritiken auf einen schrägen Film freut, der wird von diesem großartigen Stück Film vielleicht und letzten Endes doch noch überrascht. Es ist "Birdman". Ein Film wie eine Ode an das Kino und an das Schauspiel. Man gelangt auf eine beinahe unbeschreibliche Art und Weise in den Lebenskosmos eines Schauspielers. Eines Schauspielers, der nicht mehr zwischen reellem Leben und gespielter Rolle unterscheiden kann. Eines Schauspielers der an den Fließbändern der Traumfabrik selbst Tag für Tag arbeitete und immer noch arbeitet und dadurch zum psychichen Wrack wird. Ein Schatten seiner selbst, nie wirklich frei und durch und durch gefangen, denn etwas anderes als gefangen sein kann er nicht mehr, will er nicht mehr.
Seine Lebensaufgabe und gleichzeitig sein Fluch. "Birdman" rangiert zwischen Internetruhm, Popularitätswahn, hinter den Kulissen des Theaters/Kinos und dem Leben an sich hin und her und ergötzt sich an seiner philosophischen Vielschichtigkeit. Wer hier nicht zum Sinnieren angeregt wird, dem kann man dann wohl auch nicht mehr helfen.

"Birdman" ist alles andere als simpel und so muss man eben als Beobachter mitdenken und wenn man dann schließlich hinter die Gedanken von Regisseur und Leitdenker Iñárritu kommt, dann fragt man sich an mancher Stelle schon, ob das noch aus dem Gehirn eines "Normalsterblichen" stammen kann. Hier greift alles ineinander: voyeuristische Kamera, instrumentaler Soundtrack und überragendes Schauspiel. Hier muss der Hauptdarsteller gleichzeitig Regisseur, Schauspieler, fiktive Heldenfigur, Familienvater und psychisches Wrack in einem spielen und genau das macht Michael Keaton mit einer Bravour, die wohl ihresgleichen sucht.
Das Schönste an dem FIlm ist jedoch, dass man sich mal so richtig, also ohne technischen Schnickschnack, auf die Leistungen der Schauspieler konzentrieren kann. Die Steadicam sorgt nämlich immer dafür, dass sie nahe bei ihnen bleibt, und das verlangt auch schon dadurch von ihnen etwas ab. Und so reihen sich auch all die anderen Darsteller (unter ihnen Edward Norton, Emma Stone, Zach Galifianakis und Naomi Watts) dort nahtlos mit ein und jeder für sich spielt hier über allen Ansprüchen, die man vorher gehabt haben könnte.
Letzten Endes ist und bleibt "Birdman" in allen Belangen und aktuell unangetastet und erhaben, bei all seiner Brillanz aber auch ein hartes Stück Arbeit für den Zuschauer und sicherlich nichts für einen entspannten Sonntagnachmittag, bei dem man getrost das Gehirn gleich im Bett lassen kann. Und trotzdem sollten man den Film unbedingt anschauen!
8/10
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