Montag, 31. Mai 2021

Call Me By Your Name (2017)

https://www.imdb.com/title/tt5726616/

Norditalien, 1983: Familie Perlman verbringt den Sommer in ihrer mondänen Villa. Während der 17 Jahre alte Sohn Elio (Timothée Chalamet) Bücher liest, klassische Musik hört und keinen Flirt mit seiner Bekannten Marzia (Esther Garrel) auslässt, beschäftigt sich sein Vater (Michael Stuhlbarg), ein emeritierter Professor, mit antiken Statuen. Für den Sommer hat sich der auf griechische und römische Kulturgeschichte spezialisierte Archäologe mit Oliver (Armie Hammer) einen Gast ins Haus geholt, der ihm bei seiner Arbeit zur Seite stehen soll. Der selbstbewusste und attraktive Besucher wirbelt die Gefühle des pubertierenden Elio ganz schön durcheinander. Während sich langsam eine Beziehung zwischen den beiden anbahnt, merkt Elio, dass er trotz seiner Intelligenz und der Bildung, die er dank seines Vaters und seiner Mutter Annella (Amira Casar) genießt, noch einiges über das Leben und die Liebe lernen muss...

In der Verfilmung des gleichnamigen Romans von André Aciman findet sich, neben der schönen, einfühlsam und weitgehend diskret vorgetragenen Geschichte und den beiden sehr talentierten Hauptdarstellern, eine große Stärke in der selbstbewussten Inszenierung. Der Film hängt sich in seiner Machart nicht massiv an dem Faktum der Homosexualität auf und hält sich zudem auch mit Gesellschafts- und Moralkritik zurück. Stattdessen nimmt er die Beziehung zwischen Elio und Oliver als (beinahe) gewöhnliche Sommerromanze hin, die wie jede Beziehung mit Höhen und Tiefen, sowie kleinen und größeren Konflikten zu kämpfen hat. Dabei folgt die Darstellung der Beziehung einem vor allem intim und verletzlich geprägten Grundtenor; nachdenkliche Melancholie, Unsicherheit, aber auch Experimentierfreude und Entdeckerlust dominieren das Geschehen zwischen den beiden jungen Männern. Gudagnino scheut sich zwar nicht vor sexuellen Aspekten, rückt diese aber höchstens formell ab und an ins Zentrum, niemals inhaltlich. Sexuelle Handlungen fungieren hier kaum als solche in Reinform, sondern fast ausschließlich als Demonstration von Emotionen und Entwicklungen im beziehungsinternen Machtgefüge: Vertrauen, Dominanz, Ärger. Damit schafft dieser Film etwas außergewöhnliches und ist damit einer der ersten seiner Art, nämlich, einen Film über eine homosexuelle Beziehung zu einem Beziehungsdrama statt wie üblich zu einem (Homo-)Sexualitätsdrama werden zu lassen. Die größte Schwäche des Werks manifestiert sich jedoch in dem zeitweise schon fast einschläfernden Erzähltempo und der dadurch etwas faden, strikt linear gehaltenen Erzählstruktur. Man muss schon Lust auf eine sehr ruhige Geschichte und das nötige Interesse haben, um den Film wirklich genießen zu können. Dann bildet auch die mutige, weil unheimlich lange, ereignisarme, aber intime Schlussszene, die auch nahtlos in den Abspann übergeht, einen berührenden, hochemotionalen Abschluss.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Sony Pictures

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