Der Zweite Weltkrieg ist in den letzten Zügen, als sich der deutsche Deserteur Heinrich (Robert Maaser) auf den Weg nach Hause macht, um zu seiner einzig überlebenden Tochter zu kommen. Dabei gerät er ins Visier einer kleinen SS-Truppe, die auf der Suche nach einem geheimnisvollen jüdischen Goldschatz ist. Angeführt wird die Gruppe von dem fanatischen SS-Anführer von Starnfeld (Alexander Scheer). Der Deserteur wird unfreiwillig Teil der Gruppe und begibt sich in das kleine Dorf Sonnenberg, wo der Schatz versteckt sein soll. Doch er begibt sich nicht allein in Gefahr. Auch seine Verbündete Elsa (Marie Hacke) begleitet ihn. Ihr Mut und unaufhaltsamer Wille zu Überleben muss ihnen nun durch schwere Prüfungen helfen...
Das war für Autor Stefan Barth wohl sicher sehr hart, als er, das Drehbuch schon seit knapp 4 Jahren in der Schublade das Schreibtisches liegend, sah, dass Quentin Tarantino seine Idee mit "Inglourious Basterds" im Jahr 2009 quasi bereits umgesetzt hatte. "Blood & Gold" hatte unter anderem das Problem der Finanzierung, wie Cast & Crew auf den diesjährigen FantasyFilmFest nights verlauten ließen und erst nach dem Erfolg von Regisseur Peter Thorwarths "Blood Red Sky" auf Netflix im Jahre 2021 gab es grünes Licht für die deutsche Produktion. Mit "Blood & Gold" liefert Peter Thorwarth einen durchweg unterhaltsamen Film mit leider etwas zu flachen Dialogen.
Doch seis drum: Der Zuschauer wird relativ schnell in die Geschichte geworfen, wenn zwei gute Dutzend Nazis, angeführt vom fiesen Obersturmbannführer von Starnfeld (großartig gespielt von Alexander Scheer) und seine Truppen, unter anderem mit Hauptscharführer Dörfler (ein ebenso gemeiner und herrlich hassenswert spielender Florian Schmidtke) hinter einem Abtrünnigen her sind, Heinrich, gespielt von Robert Maaser. Die Nazis bekommen ihn zu fassen, stellen ihn zur Rede und hängen ihn auf. Und obwohl es hier Nazis gegen Nazis geht und wohl auch Heinrich einiges geleistet hat, um in zum gedanklichen Antagonisten erklären zu können, wird er zum Held des Films, was sich durchaus ambivalent anfühlt. Dennoch gewinnt Maasers Heinrich schnell Sympathiepunkte beim Publikum, denn er setzt sich schon bald erfolgreich gegen einige seiner ehemaliger Kameraden zur Wehr, nachdem er von Elsa (eine ansprechende und umgehend sympathische Marie Hacke) gerettet wurde und diese nun versuchen, sie zu vergewaltigen. Überhaupt kann man, bei allem Hass gegen Nazis, seinem Heinrich nicht lange böse sein: schnell wird fortgewischt, dass er eigentlich an Dutzenden Einsätzen (offensichtlich auch erfolgreich) beteiligt war und dort ebenso wie viele andere auf Befehl hin Menschen umbrachte. Das fühlt sich im Nachgang etwas falsch an und legt eines deutlich offen: an Geschichtsaufarbeitung oder gar historischer Korrektheit ist Peter Thorwarth und sein Team nicht interessiert. Und das ist auch mal völlig in Ordnung. So ist man weit entfernt von anklagenden und zudem immer wiederkehrenden Floskeln, Gut, Böse, Fehler, Eingeständnisse, whatever.
In "Blood & Gold" geht es um pure Unterhaltung, das Gold ist lediglich das Mittel zum Zweck, dass schon bald die Geschichte vorantreibt, wenn der Regisseur noch ein klein wenig Kriminalfall in seinen ansonsten reinblütigen und sehr kurzweiligen Actionfilm mischt. Mit knapp 100 Minuten Laufzeit ist er weder zu kurz noch zu lang und unterhält durch die Bank weg, mischt immer mal wieder eine fetzige Idee ein, die dem Zuschauer entweder ein gehässiges Lachen oder gar Applaus entlocken. Dass sich der Film aber doch sehr an den Werken von Quentin Tarantino orientiert ist offensichtlich - auch wenn hier Banalitäten und Gossip-Dialoge völlig fehlen. Allein die Auswahl der Musikstücke, die die jeweiligen Szenen passend unterstützen, erinnern den Zuschauer (und vielleicht auch Fan) schon an Tarantino und so fühlt man sich in diesem Mix aus Action, Drama, Krimi und vielleicht auch ein Stück weit Western, bald heimisch. Dass am Ende noch eine ganze Schippe an Spannung und Brutalitäten zur Schau gestellt werden, erwartet man dann schon fast, was einem aber richtig nahe gehen kann, so ging es zumindest mir, ist das Ende, wenn Heinrich (erwartbar) seine Tochter wieder in seine Arme schließen kann. Und alles ist auch noch ansprechend hochwertig gefilmt und in Szene gesetzt, unterstützt von ordentlichen Effekten, Shootouts, Explosionen und sogar ein paar netten Twists. Das macht "Blood & Gold" jetzt nicht gleich zu einem Meisterwerk, aber unterm Strich zu einem guten Film aus deutscher Produktion mit hohem Unterhaltungswert und dennoch fragwürdiger geschichtlicher Akzeptanz.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
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