Sonntag, 23. April 2023

[KINO FFFnights] Skinamarink (2022)

https://www.imdb.com/title/tt21307994/

Nachdem sich der vierjährige Kevin (Lucas Paul) eine Verletzung zugezogen hat, wacht er eines Nachts auf und stellt fest, dass er und seine sechsjährige Schwester Kaylee (Dali Rose Tetreault) allein im Haus sind. Ihr Vater ist verschwunden. Während die Geschwister darauf warten, dass er zurückkehrt, beginnen auch die Türen, Fenster und weitere Objekte im Haus zu verschwinden. Dann hören die Geschwister eine unheimliche Stimme, die aus den Schatten des Hauses zu ihnen spricht und mit ihnen spielen will...

Es verdient Respekt, einein Film zu erschaffen und eine Story von gefühlt 5 Minuten auf satte 100 Minuten zu strecken. Das ist "Skinamarink". Der im Vorfeld weit über den Klee gelobte Horrorfilm besitzt einen einzigartigen Ton und eine genausolche Struktur, die Kyle Edward Balls Film zu einem schwer zu rezensierenden Film machen. Es ist sicherlich ein Film, der Konzentration erfordert und ein Film, der am besten funktioniert, wenn man rein gar nichts über ihn weiß - und bereit ist, sich in seiner seltsamen, beunruhigenden Bildsprache zu verlieren. Aber es ist auch die Art von Film, die einen am Ende rat- und beinahe ideenlos zurücklassen. Für einen 12-jährigen wäre die Story vielleicht gruselig, doch der schaltet nach 2 Minuten Film aufgrund des kruden Stils sicher ab, für einen Erwachsenenist "Skinamarink" schlicht nur ermüdend. Ball versucht scheinbar die Art von Gefühl nachzubilden, das man bekommt, wenn man um 2:47 Uhr morgens aufwacht und das Gefühl hat, dass irgendetwas nicht stimmt. Und die besten Szenen von "Skinamarink" vermitteln diesen unruhigen Raum zwischen Albtraum und Realität, der sich wirklich gefährlich anfühlt. Man beginnt, Bewegungen in die Filmstruktur hinein zu interpretieren - obwohl da gar nichts ist. Der Film ist völlig anders als alles (keine Frage!) was man bisher gesehen hat. Das Debüt eines Filmemachers, von dem man merkt, dass er bereit ist, Horrorgeschichten auf eine Weise zu erzählen, die sowohl anders für das Genre ist, als auch wie etwas, das alle schon einmal erlebt haben. "Skinamarink" ist irgendwie ein Experiment in Form und Erzählweise, das den Zuschauer dazu drängt, zu erleben und zu interpretieren.

Zu diesem Zweck verwendet Ball viele formale Beschränkungen. Die meisten Aufnahmen zeigen kaum beleuchtete Flure oder Decken, die so aussehen, als wären sie auf einer abgenudelten VHS gedreht, dessen Bild nur von einem Fernseher im anderen Raum beleuchtet wurde. Menschliche Aktivitäten werden auf die Beine eines Kindes reduziert, die sich durch das Bild bewegen, oder auf den beunruhigenden Rücken eines Elternteils, der in der Dunkelheit auf der Bettkante sitzt. Und diese Aufnahmen von alltäglicher Häuslichkeit, die in Balls Elternhaus gedreht wurden, sind nicht künstlerisch inszeniert. Oft hat man das Gefühl, dass die Kamera auf dem Boden oder einem Stuhl liegen gelassen wurde und in eine seltsame Richtung zeigt, die mehr verdeckt wie enthüllt. Fast jede Einstellung scheint zu sagen, dass etwas nicht stimmt, ohne zu verraten, was dieses Etwas ist, oder die Details der Bedrohung. Zuerst ist man versucht, herauszufinden, was sich in der Dunkelheit befindet oder warum Ball diesen bestimmten Winkel der Deckenleuchte gewählt hat, die genau so aussieht wie die in dem Raum, in dem man sich gerade befindet, aber "Skinamarink" beginnt, die traditionellen Fragen, die man sich als Zuschauer beim Betrachten eines Films stellt, zu zerschlagen. Man muss sich einfach darauf einlassen. Aber dafür reizt der Film einfach zu wenig und hält sich mit Erklärungen so sehr zurück, dass enttäuschend ist, was man am Ende bekommt. Es spricht auch Bände, dass Zuschauer den Saal noch während der Vorstellung verließen und nicht wiederkamen.

Es ist zwar hilfreich, dass Ball seine albtraumhafte Vision durch ein selbstbewusstes Sounddesign unterstreicht (es gibt keinen Score, der die Spannung mildert und uns daran erinnert, dass es sich nur um einen Film handelt), hilft dem Film aber an dieser Stelle auch nicht mehr. Die Tonmischung besteht größtenteils aus Musik und Ausschnitten aus öffentlich-rechtlichen Zeichentrickfilmen, der Art von seltsam bizarren Dingen, die man mitten in der Nacht im Fernsehen sieht. Aber Balls größter Sounddesign-Trick liegt in den Dialogen, die immer außerhalb der Kamera laufen und manchmal schwer zu hören sind. Man stelle sich vor, man wacht mitten in der Nacht auf und hört ein Flüstern, das aus der Ecke der Zimmers hinter der Tür kommt. Und das ist irgendwann dröge, langweilig und kaum guselig. Als hätte der Regiseur versucht, ein Kindheitstrauma aufzuarbeiten. Aber diese Erzählung hätte er aber nicht auch noch mit der Welt teilen müssen.

3/10

Quellen
Inhaltsangabe: Capelight / Plaion

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen