Freitag, 21. April 2023

[KINO FFFnights] Fumer Fait Tousser - Smoking Causes Coughing (2022)

https://www.imdb.com/title/tt15471560/

Nach einem erbitterten Kampf gegen eine dämonische Schildkröte erhalten fünf Rächer, die man die "Tobacco-Force" nennt, den Befehl, sich zurückzuziehen, um den Zusammenhalt ihrer Gruppe zu stärken, der immer mehr schwindet. Denn ihr Teamgeist ist nicht mehr das, was er einmal war, weshalb ihr Anführer vorschlägt, sich für eine Woche zu einer Art Teambuilding-Urlaub zurückzuziehen. Der Aufenthalt verläuft wunderbar, bis Lezardin (Benoît Poelvoorde), der Kaiser des Bösen, beschließt, den Planeten Erde auszulöschen...

Quentin Dupieux, der französische Meister der Absurditäten und des bitterbösen, schwarzen Humors, der bereits mit "Incredible But True" oder "Rubber" die Messlatte für absolut skurrile Situationen hoch legte, kommt in diesem Jahr mit einem Superheldenfilm um die Ecke. Und für einen Film, in dem es um Superhelden im Urlaub geht, die sich kleine Horrorgeschichten erzählen (und erzählen lassen) - und das alles in nur 77 Minuten -, fühlt sich "Smoking Causes Coughing" sowohl ziemlich übermütig als auch völlig (positiv) inkonsequent an. Letzteres würde einen auch überraschen, wenn es von jemand anderem als Dupieux käme, denn alles, was sich in seinem neuesten Film absurd anfühlt, liegt bequem in seiner Spur. Der Film folgt einer Gruppe von in Spandex gekleideten Superhelden, die gerade dabei sind ihre Kräfte wieder aufzuladen, was herrlich schief geht, in einem ländlichen Rückzugsort und ist selbst für Dupieux eine unbedeutende Eskapade, deren ohnehin schon lockere Struktur sich schließlich in unzusammenhängende Skizzen auflöst. Es ist ein Film mit fragmentarischen, aber lustigen Versatzstücken - wahrscheinlich ist der Film aber noch lustiger, wenn er von einer anderen Art von Rauchen gesehen wird.

"Smoking Causes Coughing" eignet sich ideal als kurze, heitere Zwischeneinlage unter Festivalbedingungen, wie eines FantasyFilmFest nights, eine willkommene Abwechslung zwischen deftigerer und anspruchsvollerer Kost. Ohne den zusammenhängenden erzählerischen Drive oder die thematische Definition von Dupieux' "Incredible But True" besitzt er jedoch eine bemerkenswerte Besetzung von spielfreudigen französischen Schauspielern. Wie schon in früheren Dupieux-Filmen macht der Hoch-Tief-Kontrast von Talenten wie Benoît Poelvoorde und Adèle Exarchopoulos, die diesen abgedrehten Nonsens völlig unbeteiligt vortragen, einen großen Teil des Witzes aus. In typischer, schiefgehender Manier beginnt Dupieux mit einer Reihe von Wegwerfcharakteren, die für die Geschichte kaum von Belang sind: eine Familie, die einen Roadtrip unternimmt und aus deren Perspektive man zum ersten Mal zufällig der "Tobacco Force" begegnet, einem Quintett von Superhelden, die das Böse bekämpfen und mit hellblauen Spandexanzügen und silbernen Weltraumhelmen ausgestattet sind - die Ähnlichkeit mit den "Mighty Morphin Power Rangers" ist unübersehbar. Sie sind nach den wichtigsten Inhaltsstoffen von Zigaretten benannt (Nikotin, Benzène, Methanol, Ammoniak, Mercure) und bündeln ihre Kräfte, um ihre Feinde - wie die riesige, klobige Schaumgummi-Schildkröte, gegen die sie zu Beginn kämpfen - mit Krebs zu infizieren, was zu einem grausigen, explosivem und blutigem Effekt führt. Nicht, dass ihre Kampfmethode sie davon abhält, in den entscheidenden Momenten zuzuschlagen: Was Superhelden-Kollektive angeht, ist "Tobacco Force" vielleicht nicht so mächtig wie die "Avengers", aber wesentlich gallischer und verrückter.

Dass der Ausbilder der Force, Chef Didier, eine riesige, räudig aussehende und schleimig sabbernde Ratte ist - eine weitere absichtlich schäbige Leistung von Retro-Kitsch-Kostümierung - scheint sogar eine Anspielung auf Splinter in "Teenage Mutant Ninja Turtles" zu sein. Kaum hat Dupieux diese kitschige Welt etabliert, scheint er sie auch schon wieder leid zu sein. Als die Truppe von Rattenchef Didier in ein Camp am See geschickt wird, um an ihrem Teamzusammenhalt zu arbeiten, schweift ihre Aufmerksamkeit zusammen mit der des Films ab, da die Erzählungen am Lagerfeuer den Zuschauer in verschiedene, nicht zusammenhängende Geschichten eintauchen lassen und der Ton mehr in Richtung bissiger Horrorkomödie kippt. Diese Ablenkungen sind einzeln unfassbar amüsant. In einer dieser Geschichten, die von Exarchopoulos mit düsterer Komik vorgetragen wird, zwingt ein unheimlicher Schweißerhelm seinem Träger mörderische Neigungen auf; in einer anderen wird ein fröhlicher junger Mann, der auf dem Weingut seiner Tante arbeitet, in einer mechanischen Traubenpresse allmählich zu Brei zermahlen und bleibt auf unerklärliche Weise lebendig und fröhlich, während sein Körper entsaftet wird. Blanche Gardins unverblümte Belustigung als seine unglückselige Betreuerin macht den ganzen albernen Sketch aus. Diese Mischung aus Heiterem und Groteskem ist Dupieux' Metier, und doch wirkt "Smoking Causes Coughing" wie ein Sammelsurium von Ideen, für die er keinen Platz in einem größeren Film gefunden hat.

Die eitlen, geilen Heldentaten der "Tobacco Force" könnten zum Beispiel mehr erzählerischen und komödiantischen Wert haben, wenn man ihnen etwas zu tun gäbe. So aber wird ihre Sinnlosigkeit selbst zur Pointe - vor allem, wenn sich die Geschichte in eine apathische Apokalypse verwandelt und es nur einem chronisch defekten Roboter überlassen bleibt, den Tag zu retten. Ein wirkliches Gefühl der Bedrohung kommt dabei nicht auf: In diesem liebenswert-drolligen Film lädt Dupieux seine Figuren und das Publikum gleichermaßen ein, sich zu entspannen und die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen, am besten mit einer (Art) Zigarette in der Hand.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Gaumont

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