Sonntag, 30. April 2023

Hitler: The Rise Of Evil - Hitler: Aufstieg des Bösen (2003)

https://www.imdb.com/title/tt0346293/
https://www.imdb.com/title/tt5708084/
https://www.imdb.com/title/tt5708128/

Nach Ende des Ersten Weltkrieges akzeptiert der Soldat Hitler das Angebot, die Deutsche Arbeiterpartei zu infiltrieren. Doch gerade die Nationalismus und Antisemitismus der Partei passen perfekt in sein krankes Weltbild. So schürt er das Feuer des Hasses mit den mythischen Legenden einer überlegenen arischen Rasse. Hitler fasst Fuß in der Politik und beginnt gandenlos immer mehr Macht an sich zu reißen. Als 1933 die Flammen den Reichstag verzehren, ist auch die Demokratie in Deutschland verloren. Jetzt ist Hitler nicht mehr aufzuhalten...

Ursprünglich sollte der Film "Hitler: Die frühen Jahre" ("Hitler: The Early Years") heißen, doch wegen Kritik im Vorfeld und der Befürchtung, Hitler könne in dem Film zu sympathisch wirken, wurden sowohl der Filmtitel als auch Teile des Drehbuches geändert. Hintergrund waren unter anderem die Äußerungen eines Managers der Produktionsfirma Alliance Atlantis, nachdem er die Zustimmung der Nation zum Präventivschlag der Bush-Regierung gegen den Irak mit dem Klima der Angst verglichen hatte, das Hitlers Erfolg ermöglichte. Der dreitündige Film, der in zwei Teilen veröffentlicht wurde konzentriert sich auf den Menschen Hitler. Es gibt keinen Aufstand, keine Bilder der Reichskristallnacht, keinen Bau von Konzentrationslagern und keine persönlichen Überlebensgeschichten. In "Hitler" geht es ausschließlich um Deutschland bis zur Endlösung, eine Zeit, in der sich verschiedene Gruppierungen ohne große Wirkung durchsetzten, bis Hitler auftauchte. Tatsächlich werden die Folgen von Hitlers Aufstieg völlig vermieden; ein langer Epilog, in dem alle Gräueltaten beschrieben werden, ist die einzige Darstellung des massiven Grauens, ein Punkt, der von Kritikern, die einen anderen Film sehen wollten, sehr deutlich bemängelt wurde.

"Sie zeichnen Menschen wie Gebäude." - ein Satz, der alleine für die Charakterisierung des größten Verbrechers aller Zeiten ausgereicht hätte. Wie Hitler seine Umwelt manipulierte, seinen Feinden und Zweiflern Honig ums Maul schmierte, damit sie ihm folgen und wie er das Regime leitete, dass ist immer wieder interessant zu sehen aber leider auch nicht mehr allzu neu. Aber Robert Carlyle als Hitler ist die ganze Show, unbeirrt in seiner Intensität. Er ist in fast jeder Einstellung zu sehen und verwandelt sich von einem Lumpensammler mit schlechten Klamotten und einem schmuddeligen Äußeren in einen glubschäugigen, messerscharfen Roboter, bei dem jedes Haar sitzt und jeder Knopf geschlossen ist. Carlyle, der nur für Kinder lächelt, vertieft sich so sehr in seine Rolle, dass es schwer ist, während der Laufzeit eine mentale Pause einzulegen, denn jede Rede, die er hält, und jede Entscheidung, die er trifft, schreit förmlich nach Aufmerksamkeit. Es ist ebenso überzogen wie leidenschaftlich. Was die populistische Reaktion auf Hitler betrifft, so mangelt es dennoch an historischem Kontext. Nie wird mit Bildern oder Dialogen erklärt, wie die deutschen Parteien Hitler nach dem Tod von Reichspräsident Paul Hindenburg (Peter O'Toole) so einfach das Ruder überlassen konnten. Wie konnte ein Land, das seine Vorschläge kannte, so überrumpelt werden, wie es hier geschildert wird? Und obwohl es hier ausdrücklich nicht um die Eindämmung der Juden geht, gibt es so gut wie keine Erzählung über die Massen. Die beste Szene ist die zerbrechende Ehe zwischen dem frühen Sympathisanten Ernst Hanfstaengl (Liev Schreiber) und seiner in Amerika geborenen Frau Helene (Julianna Marguiles).

Die Nebenrollen sind gut besetzt, allen voran Schreiber, der anfangs mit Enthusiasmus bei der Sache ist, aber schließlich die Neugier verliert - und seine Frau an die Sache -, als Hitler an Macht gewinnt. Matthew Modine ist gut als Fritz Gerlich, der Hitler ein Dorn im Auge ist, ein hyperaktiver Reporter, der bis zu seiner Hinrichtung immer einen Notizblock und einen Stift zur Hand hat, um Hitlers Aufstieg zu dokumentieren. O'Tooles Rolle ist kurz und übertrieben, aber er ist hier so wichtig, dass man über jede Art von Effekthascherei hinwegsehen sollte. Stockard Channing taucht gleich am ersten Abend als krebskranke Mutter des jungen Hitler auf, die in Linz, Österreich, lebt. 

Regisseur Christian Duguay und die Drehbuchautoren John Pielmeier und G. Ross Parker haben sehr gute Arbeit geleistet mit dem, was wir heute als Nazi-Symbolik betrachten, was aber irgendwann einmal sehr sachlich diskutiert worden sein muss: die Entstehung der Hakenkreuzfahne, die Bedeutung der Sturmtruppen, der Bart. Am anderen Ende des Spektrums werden Hitlers Liebesinteressen unbeholfen dargestellt, von dem kurzen Auftritt Eva Brauns (Zoe Telford) als scheue Blondine, die ihn während einer Kundgebung anmacht, bis hin zu Geli Raubal (Jena Malone), seiner Nichte, in die Hitler bis zu ihrem Selbstmord verliebt war, als er 1932 deutscher Bundeskanzler wurde und die solide Arbeit von Regisseur Pierre Gill und Produktionsdesigner Marek Dobrowolski trägt zu einem Gesamtbild bei, das die Geschichte bereichert. Sicherlich sind nicht alle Einzelheiten absolut historisch korrekt, aber dies ist nun einmal ein Film und keine trockene Dokumentation. Und das acht ihn sehenswert. Trotz aller Vorurteile und Fehler.

8/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Universal / Fernsehjuwelen

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