Der Waisenjunge Nathan Drake (Tom Holland) hat sich schon seit frühester Kindheit für Schatzsuche begeistert. Als er als junger Erwachsener auf den erfahrenen Abenteurer Victor Sullivan (Mark Wahlberg) trifft, wird aus den einstigen Tagträumen Realität. Gemeinsam wollen die beiden den riesigen Goldschatz des berühmten Entdeckers Ferdinand Magellan bergen, der seit 500 Jahren irgendwo auf der Welt verborgen liegt. Dafür müssen sie jedoch mit der schlagfertigen und undurchsichtigen Chloe Frazer (Sophia Taylor Ali) zusammenarbeiten. Auch der skrupellose Moncada (Antonio Banderas), dessen Familie vor vielen Jahrhunderten im Besitz des Schatzes war, erhebt Anspruch auf die Beute. Um das Erbe Magellans in seinen Besitz zu bringen, ist ihm jedes Mittel recht. Es beginnt ein Wettlauf um das Gold: Nate und Sully müssen ihr Kombiniergeschick beweisen, um den Schatz vor dem Schurken zu erreichen.
Mit "Uncharted" kommt ein Film, der einmal mehr auf einer sehr erfolgreichen Videospielserie basiert und mit Regisseur Ruben Fleischer bekam er auch einen Regisseur, der mit den beiden "Zombieland"-Filmen und "Gangster Squad" auch schon ein paar ordentliche Ergebnisse abgeliefert hat. Doch dominiert von Green-Screen-Spezialeffekten und einer dünnen Schatzsucher-Handlung, fehlt "Uncharted" im Grunde der Sinn für ein richtiges, fesselndes Abenteuer, im Stile eines neuartigen "Indiana Jones", so wie man es ursprünglich erwarten würde. Er ist aber auch weit davon entfernt, so katastrophal wie manch andere Videospielverfilmungen zu sein und er ist zumindest leichtfüßig genug, um die Intelligenz seiner Zuschauer nicht zu beleidigen, wie es so viele dieser Filme zu tun pflegen. Allerdings scheint "Uncharted" eher auf dem guten Ruf der Videospielabenteuer von Nathan Drake aufbauen zu wollen, als etwas Eigenes zu schaffen; er geht keine Risiken ein und fühlt sich in Bezug auf die Erzählung wie ein Minimum an Aufwand an.
Mit Tom Holland als Hauptfigur Nathan Drake wurde ein wortgewandter Schatzsucher im Stile ebenjener "Indiana Jones"-Filme etabliert, jemand, der sich in einer moralischen Grauzone bewegt, in der der Diebstahl unbezahlbarer Artefakte gerechtfertigt ist, weil sie niemand sonst so schätzen kann wie Drake. Holland hat die nötige Beweglichkeit, aber es fehlt ihm einfach das Gewicht und der Weltschmerz, den eine Figur wie Drake braucht, der in einem Waisenhaus aufgewachsen ist und bereit ist zu stehlen, um über die Runden zu kommen. Wenn Indy typischerweise die klügste Person im Raum war, muss Drake derjenige mit den schärfsten Instinkten sein, jemand, der die Rätsel der Geschichte aus einer Position der Expertise und des Mutes heraus sieht. Holland ist ein kluger Schauspieler, aber hier ist er einfach falsch, er sieht immer ein bisschen aus wie ein Kind, das sich als seine Lieblingsvideospielfigur verkleidet. Während er in einer Bar arbeitet und Schmuck von seinen Gästen stiehlt, wird Drake von Victor Sullivan alias Sully (Mark Wahlberg) angesprochen, der ihm erzählt, dass er mit Nathans Bruder Sam in die Nähe eines der berühmtesten verlorenen Schätze der Geschichte gekommen ist. Sie haben das Tagebuch des berühmten Entdeckers Juan Sebastian Elcano gestohlen, das sie zu einem Schatz führen soll, der von der Magellan-Expedition versteckt wurde. Schnell kreuzen sich ihre Wege mit Santiago Moncada (ein Antonio Banderas, der so wenig eingesetzt wird, dass man glauben könnte, die Hälfte seiner Rolle sei im Schneideraum zusammengekürzt worden), dem Erben der Familie, die die ursprüngliche Expedition finanziert hat. Moncadas Testament wird von der knallharten Jo Braddock (Tati Gabrielle) durchgesetzt, und die Jungs treffen in Barcelona eine alte Kollegin von Sully namens Chloe Frazier (Sophia Ali, die so ziemlich den ganzen Film stiehlt) wieder.
"Uncharted" lässt diese Charaktere auf seiner Reise immer wieder aufeinanderprallen, aber nichts davon hat eine Bedeutung. Es ist eine Green-Screen-Darbietung, die ignoriert, wie wichtig die Umgebung in einem Film wie diesem sein kann. Ob Nathan und Chloe durch einen unscheinbaren Tunnel zu einem versteckten Schatz kriechen oder Sully in einer der wenigen Kampfszenen in einem echten Papa John's auftaucht, das Design spielt keine Rolle. Ein Film wie "Uncharted" muss die Zuschauer mitreißen. Er muss auf die Abenteuerreise mitgenommen werden, selber den Schatz suchen - und nicht nur zusehen, wie Schauspieler so tun, als würden sie aus Flugzeugen fallen. Die Wahl, einen GreenScreen, statt echter Umgebung zu verwenden, mag Reisekosten sparen (und auch Sicherheit bringen, angesichts der Pandemie, in der der Film entstand), ist schlecht. Sie macht diesen Abenteuerfilm ein Stück weit fern und unnahbar.Wenn irgendetwas "Uncharted" vor den Untiefen der schlechtesten Videospielverfilmungen rettet, dann ist es der Charme der Darsteller. Holland mag eine Fehlbesetzung sein, aber er ist einfach ein unglaublich sympathischer Filmstar. Wahlberg schafft eine gute Balance zwischen seinem Charisma und dem erschöpften Tonfall eines Schatzsuchers, der genug gesehen und getan hat und nur noch den letzten Auftritt will, der ihn fürs Leben absichert. Banderas ist vergeudet und Gabrielle ist inkonsequent, aber Ali ist wohl die einzige Darstellerin, die versteht, dass "Uncharted" vor allem Spaß machen soll. Sie verleiht dem Film die dringend benötigte Energie und Unberechenbarkeit, wenn sie auf der Leinwand zu sehen ist.
"Uncharted" - und das muss man dem Film auf der "Haben"-Seite anrechnen - ist aber auch ein weiteres Projekt, das im Laufe der Jahre so viele potenzielle Produktionsteams durchlaufen hat, dass es seine Identität verloren hat. Es gibt Berichte, die bis ins Jahr 2008 zurückreichen, in denen von verschiedenen Filmemachern berichtet wird, die versuchten, den Film zu realisieren. David O. Russell, Neil Burger, Joe Carnahan, Shawn Levy, Dan Trachtenberg und Travis Knight waren alle in den Gerüchten vertreten oder wurden sogar zu verschiedenen Zeitpunkten verpflichtet. Wenn ein Projekt im Laufe der Jahre so viele Varianten durchläuft, führt das oft dazu, dass sich der endgültige Film wie ein Kompromiss anfühlt, eine verwässerte Version, die die gängigsten, grundlegendsten Elemente von allem übernimmt, was im Laufe der Jahre vorgeschlagen wurde. "Uncharted" erfüllt zar letztlich sicher die Erwartungen von Fans und Neulingen, aber auf eine so vorhersehbare Art und Weise, dass ihm spürbar der gewisse Schwung und Funke fehlt.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Sony Pictures
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen