Privatdetektiv Benoic Blanc (Daniel Craig) ist wieder gefordert: In Griechenland muss er einen verzwickten Fall lösen, bei dem die Liste der Verdächtigen lang und das mögliche Mordmotiv jedes Einzelnen äußerst ungewöhnlich ist. Der Tech-Milliardär Miles Bron (Edward Norton) hat nämlich die Unternehmerin Andi Brand (Janelle Monáe), die Politikerin Claire Debella (Kathryn Hahn), den Wissenschaftler Lionel Toussaint (Leslie Odom Jr.), die Modedesignerin Birdie Jay (Kate Hudson) und deren Assistentin Peg (Jessica Henwick) sowie den YouTube-Star Duke Cody (Dave Bautista) sowie dessen Freundin Whiskey (Madelyn Cline) auf seine private griechische Insel eingeladen. Doch dann kommt es zu einem Todesfall...
Die besten Stellen in "Glass Onion: A Knives Out Mystery" sind diejenigen, über die man im Vorfeld am besten nichts weiß. Aber es gibt sie in Hülle und Fülle, und sie sind großzügig über Rian Johnsons zum Brüllen komische, wenn auch etwas minderwertige Fortsetzung zu "Knives Out" verstreut. Wobei "minderwertig" es nicht ganz trifft, zw. dem Film etwas ungerecht wird. Er ist deutlich weniger interessant als "Knives Out", versprüht aber dennoch denselben Charme und hat ein paar herrliche Pointen zu bieten. Die cleveren Details, amüsanten Namensnennungen und präzisen Anspielungen auf die fade Promi-Kultur halten Autor und Regisseur Rian Johnsons Film flott, wenn er sich zu ziehen droht. Mit diesem Sequel hat Johnson seinen Handlungsspielraum in jeder Hinsicht erweitert. Alles ist größer, schriller und verworrener. Die Laufzeit ist länger, ebenso wie der Zeitrahmen, den die Erzählung abdeckt. Aber das macht "Glass Onion" nicht unbedingt besser. Ein äußerst unterhaltsamer Anfang weicht einem schlaffen Mittelteil, da Johnsons Geheimnis sich selbst verdoppelt, um mehr Details über die Charaktere zu enthüllen, die der Zuschauer bereits zu kennen glaubte. Das Ergebnis fühlt sich repetitiv an. Die brodelnde Spannung, die in der stilvollen Umgebung des ersten "Knives Out" herrschte, wird hier vor der weitläufigen, sonnenüberfluteten Pracht einer übertriebenen griechischen Privatinsel abgeschwächt.
Zugegeben: es ist äusserst schwer, den ursprünglichen Film zu übertreffen, der so intelligent und einzigartig komisch, aber auch wirklich spannend war. Seine Charaktere fühlten sich beim ersten Mal reichhaltiger an, und seine Ensemble-Besetzung hatte durchweg mehr zu tun. "Glass Onion" bietet einige gehaltvolle und aussagekräftige Darbietungen, insbesondere von Janelle Monáe, Kate Hudson und Daniel Craig, der als unerschrockener Detektiv Benoit Blanc wieder einmal seine beste Performance abliefert. Und mehrere seiner hochkarätigen Cameos sind ein wahres Vergnügen. Doch Multitalente wie Leslie Odom Jr. und Kathryn Hahn, die zu kühnen, aufregenden Auftritten fähig sind, gehen frustrierenderweise in unterentwickelten Nebenrollen unter.
Edward Norton spielt Miles Bron, einen milliardenschweren Tech-Bro, der nicht annähernd so brillant ist, wie er glaubt. Und doch ist es schön, ihn mal wieder zu sehen. Einmal im Jahr versammelt er seine enge Clique - eine ungleiche Gruppe von Leuten, die sich selbstgefällig als "Disruptoren" bezeichnen - für einen verschwenderischen Wochenendurlaub. Diesmal hat er ihnen allen mehrschichtige Puzzleschachteln geschickt (ein früher Hinweis auf die Art von aufwändigem Produktionsdesign, das Rick Heinrichs bereithält), als Vorgeschmack auf den geheimnisvollen Mord, den er in seinem abgelegenen Refugium geplant hat. Seine Villa ist knallig und gleichzeitig schick und minimalistisch, was darauf hindeutet, dass er keinen erkennbaren eigenen Stil hat. Zu seinen Gästen gehören Hudsons Model und Influencerin Birdie, die wegen rassistischer Tweets immer wieder in Schwierigkeiten gerät, Hahns verheiratete Mutter und die nüchterne Politikerin Claire; Dave Bautistas frecher YouTuber Duke Cody, der sich für Männerrechte einsetzt, und seine spärlich bekleidete Freundin Whiskey (Madelyn Cline); und Odoms geplagter Wissenschaftler Lionel, der zu jeder Tages- und Nachtzeit dringende Faxe von Miles ertragen muss. Eine unerwartete Einladung erhält auch der joviale und mondäne Benoit Blanc, der sich über diese Herausforderung freut, da er zwischen den Fällen nicht mehr weiter weiß. Wieder einmal ist es eine wahre Freude, Craig bei seinen Späßen zuzusehen. Ihr Wiedersehen ist von herzlichem Lächeln und Umarmungen geprägt, bis Monáes Andi Brand auftaucht. Sie war Miles' Partnerin beim Aufbau seines Geschäftsimperiums; jetzt ist sie mit allen zerstritten. Ihre Ankunft versetzt die Gruppe sofort in Aufruhr und lässt Blancs Fühler ausschlagen. Eine vielversprechende Ausgangslage.Aber wie der Titel andeutet, gibt es Schichten über Schichten zu enthüllen, doch die Wahrheit in der Mitte ist ebenfalls kristallklar. Als Anklage gegen die Art und Weise, wie extremer Reichtum korrumpiert, ist diese ganze Übung ziemlich offensichtlich, und sie fügt sich sicher in eine Reihe neuerer, banalere Satiren ein, wenn auch mit reichlich Witz und Stil. Monáes spektakuläre Performance gibt dem Zuschauer etwas Substanzielles, an dem man sich in dieser transaktionalen Welt festhalten kann. Die Cameos der Prominenten sind ein ständiger Brüller, aber Monáe - vor allem in ihren Interaktionen mit Craig - sorgt für das nötige emotionale Gewicht und die tiefere Bedeutung. Auch Hudsons Darstellung ist komplexer, als man zunächst vermuten könnte. Sie kombiniert eine ansteckende Dummheit, die an ihre glorreiche Mutter Goldie Hawn erinnert, mit einer guten Art von Tiefe und Verletzlichkeit. Es ist eine angenehme Abwechslung, den sonst so sympathischen Bautista eine so unausstehliche Figur spielen zu sehen. Und Craig bietet je nach Situation leicht unterschiedliche Versionen von Blanc; seine technische Präzision ist wie immer beeindruckend.
Der Versuch, den wahnsinnig komplizierten Plot zu überlisten, macht zwar auch Spaß, wird aber mit der Zeit zu einem schwerfälligen Prozess. Dennoch ist "Glass Onion" immer wieder faszinierend anzusehen, von den schimmernden Bildern von Johnsons üblichem Kameramann Steve Yedlin bis hin zu dem wahrhaft inspirierten Kostümdesign von Jenny Eagan. Ein bestimmtes Outfit, das Norton in einer entscheidenden Rückblendungsszene trägt, sorgt für einen der größten Lacher des Films. Letztendlich aber wird die riesige gläserne Zwiebel, die auf Miles' Villa ruht, zu einer allzu treffenden Metapher für den Film als Ganzes: Funkelnd, aber auch leer.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
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