Mittwoch, 7. Dezember 2022

The Driver - Driver (1978)

https://www.imdb.com/title/tt0077474/

Der Driver (Ryan O’Neal) ist ein Spezialist auf seinem Gebiet: er fährt Fluchtautos bei Überfällen. Nach einer weiteren erfolgreichen Flucht vor der Polizei, macht es ein selbstsicherer Detective (Bruce Dern) zu seiner Aufgabe, den Driver zu fassen. Er verspricht einer Gang Straffreiheit, wenn sie ihm helfen, den Driver während eines fingierten Raubüberfalls zu stellen. Währenddessen erhält auch der Driver Hilfe - durch die Spielerin (Isabelle Adjani)...

Überwiegend wortlos vollzieht der Driver sein Geschäft bei Nacht. Wer zu ihm in den Wagen steigt, ist meistens maskiert und hat Sekunden zuvor ein Verbrechen begangen, dem es jetzt zu entfliehen gilt. Der Auftakt von Walter Hills "The Driver" zeigt die Hauptfigur, die lediglich den Titel des Films als Namen trägt, auf einer solchen Flucht in ihrem Element. Mit quietschenden Reifen verschmilzt der Driver, von mehreren Polizeifahrzeugen verfolgt, mit den Straßen von Los Angeles, auf denen sein Wagen an roten Ampeln vorbei über Verkehrskreuzungen rast, um sich durch enge Hindernisse hindurch zu schlängeln, während die blau-roten Sirenen seiner Verfolger nach und nach wie kleine Lichter von der Schwärze der Nacht verschlungen werden. Neben dem stoischen, unnahbaren Driver, der sich stets im Zentrum der Ereignisse befindet, tragen die anderen Figuren in Hills Film ebenfalls keine richtigen Namen, sondern allenfalls Bezeichnungen. Auf selbstverständliche Details wie die Namen der Figuren verzichtet der Regisseur, denn für seine Geschichte ist nicht von Bedeutung, wer sie sind, sondern nur, was sie tun. Als Crime-Thriller, in dem sich zwei Männer auf unterschiedlichen Seiten des Gesetzes befinden, wird „The Driver“ vom stetigen Geschwindigkeitswechsel beherrscht. Im Katz- und Mausspiel zwischen dem Driver und dem Detective werden die Rollen zwischen den beiden ständig neu verteilt, indem selten klar ist, wer der Jäger und wer der Gejagte ist. 

Das pulsierende Adrenalin der Verfolgungsjagden, die Hill sparsam über den gesamten Film verteilt, erzeugt eine kinetische Wucht, die im harten Kontrast zur Elegie im Leben der eigentlichen Figuren steht. Wenn sie zur Ruhe kommen, über reduzierte Dialoge miteinander in Kontakt treten oder in spärlichen Schauplätzen aufeinandertreffen, wird „The Driver“ von einem schwermütigen Existenzialismus durchzogen, der einzelne Momente schier endlos ausdehnt, Blicke wie in Stein gemeißelt erstarren lässt und den Augenblick zum eindringlichen Standbild einfriert, in dem die Inszenierung selbst über das Schicksal einzelner Akteure im Laufe von Sekunden, die wie Minuten erscheinen, verhandelt. Hill gelingt es somit, sich dem formstrengen Kosmos aus Bleifuß-Actionkino, Neo-Noir-Archetypen und mitreißenden Thriller-Höhepunkten auf eigenständige Weise zu entziehen. Mit melancholischer Poesie komponiert der Regisseur viel lieber seine ganz eigene Vorstellung einer Großstadtballade, in der es beinahe nur Verlierer gibt, nachdem kurze Begegnungen zuvor bedächtig ausgekostet und Leben übereilt beendet wurden, während wieder andere Leben ungewiss in Einsamkeit weiterhin vor sich her treiben.

7,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Studiocanal

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen