Der ehemalige Soldat Yeo-hoon (Ryu Seung-ryong), der nun als Söldner arbeitet, ist auf der Flucht vor zwei Killern. Angeschossen rennt er in ein fahrendes Auto hinein und verliert schwerverletzt das Bewusstsein. Da er von dem Tatort eines Mordes zu entkommen versuchte, hält ihn die Polizei für den Hauptverdächtigen. Er wird ins Krankenhaus eingeliefert, steht dort aber unter Bewachung. Dr. Tae-joon (Jin-wook Lee) hat Dienst und übernimmt die Behandlung. Und schon kurze Zeit nach der Ankunft des Patienten bekommt sein Arzt einen verhängnisvollen Telefonanruf: Ein Unbekannter behauptet, seine schwangere Ehefrau entführt zu haben, und fordert von ihm, den schwerverletzten Söldner aus dem Hospital zu schleusen. Ihm bleibt nichts anderes übrig, als den Worten Folge zu leisten. Um seine Frau zu retten, gibt es aber noch einen anderen Weg: Yeo-hoon kann ihm helfen. Für das unfreiwillig zusammengeschweißte Duo beginnt eine gefährliche Verfolgungsjagd.
"The Target" ist das südkoreanischen Remake von Fred Cavayes "Point Blank" (2010). Dieser Logik folgend schießen, treten und prügeln sich in diesem Actioner von Regisseur Chang alle gegenseitig zu einem blutigen Brei. Dazu kommt eine lange Verfolgungsjagd, die den Figuren (wie dem Publikum) keine Pause gönnt, um herauszufinden, wohin die Reise geht. Der Handlungsbogen folgt ziemlich genau dem von "Point Blank", trotz einiger Unterschiede in den Hintergründen der Figuren und mehrerer Ortswechsel von intimeren Schauplätzen (wie Privatwohnungen) zu überfüllten öffentlichen Plätzen, was die Gefahr und das Chaos erhöht. Was diesen Film zu einem typischen koreanischen Genrefilm macht, ist die Art und Weise, wie er die Elemente des Originals auf eine neue Ebene psychotischer Wut und bestrafender Gewalt treibt.
An manchen Stellen scheint es, als seien die Figuren in ein Wirrwar aus Kopf-, Nackenschlägen und Knochenknirschen eingebunden, das keinen Raum für eine Verschnaufpause zwischen den spektakulär inszenierten Hauptelementen lässt. Eine Szene, in der Hee-joo auf einer Toilette gefoltert wird und die in einen Boxkampf zwischen zwei weiblichen Cops übergeht, wirkt wie aus einem kitschigen Sexploitation-Film, ungeachtet der großartigen Martial-Arts-Choreographie. Es gibt auch viel Fetischisierung von Schmerz, unterstrichen durch klassische John-Woo-Momente, in denen Baek seine eigenen Wunden verbindet oder Lee ihn ohne Betäubungsmittel zusammennäht. Und selbst wenn sein Blut in Strömen fließt, kann der Flüchtige natürlich immer noch ganze Bataillone bewaffneter Gangster zur Strecke bringen - all das dient nur dazu, den Adrenalinspiegel von Actionjunkies zu erhöhen, die so sehr auf rohe Action abfahren, dass sie sich nicht die Mühe machen, die zerstreute Handlung zu verfolgen oder sich darum zu kümmern, wer auf dem Weg dorthin aufgerieben wird.
Emotionen sind sicherlich das Letzte, worüber sich die Darsteller hier Sorgen machen müssen. Baeks Charakter wurde von dem unbedeutenden Datendieb des Originals "gesäubert", aber weder seine Unschuld noch seine Liebe zu Sung-hoon oder gar die Tatsache, dass er einen Hund besitzt, können seine Persönlichkeit ausfüllen. Ryu gibt in Lederjacken und Designerstoppeln ein robustes, cooles Bild ab und macht seinen Mangel an emotionaler Stärke durch dynamische Körperlichkeit wett. Lee und Jo sind als verliebtes Paar rein funktional und erzeugen in ihren wenigen gemeinsamen Szenen wenig echte Beteiligung. Yu, der in zahlreichen Filmen von Hong Sang-soo perfekt die Pointen gesetzt hat, geht hier auf die hämische und bedrohliche Schiene, mit lächerlichem Effekt. Der geistig behinderte, stotternde und muskelzuckende Sung-hoon, eine Figur, die in der französischen Version nicht vorkommt, ist hier der schlimmste Versuch, die Sympathie des Publikums zu gewinnen. Trotz dieser Mankos ist der Streifn egut guckbar und sogar empfehlenswert, wenn man an der eine oder anderen Stelle ein Auge zudrücken kann.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Weltkino
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