Samstag, 9. Mai 2020

Knives Out - Knives Out: Mord ist Familiensache (2019)

https://www.imdb.com/title/tt8946378/

Nachdem der Familienpatriarch und Krimiautor Harlan Thrombey (Christopher Plummer) am Morgen nach seinem 85. Geburtstag tot aufgefunden wird, entwickelt sich eine Familienfeier zu einem Kriminalfall. Die anwesenden Verwandten wollen natürlich nichts mitbekommen haben, werden aber dennoch von Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) und Lieutenant Elliott (Lakeith Stanfield) festgehalten, bis der Täter gefunden ist. Das passt den Gästen wie Ransom Drysdale (Chris Evans) und seinen Eltern Linda (Jamie Lee Curtis) und Richard Drysdale (Don Johnson) überhaupt nicht. Obwohl sich Thrombeys Partygesellschaft alles andere als kooperativ zeigt, kommt es im Laufe der Ermittlungen zu einigen überraschenden Wendungen und die Lage spitzt sich immer weiter zu. Blanc und seine Mitstreiter müssen sich durch ein verworrenes Netz aus Intrigen, Lügen und falschen Fährten kämpfen, um den mysteriösen Tod aufzuklären...

Nachdem Regisseur und Autor Rian Johnson mit "Die letzten Jedi" übertriebene Kontroversen in der "Star Wars"-Fangemeinde auslöste, kehrt er zurück zum kleineren Maßstab. Wie schon in "Brick" und "Looper" stellt er kreativ ein Genre auf den Kopf. "Knives Out" nimmt sich das 'Whodunit' vor, geprägt von Agatha-Christie-Adaptionen wie "16 Uhr 50 ab Paddington" oder "Mord im Orient-Express". Auch wenn Johnsons Mördersuche im Jetzt spielt, wirkt sie im besten Sinne altmodisch. Und sein offensichtlicher Trumpf dabei ist die Besetzung. Es ist schlicht beeindruckend, welche Stars und Sternchen aus drei Generationen sich in "Knives Out" die Klinke in die Hand geben. Von Christopher Plummer und Jamie Lee Curtis über Michael Shannon und Toni Collette bis hin zu Jaeden Martell. Das Ensemble macht selbstredend Spaß, allerdings bleiben die Figuren in ihrem Theaterstil eindimensional und große Namen wirken verschenkt. Die Prominenz ist hauptsächlich als Gimmick zu begreifen. Die wenigsten dürfen sich schauspielerisch etwas mehr entfalten, darunter Daniel Craig und Ana de Armas - aber beide allein tragen den Zuschauer federleicht durch die Handlung und lassen die über zweistündige Laufzeit wie im Fluge vergehen.


"Columbo" lässt grüßen, mag man sich denken, wenn man immer wieder durch die wissende Kamera in die wahren Gedanken der lügenden Protagonisten eintauchen kann. Doch in diesem Fall ist der Ermittler der Wahrheit viel schneller auf der Spur als der zerknautschte Kult-Inspektor. Außerdem versteht es Rian Johnson geschickt, die Wendungen in seinem Drehbuch durch die hintereinander geschnittenen und teilweise kommentierten Rückblenden so zu arrangieren, dass selbst der versierte Krimizuschauer hinters Licht geführt wird. Dabei wird das "Wer" des Whodunit schnell offensichtlich. Alle weiteren Aspekte bleiben aber bis zum finalen, Daniel Craig vorbehaltenen Aha-Effekt im Dunkeln. Die ganze Familie schafft es ohne Ausnahme, dem Zuschauer irgendwie unsympathisch zu sein. Jeder hat dabei unterstrichene und konsequent bis zum Ende durchgezogene Charakterzüge - und natürlich ein Mordmotiv.


Der Krimi fühlt sich nicht an wie ein zwei Stunden Film, sondern durch seinen pointierten Schnitt sehr kurzweilig. Doch abgesehen von keck geschnittenen Verhör-Szenen verzichtet Johnson weitgehend auf technische Spielereien und konzentriert sich auf sein Drehbuch. Er bricht mit den Erwartungen an eine klassische Wer-ist-der-Mörder-Geschichte, um sie dann doch wieder zu erfüllen. Dabei gerät der Spannungsbogen zwischenzeitlich ins Straucheln, findet aber eine befriedigende Abrundung. Kleiner Wermutstropfen bleibt die äußerst sparsam eingesetzte Musik. Doch diese Krimi-Farce ist insgesamt erstaunlich witzig, ohne aber albern oder gar lächerlich zu wirken. Außerdem animiert die spannende und clevere Handlung mit allerlei Wendungen den Zuschauer immer wieder Opfer seiner eigenen Vorurteile zu werden. Für den einen oder anderen erfahrenen Krimi-Kenner mag die Auflösung nicht allzu überraschend daherkommen, was dem Film aber minder schadet.


"Knives Out" ist einfach ein raffiniert überraschender Retro-Krimi mit gesunder Selbstironie, belebt von einem bewusst stereotypen Star-Ensemble. Die außerordentlich hochkarätige Besetzung rund um einem furiosen Daniel Craig und Ana de Armas ist da dennoch nur das Sahnehäubchen eines durch und durch unterhaltsamen und intelligenten Ratevergnügen der Extraklasse und schlussendlich lässt sich sagen, dass den Machern hier ein exzellenter Streifen des Genres Whoduinit gelungen ist. Toll.

8,5/10

Von LEONINE erschien der Film in 4K Ultra HD auch im limitierten Steelbook:


Quellen
:

Inhaltsangabe: Leonine

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