Südafrika in den 1970er Jahren: Die Stimmung im Land befindet sich auf dem Siedepunkt. Viele Menschen bäumen sich gegen den staatlich verordneten Rassismus des Apartheid-Regimes auf, darunter auch einige, die der privilegierten weißen Minderheit angehören. Der Anti-Apartheid-Aktivist Tim Jenkin (Daniel Radcliffe) und Stephen Lee (Daniel Webber) werden gefangen genommen, weil sie verbotenerweise Flugblätter verteilt haben, und ins Hochsicherheitsgefängnis in Pretoria gesteckt. Dort treffen sie auf Denis Goldberg (Ian Hart) und Leonard (Mark Leonard Winter) und finden in ihnen zwei Verbündete für ihre Ausbruchspläne: Sie wollen in der Gefängniswerkstatt hölzerne Kopien der Schlüssel für alle Türen anfertigen, um so möglichst schnell wieder aus dem Gefängnis entkommen zu können...
Daniel Radcliffe sucht sich seine Rollen immer sehr gezielt aus. Längst hat er sein Image des jungen Zauberers abgelegt und es ist, angesichts seiner Vita, nicht verwunderlich, dass man ihn immer wieder in Nischenfilmen, Experimenten und im Arthouse Bereich vorfindet. Der 2020 "Flucht aus Pretoria" nimmt sich ein geschichtlich belegtes Ereignis zum Vorbild und erzählt seine Geschichte nach. Radcliffe verkörpert Tim Jenkin, dessen Flucht aus dem Gefängnis, dem Pretoria Local Prison, 1979 Geschichte schrieb und der die Geschehnisse im Gefängnis tatsächlich erleben musste. Radcliffe spielt Jenkin mit viel Respekt und Feingefühl. Daniel Webber verkörpert den ebenfalls real existierenden Stephen Lee und auch er überzeugt, auch wenn er im Schatten von Radcliffe ein wenig untergeht. Mark Leonard Winter spielt hingegen eine frei erfundene Figur, mit der es auch einige Ungereimtheiten gibt. Insgesamt ist die Schauspiel-Dynamik zwar solide, aber es fehlen die großen Konflikte und nur selten sind unsere Charaktere wirklich in Gefahr.Auch wenn "Flucht aus Pretoria" ein insgesamt tolles Setting hat, fehlt ein wenig das verruchte, dreckige Feeling aus anderen Gefängnisfilmen. Zwar sieht das Gefängnis optisch alles andere als bequem aus, aber die Protagonisten sehen immer viel zu fit und sauber und zu wenig "leidend" aus. Zudem gibt es einige storytechnische Ungereimtheiten. Nichtsdestotrotz bietet der Film enorm viel Spannung und allein dafür, dass der Film sich solch einem wichtigen Thema annimmt, macht ihn schon sehr sehenswert, denn er geht sehr respektvoll mit der schweren Thematik um. Das Ende ist sehr schön inszeniert und man verlässt den Film mit einem lachenden und einem weinenden Auge. "Flucht aus Pretoria" ist unterm Strich durchaus beklemmend, spannend, doch leider nicht immer authentisch. Dennoch ein gelungener Film, der sehr kurzweilig daher kommt und den roten Faden immer gut verfolgt. Er besitzt nicht diese große Wucht und das beklemmende Gefühl, welches man aus den großen Vorbildern wie etwas "Die Verurteilten" oder "Flucht von Alcatraz" kennt. Allerdings überzeugt er mit guten Schauspielern, einem wichtigen Thema und einem soliden Spannungsbogen.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Koch Films
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