Donnerstag, 11. August 2022

Ich bin dann mal weg (2015)

https://www.imdb.com/title/tt3863870/

Entertainer Hape Kerkeling (Devid Striesow) bricht auf der Bühne zusammen. Ein Arzt rät dem gestressten Mann, sich einige Monate zu schonen. Bald erzählt er seiner verblüfften Agentin Dörte (Annette Frier) von seinem ganz besonderen Entspannungs- und Selbstfindungsplan: Mit der Erinnerung an seine gläubige Omma (Katharina Thalbach) im Kopf will Hape den Jakobsweg entlangpilgern. Im französischen Saint-Jean-Pied-de-Port angekommen, lernt er zwei andere Pilgerinnen kennen, die zurückhaltende Stella (Martina Gedeck) und die forsche englische Journalistin Lena (Karoline Schuch), die er jedoch bald wieder aus den Augen verliert. Der steinige, steile Weg ist für den Sportmuffel Hape beschwerlich, die überfüllten, engen Pilgerherbergen sagen ihm nicht zu. Er will abbrechen, doch Lena, Stella und der südamerikanische Lebenskünstler Americo (Birol Ünel) bringen ihn wieder auf Kurs… 

Wer das gleichnamige Buch (oder das Hörbuch) des Entertainers Hape Kerkeling bereits kennt, der wird dem Film wahrscheinlich nur wenig abgewinnen können. Das liegt nicht am großartig spielenden Devid Striesow, der wieder mal beweist das er zu Deutschlands ersten Garde gehört und wirklich fast alles spielen kann. Doch Hape Kerkeling ist irgendwie unspielbar. Das soll keine Kritik an Devid Striesow sein - und dennoch: Hape ist Hape und David Striesow ist es nicht - wofür er ja auch nichts kann. "Ich bin dann mal weg" ist gleichwohl ein Paradebeispiel für einen bekannten Bestseller, das ausschließlich auf seine Essenz heruntergebrochen wurde. Die Vorlage wurde so stark gekürzt, das der Film nur noch lose auf dem bekannten Tatsachenbericht basiert. Mit dramaturgischen Änderungen ist ja bei Romanverfilmungen durchaus zu rechnen, doch hier wurde so stark gekürzt, dass es der Romanvorlage fast schon den Sinn nimmt. Die spirituelle Sinnsuche, die Kerkeling anekedotenhaft beschreibt, gerät in Julia Heinz Film zur sinnfreien Geschwätzigkeit eines dicken Mannes. Wo die Vorlage geistvoll ist, bleibt die Filmumsetzung geistlos. Ist das Buch ein anderer Umgang mit den immer gegenwärtigen theologischen Themen gewesen, unterliegt die filmische Adaptionen letzendlich den generischen Konventionen. Die Verfilmung dieses tollen Buches, das zudem eine großartige Werbung für den Jakobsweg ist, wäre als Serie vermutlich besser geglückt - oder zumindest als längerer Film, um dem Zuschauer die Möglichkeit zu geben, die Figuren kennenzulernen.

So funktioniert die Adaption leider nicht besser als ein "Wohlfühl-Tee" an einem lauen Sommerabend. Es sieht auf der Verpackung noch ganz lecker aus und vermittelt anfänglich auch das richtige Gefühl. Aber spätestens wenn man ihn probiert hat, erkennt man die Mogelpackung und das hier die Postkartenidylle nur fürs Kino eingefangen wird. Filmisch gesehen ist "Ich bin dann mal weg" kein Reinfall, aber es lohnt sich im direkten Vergleich einfach nicht. Auf der Habenseite stehen hingegen schöne Bilder und ein Film, der einfach nur entspannt und dem man irgendwie nicht böse sein mag. 

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.

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