Dienstag, 30. August 2022

Last Night In Soho (2021)

https://www.imdb.com/title/tt9639470/

Die junge Eloise (Thomasin McKenzie) stammt vom Land und ist gerade nach London gezogen, wo sie ihre große Leidenschaft für Modedesign ausleben will. Ausgefallene Stoffe, klassische Schnitte oder mutige Muster: Für die Modedesignstudentin ist Kleidung pure Lust, denn sie hat sich schon immer ihre eigenen Klamotten angefertigt. Während aber ihre Mitstudierenden ausgelassen Party machen, träumt sich die von ihrer neuen Umgebung überforderte Eloise ins London der 1960er-Jahre. In der Gestalt der jungen Sandy (Anya Taylor-Joy) zieht sie durchs Londoner Café de Paris und andere Clubs, die ihr das Gefühl von Sicherheit geben. Sie führt ein Parallelleben, in dem sie eines Tages den verführerischen Manager Jack (Matt Smith) trifft und ist fasziniert von seiner geheimnisvollen Aura. Doch die beschwingten, romantisierten Sechziger sind tatsächlich längst nicht so schön und frei, wie es zuerst den Anschein hat... 

Während Regisseur und Drehbuchautor Edgar Wright in seiner Cornetto-Trilogie noch Komödien drehte, in welcher er ökonomisch-politische Entwicklungen der letzten 100 Jahre komprimierte, geht "Last Night in Soho" in Richtung Mystery-Horror-Thriller, ganz ohne komödiantische Einlagen.

Man darf ruhigen Gewissens sagen, dass "Last Night In Sojo" eine ganz besondere Anziehungskraft besitzt und seine gleichwohl magische Atmosphäre mühelos und von Beginn an auf den Zuschauer überträgt. Wright schafft es, auf einzigartige Weise eine wunderbar stimmige Verbindung zwischen einem London in den "Swinging Sixties" und der modernen Zeitachse aufzubauen. Und was dabei herauskommt, ist einfach äusserst unterhaltsam. Die Kamera, das Spiel mit Lichteffekten, Perspektiven oder Spiegeln, ja einfach die komplette handwerkliche Seite ist herausragend. Die Kulissen in London sind sehr gut gewählt und man fühlt sich richtig in diese britische Atmosphäre, sei es in der Vergangenheit oder in der Moderne, hereinversetzt. Doch nicht nur Komposition der Bilder, die Farben oder die musikalische Untermalung ziehen einen sofort in ihren Bann, auch die Schauspieler liefern eine wunderbare Vorstellung ab.

Mit Thomasin McKenzie und Anya Taylor-Joy spielen zwei der talentiertesten, jungen Damen, die man aktuell im Filmgeschäft finden kann, in den Hauptrollen. Gerade McKenzie begeistert vollends und spielt sensationell. Das liegt vermutlich auch daran, dass ihr Charakter großartig geschrieben, und - das zeichnet sich bereits nach wenigen Minuten ab - sehr interessant gezeichnet ist. Wie sie aber Eloise, dieses Mauerblümchen, welches in das große und gefährliche London zieht, um dort Modedesignerin zu werden, verkörpert und mit ihrer Mimik zum Leben erweckt, ist grandios und muss eine der besten schauspielerischen Leistungen 2021 gewesen sein. Gerade wenn man auch den Wandel, den ihre Figur im Laufe der Handlung durchlebt, mit in Betracht zieht. Doch auch Anna Taylor-Joy und die anderen Schauspieler, gerade auch Rita Tushingham, Terence Stamp und Diana Rigg können zu jedem Zeitpunkt vollkommen überzeugen. 

Die Handlung bleibt dabei über die gesamte Laufzeit interessant und hat auch einige überraschende Wendungen parat, die man so kaum kommen sieht. Die einzigen wirkliche Kritikpunkt sind die etwas zu lange Laufzeit von beinahe zwei Stunden und die Horrorszenen, die zwar insgesamt nicht schlecht gemacht sind, in der zweiten Hälfte des Films jedoch in ihrer Masse und Länge der Szenen fast schon etwas überbordernd auftreten, sodass sie an Wirkung verlieren und für die Geschichte kaum noch einen Mehrwert bieten. Das ist aber Jammern auf hohem Niveau und stört im Endeffekt auch nicht wirklich. Letztendlich kann man konstatieren, dass "Last Night In Soho" definitiv einer der deutlich besseren Vertreter seines Genres ist; zudem ist er so spannend, interessant, charmant und auf seine Art perfekt, dass man ihn sofort wieder ansehen könnte, um erneut in die magische Welt der 60er Jahre eintauchen zu können. Der Film trifft vielleicht nicht den Geschmack eines jeden Zuschauers, doch für Fans von Mystery-, Psychothrillern oder Horrorfilmen, die storygetrieben sind und mit interessanten Charakteren punkten, ist Wrights Beitrag defintiv eine dicke Empfehlung wert.

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: Universal Pictures

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