Montag, 4. Mai 2020

Code 8 (2019)

https://www.imdb.com/title/tt6259380/

In der Zukunft verfügen vier Prozent aller Menschen in der Großstadt Lincoln City über übernatürliche Fähigkeiten. Die besonderen Talente sind ganz unterschiedlich ausgeprägt - manchen ist es etwa möglich Wunden zu heilen. Connor Reed (Robbie Amell) steht am ganzen Körper unter Strom - weshalb man ihn auch einen „Electric“ nennt. Doch die Regierung hat kein besonderes Interesse daran, dass Reed und seinesgleichen einfach frei in der Gegend herumlaufen können, lässt sie von brutalen Spezialeinheiten überwachen und treibt sie in die Armut. Bald schon probt eine Gruppe aus Übernatürlichen den Aufstand - und Reed muss überlegen, auf welcher Seite er steht...

"Code 8" stellt die Frage, was wäre, wenn das Besondere plötzlich nicht mehr besonders ist: Aus dem Jahr 2000 stammte der Film "X-Men", der von einer Gesellschaft erzählte, in der übernatürlich begabte Menschen ausgegrenzt werden - die daraufhin zum Gegenangriff übergehen. Während die Hauptreihe in den folgenden zwei Jahrzehnten ein ziemliches auf und ab erlebte, sowohl auf Kassenerfolg wie auch Kritikerresonanz bezogen, und sich 2019 mit "Dark Phoenix" selbst zu Grabe trug, gibt es im Low- und Mid-Budget-Bereich zahlreiche Werke, welche die Grundidee aufgreifen. "Code 8" tut sich in der Hinsicht etwas schwer. Versucht hat es Regisseur Jeff Chan, der hier seinen Kurzfilm auf Spielfilmlänge ausdehnt, schon. Interessant ist beispielsweise die Idee, dass diese verhinderten Superhelden als billige Arbeitskräfte missbraucht werden. Der Science-Fiction-Thriller geht also über die übliche gesellschaftliche Komponente der Unterdrückung von Minderheiten hinaus, indem er das Szenario mit der Welt des Kapitalismus verbindet. Chan erzählt damit nicht nur von einigen wenigen, sondern zeigt auf, wie Leute systematisch ausgenutzt werden, oft in ihrer Not. In die Verfolgung dieser Leute wird mehr Geld investiert als in deren Unterstützung, ein kaum zu übersehender Kommentar über die derzeitige soziale Schieflage.

Frisch fühlt sich "Code 8" nicht an, viel mehr vertraut. Denn die Versatzstücke hat man alle schon mal irgendwo gesehen und das meist besser. Es gelingt Chan und Drehbuchautor Chris Pare irgendwie nicht, ihre Idee nennenswert weiterzuentwickeln. "Code 8" etabliert das alles recht früh, um sich dann aber lieber in die Action-Richtung aufzumachen. Legitim ist das natürlich schon, tatsächlich spannend aber weniger, da der Film letztendlich zu sehr auf ausgetretenen Pfaden herumballert. Das ist dann alles solide umgesetzt, zumal der per Crowdfunding finanzierte Titel ohne großes Budget auskommen musste. Ein Effektspektakel wie bei der Hollywoodvariante braucht man daher nicht zu erwarten, das gibt der bescheidenere kanadische Verwandte einfach nicht her. Das geben aber auch die wenig kreativen Superfähigkeiten nicht her, die sich aus dem üblichen Arsenal wie Feuer, Eis und Elektrizität zusammensetzen. Erschwerend kommt hinzu, dass nicht sonderlich viel Arbeit in die Figuren investiert wurde. Connor kommt noch vergleichsweise am besten weg, wenn er zumindest in einem Dilemma steckt - ehrlich den Tod der Mutter akzeptieren oder illegal um ihr Leben zu kämpfen. Denn das ist ein Zwiespalt, an dem er mehrfach zu kämpfen hat. Darüber hinaus erfahren wir aber nichts über ihn. Bei den anderen sieht es noch schlimmer aus: Die sind einfach nur da, unterscheiden sich lediglich durch ihre Fähigkeiten oder das Ausmaß der kriminellen Energie. Das ist dann funktional, spannend eher weniger. Für einen Kurzfilm reicht das, bei einem ausgewachsenen Spielfilm sollte man dann aber doch etwas mehr zu bieten haben.

Und doch, unsympathisch ist "Code 8" nicht. Auch wenn aus dem Stoff nicht so viel herausgeholt wurde, dass eine Fortsetzung heiß ersehnt ist, das Fundament stimmt, die Umsetzung an sich ist solide. Innerhalb dieses Rahmens ist einiges möglich, Elemente wie das "Psyke" tragen dazu bei, dass die Welt einiges hergeben würde, um spannende Geschichten zu erzählen. Es bräuchte dann nur Leute, die dafür die passenden Drehbücher schreiben und eben mehr machen als nach ein bisschen Kontextlieferung nur das Standardprogramm abzuspielen. Solide ist das Ergebnis damit durchaus, mehr aber leider nicht.

6/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/Artwork: Netflix

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