https://www.imdb.com/title/tt4080956/
Wer sich in einem fremden Land aufhält, sollte tunlichst darauf achten, die dort geltenden Regeln zu befolgen. Mit Drogen zu dealen ist in Thailand nämlich ein Verbrechen, auf das eine harte Strafe steht: Das muss der junge Brite Billy Moore (Joe Cole) am eigenen Leib erfahren, als er eines Tages festgenommen und ins härteste Gefängnis weit und breit geschmissen wird. Dort scheint er gestrandet – er spricht die Sprache nicht, hat kein Geld und zu allem Überfluss machen sich langsam aber sicher Entzugserscheinungen bemerkbar. Zum Glück ist Billy ein Boxtalent und so lässt er sich von anderen Insassen im Kampfsport Muay Thai trainieren. Bei Kämpfen, die im Knast organisiert werden, will er sich beweisen. Bei einer Niederlage droht der Tod…
Ein ziemlich intensiver Film. Der selbstverschuldete Aufenthalt des britischen Boxers Billy Moore (Joe Cole) im berüchtigsten Knast Thailands ist der härteste Schlag, den er jemals einstecken musste. Ohne viel Exposition folgt man Billy in die Subkultur der thailändischen Gefängnisanstalten und wird mit den menschenverachtenden Zuständen konfrontiert. Mangelnde Privatsphäre und Hygiene sind noch die kleinsten Probleme, denn Leichen, Vergewaltigungen und Gewalt gehören an die Tagesordnung. Die Inszenierung katapultiert den Zuschauer mitten in diese Welt und konfrontiert ihn mit schonungslosen Bildern, die man so schnell nicht vergessen wird. Die Kamera ist steter Begleiter von Billy und isoliert ihn vom Rest des Geschehens. Kulturelle und sprachliche Barrieren erschweren ihm die Eingewöhnung in diesem Löwenkäfig. All diese Eindrücke werden unvermittelt auf den Zuschauer losgelassen. Das Gefühl der immer mehr aufkeimenden Hoffnungslosigkeit weicht im letzten Drittel dem Fokus auf den Boxsport.
Der Film schafft es fantastisch, die universelle Sprache der Körpersprache (Drohgebärden, Mimik, Tonus der Stimmen) zu nutzen, sodass man doch irgendwo weiß, was gerade abgeht, und man sich trotzdem hilflos und verloren fühlt. Der Film macht keine halben Sachen und neben dem steten Fokus der Kamera auf den tätowierten, verschwitzten Männeroberkörpern zeigt er auch eine Gruppenvergewaltigung und andere Gräueltaten, bei denen man eigentlich keine Lust mehr hat, weiter zu zuschauen , sowie den unerbittlichen Kampf gegen den Entzug. Dann gibt es aber auch Momente der Freundschaft, der Zärtlichkeit und der Hoffnung, gerade wenn Billy es schafft, sich von seinen Drogen loszusagen und anfängt zu boxen. Joe Cole spielt Billy sehr überzeugend und physisch. Ohne jemals die Verbrecher, die in diesem Knast zu sitzen, zu humanisieren, erlangt man doch eine andere Perspektive auf sie und ihre Beziehung untereinander. Eine krasse Geschichte, "based on a true story", die eindrucksvoll inszeniert ist, leider aber etwas zu länglich gerät, weil er nicht ganz so packend ist, wie man es sich vielleicht gewünscht hatte, und weil der Mangel an verständlichen Dialogen trotz aller Authentizität und Atmosphäre irgendwann doch etwas anstrengend wird. Trotzdem ist "A Prayer Before Dawn" ein ungemütliches Knast-Box-Drama mit unvergesslichen Bildern. Dreckig, roh und schonungslos. Sehenswert.
7/10
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