Sonntag, 10. Mai 2020

The Neverending Story - Die unendliche Geschichte (1984)

https://www.imdb.com/title/tt0088323/

Bastian Balthasar Bux (Barret Oliver) lebt in der Welt der Bücher. Sein Vater (Gerald McRaney) ist nach dem Tod seiner Frau in die Arbeit geflüchtet und findet keine Zeit für seinen Sohn. Mehr Aufmerksamkeit widmen ihm hingegen seine Mitschüler, die Bastian nur zu gerne mobben. Als Bastian eines Tages wieder negative Zuwendung findet, sucht er ausgerechnet in dem Antiquariat von Karl Konrad Koreander (Thomas Hill) Zuflucht vor seinen Verfolgern. Hier entdeckt Bastian ein Buch, das ihn wie magisch anzieht und den viel versprechenden Titel "Die unendliche Geschichte" trägt. Aus einem Impuls heraus stopft sich Bastian das Buch unter die Jacke und flieht auf den Dachboden der Schule, um in aller Ruhe seinen Schatz zu lesen und in die Handlung einzutauchen: Die Kindliche Kaiserin (Tami Stronach), Herrscherin über Phantásien, das Reich der Phantasie, ist schwer erkrankt. Und mit ihr krankt auch das Land und droht vom Nichts verschlungen zu werden. Dem jungen Atréju (Noah Hathaway), vom Volke der Grünhäute, fällt die Aufgabe zu, sich auf die Suche nach dem Retter Phantásiens zu begeben, der mit der Kraft seiner Phantasie der Kindlichen Kaiserin zur Genesung und dem Reich zu neuer Blüte verhelfen soll. Atréju begibt sich auf die gefahrvolle Reise durch das zerfallende Phantásien und macht dabei Bekanntschaft mit der uralten Morla und dem Glücksdrachen Fuchur. Bastian folgt mit Spannung Atréjus Abenteuern. Unmerklich wird er dabei immer mehr Teil der Handlung, bis er feststellen muss, dass er der gesuchte Retter Phantásiens ist...

Es war alles andere als selbstverständlich, dass Michael Endes erfolgreiche Literaturvorlage in Deutschland verfilmt werden würde. Ein solcher Stoff auf die Leinwand zu bringen, benötigte erhebliche finanzielle Mittel, sollte das Fantasieland "Phantásien" und seine Bewohner adäquat dargestellt werden, wenn auch nur die erste Hälfte des Romans verfilmt werden sollte. Es würde den Rahmen normaler deutscher Filmproduktionen von 3-4 Millionen um das Vielfache sprengen. Doch im November 1981 erwarb der junge deutsche Filmproduzent Bernd Eichinger die Filmrechte. Er ließ den Stoff 1983 unter der Regie von Werner Petersen verfilmen, der mit "Das Boot" bereits einen großen internationalen Erfolg bei Publikum und Kritik verzeichnen konnte. Danach standen Petersen in Hollywood alle Türe offen, doch er entschied sich für "Die unendliche Geschichte", die mit 60 Millionen Kosten die teuerste deutsche Filmproduktion wurde. Bei dieser Größenordnung war der Film natürlich für den internationalen Filmmarkt konzipiert. Entsprechend filmte Petersen fast ausschließlich mit englischsprachigen Darstellern. Selbst das Straßenszenario gestaltete er amerikanisch.

Michael Ende, der anfangs noch hinter der Verfilmung stand, distanzierte sich immer mehr von der Produktion und der Konflikt mit Eichinger und Petersen brach offen aus. Noch bevor Ende den fertigen Film gesehen hatte, bezeichnete er ihn als Hollywood-Melodram aus Plüsch und Plastik. Nach Ansicht des Films sprach er von Ausbeutung und Betrug, von Einschüchterung und Bedrohung durch die Filmproduktion. Schließlich zog er sogar seinen Namen zurück, der nicht mehr im Vorspann erschien.

Die negative Reaktion Endes scheint völlig überzogen, denn gerade inhaltlich wurde die Romanvorlage gut umgesetzt - auch wenn Petersen seine eigene Vision verfolgt. Der Film ist keineswegs eine Effektorgie sondern feiert die Fantasie des Menschen und ist ein Appell, sich seine kindlichen Träume zu bewahren, womit er die Aussagekraft der Literaturvorlage wiedergibt. Wenn der Filme Schwächen hat, dann gerade auf der visuellen Ebene. Verglichen mit damaligen Fantasiefilmen wie "E.T." und "Die Rückkehr der Jedi-Ritter", wo die Creatures recht agil gestaltet sind, bewegen sich in "Die unendlichen Geschichte" die von Puppenspielern gelenkten Fantasiegestalten so steif wie die Puppen aus der Augsburger Puppenkiste. Da ist zwar der Kopf sehr beweglich, die Augen klimpern und die Nase rümpft sich, aber der Körper bleibt dagegen völlig starr. So bewegt sich beim Glücksdrachen Fuchur am Körper kein Glied. Wobei er das Aussehen eines Cocker Spaniels hat, der mit einem Drachen nichts gemein hat. Die Effekte haben trotz ihrer hohen Kosten keine Oscar-Nominierung erhalten. Dagegen können die drei Kinder-Darsteller durchweg überzeugen. Beim Publikum kam der Film gut an. Mit einem weltweiten Einspielergebnis von rund 100 Millionen US-$ hat er seine Produktionskosten (umgerechnet rund 27 Mio. US-$) um ein mehrfaches wieder eingespielt und lässt damit keinen Zweifel. an der Qualität der Umsetzung offen. Der Soundtrack von Klaus Doldinger und Limahl passt perfekt und verzaubert noch heute - und erwachsen gewordenen Kindern treibt die eine oder andere Szene immer noch zumindest ein Tränchen ins Auge. "Die unendliche Geschichte" ist und bleibt eben eine der schönsten filmischen Kindheitserinnerungen. Trotz aller Makel.

8/10

Von CONSTANTIN FILM/NAMELESS Media kommt der Film in HD im auf 2.000 Stück limitierten Mediabook:

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