Freitag, 8. Mai 2020

Flukt - Escape - Escape: Vermächtnis der Wikinger (2012)

https://www.imdb.com/title/tt2076850/

Die junge Signe (Isabel Christine Andreasen) befindet sich mittelalterlichen Norwegen gemeinsam mit ihrer Familie auf einer beschwerlichen Reise durch das unwirtliche Hinterland, als sie Opfer eines Überfalls werden. Sämtliche Familienmitglieder werden von den Wegelagerern massakriert, lediglich Signe wird verschont. Fortan soll sie der kleinen Tochter Frigg (Milla Olin) von Anführerin Dagmar (Ingrid Bolsø Berdal) als Spielgefährtin dienen. Kaum im Lager angekommen, nutzt Signe die Gelegenheit zur Flucht, Frigg mit im Schlepptau. Die erboste Dagmar nimmt postwendend die Fährte auf und jagt Signe erbarmungslos hinterher...

Mit Wikingern hat "Escape: Vermächtnis der Wikinger" zwar genau gar nichts zu tun, über diesen unsinnigen Titel des deutschen Verleihers sollte man aber als Filmfreund hinwegsehen, denn sonst würde man eine kleine, feine Genreperle verpassen. Roar Uthaugs norwegischer Survival-Thriller im ländlichen Mittelalter ist kein historisches Wikingerspektakel mit spaltenden Köpfen und Horden von behelmten Monstern sondern eine auf 78 Minuten stark verknappte Verfolgungsjagd in unwirtlicher Natur, mit einer ungewöhnlichen Priese Frauenpower für dieses Genre. "Flukt", wie der Film im Original heißt, wartet mit frischem Setting im mittelalterlichen Norwegen auf. Erzählt wird eine sehr reduzierte Geschichte von Flucht, von Jägern und Gejagten. Dabei ist die Handlung frei von jeglichen Nebensträngen, Plot-Twists oder ähnlichen komplexeren Elementen, was dem Film aber nicht schadet. Viel mehr fügt sich die rohe, stringente Handlung wunderbar in die unwirtliche, wunderschöne Naturkulisse Norwegens, die harte, realistische Gewalt und in die einfache und doch unbarmherzige Lebenswirklichkeit der Figuren des Films ein.

Denn diese werden - zumindest im Rahmen des Konstruktes - überraschend ambivalent und tiefgründig gezeichnet. Besonders die Antagonistin Dagmar ist eine faszinierende, hervorragend geschriebene Figur, die dem Zuschauer auch dank des tollen Spiels von Ingrid Bolsø Berdal sowohl Furcht als auch Abscheu und Mitleid entlocken kann. Auch die anderen Darsteller des Films machen durch die Bank einen guten Job, Berdal sticht aber noch einmal heraus. Angenehm ist auch, dass der Drehbuchautor auf krude Schwarz-Weiß-Stereotype verzichtet. Optisch sieht man dem Film zwar sein geringes Budget an der ein oder anderen Stelle an und der etwas exzessive Einsatz von Zeitlupen kann auf die Dauer ein wenig nerven, die schöne Kameraführung und vor allem die fantastischen Naturbilder entschädigen das allerdings und machen aus "Flukt" auch visuell einen sehr ansprechenden Film. Stark ist auch der leichte Western-Einschlag des Films, der an einigen Stellen doch stark zu erkennen ist, der in Kombination mit dem untypischen Setting eine frische, unverbrauchte Seherfahrung erzeugt. Insgesamt ist also "Flukt" ein sehr sehenswerter Film, der Genre-Fans dank seines treibenden Spannungsbogens, der tollen Darsteller und des schönen Settings über seine komplette Länge super unterhält.

7/10

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