http://www.imdb.com/title/tt0068473/
Abenteurer Lewis (Burt Reynolds) animiert seinen Freund Ed (Jon Voight)
und dessen Kumpels Bobby (Ned Beatty) und Drew (Ronny Cox) zu einer
gemeinsamen Kanutour. Fern von ihrer Heimat wollen sich die Großstädter
am wilden Cahulawassee in Georgia ihre Männlichkeit beweisen.
Zusätzlicher Anreiz ist die Tatsache, dass durch den Bau eines Staudamms
der reißende Fluss und seine idyllische Umgebung kurz vor der Flutung
stehen. Trotz einiger Stromschnellen verläuft der Ausflug ins kühle Nass
zunächst ohne besondere Vorkommnisse. Jegliche Lagerfeuerromantik ist
jedoch verflogen, als Ed und Bobby, die sich von Lewis’ Boot entfernt
hatten, am Ufer auf zwei verkommene Hinterwäldler treffen. Trotz seiner
Beschwichtigungsversuche wird Ed an einen Baum gefesselt und muss mit
ansehen, wie Bobby brutal vergewaltigt wird. Als auch Ed zum Oralverkehr
gezwungen werden soll, erschießt Lewis mit seinem Bogen einen der
Hillbillies. Dessen Kompagnon kann im Eifer des Gefechts fliehen. Gegen
den Widerstand von Drew beschließen die Männer, den getöteten Angreifer
zu begraben, den Vorfall nicht den örtlichen Behörden zu melden und die
lebensgefährliche Kanufahrt fortzusetzen...
Das Aufeinandertreffen von Gitarre und Banjo zu Beginn in "Deliverance", dessen deutscher Titel nichts anderes als ein linguistisches Desaster ist, ist
einer der intesivsten Filmmomente überhaupt. Einerseits wird der Zuschauer von
der improvisierten Jam-Session, die sich immer weiter steigert und in
einem fulminanten Finale mündet, total mitgerissen, andererseits überkommt einen an einem gewissen Punkt bei diesem Aufeinandertreffen von Städtern und Hillbillys ein
Gefühl des Unbehagens und der Beklemmung. Schwer zu sagen, was genau
dieses Gefühl verursacht hat - vielleicht das inzestiöse Aussehen des
Banjospielers, das eine starke Verkommenheit der Hinterwäldler
impliziert, vielleicht auch die tatsache, dass man ja weiß, dass der Film ein Thriller/Survival-Horror ist, die einen daran hindert, das schöne Jammen einfach zu
genießen, weil klar ist, dass es noch sehr sehr böse kommen wird.
Bevor es aber soweit ist, macht die erste Kanufahrt der vier Ausflügler viel Spaß; man
hat das Gefühl dabei zu sein und mit der Truppe durch die
Stromschnellen zu brausen. Die Klänge des Banjos übrigens werden nicht
nur im Lauf des
Films noch eine wichtige Rolle spielen, sie dienten auch in späteren
Filmen immer wieder mal als kleine Anspielung auf ebenjene
unverheißungsvolle Ausgangssituation.
Man begleitet die vier
Männer dabei, wie sie mit ihren Kanus den Fluss herunter schippern und
es zu einer weiteren legendären Szene kommt. Die "Sqeal like a Pig!"-Szene, die man hier so irgendwie gar nicht erwartet hätte. Es ist wohl eine der heftigsten (homosexuellen) Vergewaltigung-Szenen der Filmgeschichte. Und von
nun an nimmt der Film eine gefährliche Wende und man erlebt den Kampf
ums Überleben. Jetzt werden die Klänge des Banjo öfters zu hören sein,
was der ganzen Situation einen ziemlich unheimlichen Touch verleiht.
Ständig ist man in Erwartung, dass dieser seltsame Junge vom Anfang mit
seinem Banjo auftaucht.
Man könnte nun der Meinung sein, "Beim Sterben ist jeder der Erste" ist
ein klassischer Backwood-Film. Zur einen Hälfte vielleicht, aber zur
anderen ist der Film viel mehr als das. Es ist ein Film über Mensch
gegen Natur und Mensch gegen Mensch. Letztendlich aber auch ein Blick zu
dem, zu was ein Mensch in Extremsituationen imstande ist. Und abschließend lässt sich ohne Umschweife feststellen, dass man wohl nur selten einen besseren Burt
Reynolds gesehen hat, ganz ohne Albernheiten (vielleicht auch, weil er mit Jon Voigt und Ned Beatty zwei sehr guten Kollegen an seiner Seite hat). Es ist ein unverzichtbarer Klassiker
der Filmwelt, der auch sehr stark von seinen Hauptdarstellern getragen wird. Eine klare Empfehlung für alle
Filmbegeisterte und Freunde von (guten) Backwood-Filmen kommen an "Deliverance" sowieso
nicht vorbei.
8/10
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