Ethan Hunt (Tom Cruise) und sein IMF-Team starten ihre bisher gefährlichste Mission: Sie sollen eine furchterregende neuartige Waffe, die die gesamte Menschheit bedroht, aufspüren, bevor sie in die falschen Hände gerät. Während die Zukunft und das Schicksal der Welt auf dem Spiel stehen und die dunklen Mächte aus Ethans Vergangenheit ihn wieder einzuholen drohen, beginnt ein tödlicher Wettlauf um den gesamten Globus. Konfrontiert mit einem mysteriösen, allmächtigen Feind muss Ethan erkennen, dass nichts wichtiger sein kann als seine Mission - nicht einmal das Leben derer, die ihm am meisten am Herzen liegen.
In den letzten vier Jahrzehnten hat Tom Cruise "Mission: Impossible" zu einer der großartigsten Actionfilmreihen aller Zeiten gemacht, einer Reihe, die die Möglichkeiten eines modernen Blockbusters immer wieder neu auslotet und immer wieder neue Wege findet, Cruise zum Vergnügen der Zuschauer in lebensbedrohliche Situationen zu bringen. Nach einem faszinierenden Start der Reihe mit Regisseuren wie Brian De Palma, John Woo, J.J. Abrams und Brad Bird fand Cruise Christopher McQuarrie, der bei der Reihe seit dem 2015 erschienenen "Mission: Impossible: Rogue Nation" Regie führt. Obwohl es in den meisten Filmen darum geht, dass Cruises Ethan Hunt von der Impossible Missions Force (IMF) als notwendiges Übel betrachtet wird, und obwohl die Serie immer wieder den gleichen Trick mit der Gesichtsmaske anwendet, ist die "Mission: Impossible"-Reihe durchweg spannend, und dank Cruises Hingabe zu verrückten Stunts fühlte sich diese Reihe immer greifbarer, realer und gefährlicher an als ein Standard-Actionfilm. Und selbst nach sieben Filmen gibt es beim IMF keine Anzeichen für einen Slow-Down, weder bei den unglaublichen Stuntfähigkeiten des Stars, noch beim Ton. Der Hauptstunt des siebten Films (gleichsam Plakatmotiv und, den Interviewberichten folgend, sechs Mal an einem Tag absolviert, bevor Cruise zufrieden war) ist dabei bereits zur Legende geworden: Tom Cruise rast mit einem Motorrad auf eine Klippe zu, springt und segelt durch den Himmel, zieht die Reißleine an einem unfassbar kleinen Fallschirm und stürzt sich hinunter in Richtung des rasenden Orient Express.
Dieses stest unverschämt unterhaltsame Spektakel zwingt den Zuschauer mit seiner schieren Ausdauer, seinem Ausmaß und seinem Schwung schon irgendwie zu einer ehrfürchtig nickenden Zustimmung. So wie auch der siebte Teil des "Mission: Impossible"-Action-Franchise mit Cruise in der Hauptrolle als Ethan Hunt, dem mysteriösen, superfitten Anführer einer streng geheimen Geheimdienst-/Kampfeinheit namens Impossible Mission Force, die von einer zwielichtigen US-Regierungsbehörde hinzugezogen wird, wenn es darum geht, verdeckte Aktionen zu erledigen. Ihre Initialen lauten natürlich IMF, und in diesem Film kommen sie endlich dazu, den Gag zu machen, den die Kritiker schon seit Jahren machen - dass sie nicht der Internationale Währungsfonds sind. Wenn man bedenkt, dass Cruise mittlerweile 61 Jahre alt ist, kommt man aus dem Kopfschütteln nicht heraus, denn er sieht besser aus als je zuvor und ist mit dem IMF so gut wie verheiratet. Andere Schauspieler in seinem Alter mögen sich schrägen Rollen zuwenden, aber Tom Cruise hat diese schon vor 20 Jahren für Paul Thomas Anderson und Michael Mann gemacht. Die "Mission: Impossible"-Reihe ist seine Berufung, und Tom Cruise hat den Zuschauer beinahe im Alleingang davon überzeugt, dass das Action-Genre eine neue Seriosität und einen neuen Zweck hat: die Rettung der Kinokassen für das Live-Kino. Aber man fragt sich auch wie ist seine Exit-Strategie? Muss man sich Sorgen über das Ende von Teil Zwei machen?
Wie in so vielen anderen Filmen versuchen auch hier böse Mächte, in den
Besitz eines McGuffins zu gelangen, mit dem sie die Welt
kontrollieren/zerstören können, und Ethan und sein Team sind die
einzigen, die sie aufhalten können. Es gibt einige großartige Stunts,
darunter eine verrückte Verfolgungsjagd im Stil von "The Italian Job" durch Rom, bei der Ethan und Grace in das
kleinstmögliche Auto gesteckt werden (einen Fiat 500 ), baut den Einsatz und die Spannung
kontinuierlich auf und sorgt gleichzeitig für einige ziemlich solide
komödiantische Momente zwischen den beiden. Das große Zug-Set des Films,
das schon seit Ewigkeiten angeteasert wurde, verwendet zwar am Ende mehr CGI
als man es von einem "Mission: Impossible"-Film
erwarten würde, aber in der Art und Weise, wie McQuarrie diese Sequenz
inszeniert und funktionieren lässt, ist grandios, denn natürlich geht
alles, was schief gehen könnte, auch schief.
Eine sehr spannungsgeladene Eröffnungssequenz an Bord eines
russischen U-Boots namens Sewastopol - die Assoziationen mit der Krim
sind vielleicht ein Vorwurf an den putinistischen Chauvinismus und gleichzeitig eine herrliche Anspielung auf "Jagd auf Roter Oktober" - macht
den Zuschauer also mit einem gewissen LED-verzierten, kreuzförmigen
Schlüssel bekannt, der in zwei Hälften geteilt ist; dies ist das
seltsame Low-Tech-Objekt, dessen Besitzer, nachdem er die Hälften wieder
zusammengefügt hat, die Entität beherrschen kann. Nicht
neu, nicht besonders aufregend, auf Aufhänger genug, um einen weiteren
Film daraus zu basteln.
Auf seiner Jagd nach der Entität und den Schlüsseln wird Hunt erneut von Luther (Ving Rhames) und Benji (Simon Pegg) unterstützt, und seine Wege kreuzen sich erneut mit Ilsa Faust (Rebecca Ferguson). Hunt trifft auch auf Grace (Hayley Atwell), eine Diebin, die überfordert ist, als sie sich Hunts Zielen in den Weg stellt. In "Mission: Impossible: Dead Reckoning, Teil Eins" kehrt auch Eugene Kittridge (Henry Czerny) zurück, der seit dem ersten "Mission: Impossible" zu sehen war, und stellt Paris (eine großartige Pom Klementieff) vor, der im Auftrag von Gabriel Jagd auf Ethan macht, sowie Jasper (Shea Whigham) und Degas (Greg Tarzan Davis), die ebenfalls versuchen, Ethan zur Strecke zu bringen, allerdings aus anderen Gründen.
Einer der auffälligsten Unterschiede in diesem neuesten Film ist, dass fast von Anfang an alles verworren und erklärt wirkt. In einer frühen Szene des Treffens erklärt Eugene Kittridge Denlinger (Cary Elwes) und dem Publikum genau, was die Bedrohung ist, wer Hunt ist und was das IMF tut. Und obwohl es klar ist, dass diese Szene für Neulinge in dieser Reihe gedacht ist, ist sie auch viel ausführlicher als in den meisten anderen Filmen. Und während sich diese Filme oft um einen McGuffin drehen, um den sich Hunt und der Antagonist streiten, hat sich das nie so byzantinisch angefühlt wie hier. Es gibt natrlich Kopien des Schlüssels, Doppelagenten, Irreführung und sogar eine überraschende Menge an cineastischer Close-up-Magie, die die Suche nach den Schlüsseln komplexer machen, als sie wahrscheinlich sein müsste. Musste sich wirklich der gesamte erste Teil dieses zweiteiligen Films um die Suche nach diesen Schlüsseln drehen? Das wird sich vermutlich erst zeigen, wenn der zweite Teil veröffentlicht wird.
Aber die Geschichte ist auch zweitrangig gegenüber den großartigen Actionsequenzen in "Mission: Impossible: Dead Reckoning, Teil Eins". "Mission: Impossible" hat sich in diesen Actionszenen oft auf die Spannung verlassen, wenn man Tom Cruise dabei zusieht, wie er zur Belustigung des Publikums wirklich verblüffende Stunts vollführt. Doch in "Mission: Impossible: Dead Reckoning, Teil Eins" funktioniert diese Spannung auch außerhalb der extravaganten Szenen noch besser. In einer Szene auf einem Flughafen werden zum Beispiel neue Charaktere vorgestellt, Jasper und Degas versuchen, Hunt zu finden, während Luther und Benji ihr eigenes kleines Abenteuer erleben. McQuarrie vermischt all diese Elemente auf eine Weise, die den Gang durch einen Flughafen geradezu elektrisierend macht. Eine weitere Szene in dem bereits erwähnten Zug zeigt, dass all die mysteriösen Verbindungen und Motivationen der Charaktere, die sich im Zug abspielen, ebenso fesselnd sind wie Cruises Versuche, sich fast umzubringen, um auf die fahrende Lokomotive zu gelangen. Auch wenn das Drehbuch von McQuarrie und Erik Jendersen oft ein wenig zu sehr in die Länge gezogen wird, so sind es doch gerade diese kleineren Actionszenen, die sich immer weiter aufbauen und bei jeder Gelegenheit neue Elemente hinzufügen, in denen man die Stärken des Drehbuchs erkennen kann.
Das Drehbuch von McQuarrie und Jendersen zeichnet sich auch dadurch aus, dass es die altbekannten Lieblingscharaktere mit neuen mischt. Man bekommt all die Ethan/Benji/Luther-Momente, die man auch erwartet, aber diese neue Besetzung deutet an, dass die Zukunft durchaus Potenzial hat. Besonders unterhaltsam ist Klementieff, die fröhlich bösartig ist, wenn sie mit jauchzender Freude Motorroller und Autos überfährt und Hunt mit Bösartigkeit aufspürt. Auch Whigham ist eine witzige Bereicherung, der fast so tut, als hätte er zu viele "Mission: Impossible"-Filme gesehen und versucht, unschuldigen Zivilisten, die sich zwischen ihn und Hunt stellen, die "Gesichtsmasken" (die gar keine sind) vom Gesicht zu reißen.
Dennoch ist es Hayley Atwells Grace, die den größten Eindruck hinterlässt, da sie sicherlich das Gefühl vermittelt, dass sie der Weg sein könnte, den diese Reihe einschlägt, und "Mission: Impossible: Dead Reckoning, Teil Eins" leistet gute Arbeit, um dem Zuschauer nahe zu bringen, dass diese Reihe bei ihr in guten Händen wäre. Ob das in Zukunft der Fall sein wird, bleibt abzuwarten, aber zusammen mit der Rückkehr von Ferguson und Vanessa Kirbys Alanna Mitsopolis macht "Mission: Impossible: Dead Reckoning, Teil Eins" deutlich, dass die Frauen im Leben von Ethan Hunt weitaus interessanter sind als Hunt selbst. Leider wird Morales' Gabriel zwar als Hauptgegner in Hunts Leben aufgebaut, aber es gibt wenig, was ihn zu einem interessanten Bösewicht macht, vor allem im Vergleich dazu, wie fesselnd die Bösewichte dieser Marke sein können, wenn sie in Bestform sind. Als eine Art Endspiel-Bösewicht ist Gabriel ziemlich enttäuschend.
"Mission: Impossible: Dead Reckoning, Teil Eins" macht aber unterm Strich viel Spaß, lässt die 164 Minuten wie im Flug vergehen und ist mit Abstand einer der besten Actionfilme des Sommers, aber fünf Jahre nach "Mission: Impossible: Fallout" ist es auch schwer, diesen siebten Film nicht als eine kleine Enttäuschung zu empfinden. Auch hier gilt: Vergleicht man "Mission: Impossible: Dead Reckoning, Teil Eins" einfach mit anderen "Mission: Impossible"-Filmen, bedeutet dies, dass man ihn im Grunde mit einigen der besten Actionfilme des 21. Jahrhunderts vergleicht. Es gibt eine gewisse Franchise-Aufblähung, die diese Serie noch nie hatte, vor allem, weil "Mission: Impossible: Dead Reckoning, Teil Eins" oft das Gefühl vermittelt, mehr zu tun als nötig - sei es durch Erklärungen, das Einfügen von Charakteren oder Szenen, die einfach viel zu lange dauern - doch in den durchweg berauschenden Action-Sequenzen geht das alles unter. "Mission: Impossible: Dead Reckoning, Teil Eins" zeigt, dass immer noch viel Benzin im Tank ist, aber man kommt nicht umhin zu erahnen, dass diese Serie eine Umstellung braucht, um so spannend zu bleiben wie bisher. Aber das ist auch genau das Ziel dieses ersten Teils.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Paramount Pictures
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