Im Jahr 1969 steht für Indy (Harrison Ford) eine neue Ära ins Haus: seine Pensionierung. Vielleicht kommt die gerade zur rechten Zeit, denn der Archäologe ringt ständig damit, sich in einer Welt zurecht zu finden, die ihm über den Kopf gewachsen zu sein scheint. Doch der alternde Professor und Abenteurer wird trotzdem wieder in ein gefährliches Abenteuer verwickelt. Vor dem Hintergrund des sogenannten Wettlaufs ins All im Kalten Krieg zwischen den Vereinigten Staaten und der Sowjetunion ist Jones von der Tatsache beunruhigt, dass die US-Regierung ehemalige Nazis rekrutiert hat, um den wortwörtlichen Griff nach den Sternen zuerst zu vollziehen. Einer von ihnen ist NASA-Mann Jürgen Voller (Mads Mikkelsen), der am Mondlandungsprogramm beteiligt war und die Welt nach seinen eigenen Regeln zu einem besseren Ort machen will. Indiana Jones wird auf seiner Reise von seiner Patentochter Helena Shaw (Phoebe Waller-Bridge) begleitet.
Kurze Zeit nach der Veröffentlichung von "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" schlug der Produzent George Lucas vor, einen neuen "Indiana Jones"-Film mit Shia LaBeoufs Figur Mutt aus dem vierten Teil der Reihe als Protagonist umzusetzen. Indiana Jones sollte hierbei eine ähnliche Rolle einnehmen wie einst sein Vater in "Indiana Jones und der letzte Kreuzzug", gespielt von Sean Connery. Diese Idee wurde jedoch wieder verworfen. Nach der Übernahme von Lucasfilm durch Disney erwarb der Konzern im Dezember 2013 die Rechte an der Marke "Indiana Jones" und somit auch für kommende Fortsetzungen. Nachdem die Idee eines fünften "Indiana Jones"-Films jahrelang im Raum gestanden hatte, gab die Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy im Mai 2015 schließlich bekannt, dass eine Fortsetzung der Reihe erscheinen werde.
Am 15. März 2016 verkündete Disney, dass am 19. Juli 2019 unter der Regie von Steven Spielberg der fünfte "Indiana Jones"-Film erscheinen solle. Im Zuge dessen wurde auch die erneute Teilnahme Harrison Fords in seiner Paraderolle bestätigt. Für das Drehbuch wurde David Koepp verpflichtet. Neben Kathleen Kennedy und Frank Marshall als Produzenten kehrte auch George Lucas als ausführender Produzent für das Projekt zurück. Steven Spielberg, der bereits in den ersten vier "Indiana Jones"-Filmen Regie geführt hatte, war zunächst auch wieder als Regisseur des neuen Films vorgesehen. Obwohl das Drehbuch spätestens im September 2017 vollendet war, wurde im Juni 2018 berichtet, dass sich die Dreharbeiten, die eigentlich im April 2019 starten sollten, verzögern würden, da noch nicht alle Verantwortlichen mit dem Drehbuch zufrieden seien. Jon Kasdan, der gemeinsam mit seinem Vater Lawrence Kasdan zuvor das Drehbuch für "Solo: A Star Wars Story" für Lucasfilm verfasst hatte, ersetzte daraufhin David Koepp als Drehbuchautor. Kurz darauf wurde der Starttermin, der inzwischen für Juni 2020 angesetzt war, auf den 9. Juli 2021 verschoben. Im Mai 2019 hingegen wurde Kasdan, kurz nachdem dieser den ersten Drehbuchentwurf fertig gestellt hatte, durch den US-amerikanischen Drehbuchautor Dan Fogelman ersetzt, und auch David Koepp schloss sich dem Autorenteam erneut an. Die Dreharbeiten sollten ursprünglich im April 2020 beginnen. Kurz vor dem eigentlichen Drehbeginn verließ Steven Spielberg das Projekt jedoch als Regisseur und wurde durch James Mangold ersetzt. Spielberg begründete seine Entscheidung damit, er wolle "Platz machen für eine neue Generation, die ihre Perspektive der Geschichte einbringen soll", verblieb jedoch als ausführender Produzent.
Im April 2020 wurde der Film schließlich erneut aufgrund der COVID-19-Pandemie auf den 29. Juli 2022 verschoben. Einen Monat später bestätigte der Produzent Frank Marshall den Beginn der Arbeit an dem neuen Drehbuch, das nun komplett von Jonathan Kasdan verfasst werden soll. Im Juni bestätigte der bisherige Drehbuchautor David Koepp, dass er nicht mehr am Projekt beteiligt sei. James Mangold selbst soll sowohl einige Ideen für Handlungselemente des Films gegeben als auch stellenweise am Drehbuch mitgewirkt haben. Später wurde bekannt gegeben, dass neben Mangold auch John-Henry Butterworth und Jez Butterworth am finalen Drehbuch gearbeitet haben. Die Dreharbeiten begannen Anfang Juni 2021 in den Pinewood Studios nahe London. Im September und Oktober 2021 fanden Außendreharbeiten u. a. am Ohr des Dionysos (Syrakus, Sizilien) und am Kastell von Castellammare del Golfo und Tempel of Segesta (Trapani, Sizilien) statt. Im ersten Trailer, der am 1. Dezember 2022 veröffentlicht wurde, lautete der deutsche Filmtitel "Indiana Jones und der Ruf des Schicksals" , in einer Wiederveröffentlichung dieses Trailers bei YouTube am 14. März 2023 wurde der deutsche Titel in "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" geändert.
Es liegt verdammt viel Zeit zwischen 1981 und 2023, sodass man das man nicht umhin kommt, zu bemerken, dass Dr. Henry "Indiana" Jones, jr., ein irgendwie zeitloser Charakter ist. Die 1981 mit "Jäger des verlorenen Schatzes" gestartete Reihe wurde von George Lucas und Steven Spielberg als Rückbesinnung auf die Pulp-Abenteuer der 1930er Jahre konzipiert, als moderne Interpretation eines Genres, das auch schon längst aus der Mode gekommen war. Dabei erfanden sie eine völlig neue Bildsprache, die neuen Generationen von Kinobesuchern vertrauter sein sollte als die knarzigen alten Serien, die sie inspirierten. Daraus folgt, dass die Menschen eine gewisse Erwartungshaltung an einen "Indiana Jones"-Film haben, und die beruhen ausschließlich darauf, was sie von ihrem Lieblings-"Indiana Jones"-Film in Erinnerung haben.
Das macht "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" zu einem faszinierenden, wenn auch etwas unvollkommenen Abgesang auf das Franchise mit dem ikonischen Harrison Ford. Regisseur James Mangold übernimmt in diesem fünften Abenteuer die Regie von Spielberg, dessen unauslöschlicher Stil das Franchise so sehr geprägt hat, dass seine Abwesenheit selbst in den fesselndsten Momenten von "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" spürbar ist. Aber obwohl Mangold kein Spielberg ist, steht außer Frage, dass er den Charakter Indiana Jones versteht. "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" ist ein ausgelassenes Abenteuer, das dem Franchise eine ernsthafte Albernheit verleiht, mit einer Wendung im dritten Akt, die so absurd ist, dass man ihr für ihre Kühnheit eigentlich applaudieren muss.
"Indiana Jones und das Rad des Schicksals" ist in mehr als einer Hinsicht ein Film, der sowohl im Schatten von Spielberg als auch als Hommage an die Pulp-Abenteuer, mit denen alles begann, entstanden ist. Auch wenn er sich nicht ganz mit beiden messen kann, liegt die Freude an"Indiana Jones und das Rad des Schicksals" darin, dass es ihm gelingt, den Geist beider Filme einzufangen und gleichzeitig das ursprüngliche Konzept von Indiana Jones wieder aufleben zu lassen.
"Indiana Jones und das Rad des Schicksals" spielt im Jahr 1969, 25 Jahre nachdem Indy (ikonisch: Harrison Ford) und sein Kollege Basil Shaw (Toby Jones) ein wertvolles Artefakt namens "Antikythera" vor den Nazis gerettet haben. Aber wie bei vielen Indiana Jones-McGuffins geht es bei dem Rad von keinem geringeren als Archimedes um mehr als nur um ihre historische Bedeutung - es könnte tatsächlich den Schlüssel zu Zeitreisen beinhalten. Und dieses Detail hat mehr Bedeutung für Indys Leben, als ihm lieb ist. Mit 70 Jahren und an der Schwelle zum Ruhestand kann er nicht mehr mit einer Generation mithalten, die lieber zu den Sternen schaut als auf ihre eigene Geschichte. Als Basils Tochter und Indys Patentochter Helena Shaw (eine großartige Phoebe Waller-Bridge) auf der Suche nach der Antikythera in sein Leben stürzt, wird er in ein letztes Abenteuer hineingezogen.
Der größte Kritikpunkt an "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" ist, dass es sich wie eine Kopie eines anderen Indiana Jones-Abenteuers anfühlt. Aber man könnte behaupten, dass dies eher ein Merkmal als ein wirklicher Fehler ist. Der Indy, den man in "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" trifft, ist ein älterer Indy, den die Zeit zurückgelassen hat. Die USA befinden sich mitten im Weltraumrennen, und weder seine Studenten noch die Vereinigten Staaten haben Interesse an alten Fossilien. Dabei ist es geraezu köstlich zu sehen, in welche realen geschichtlichen Ereignisse Indiana Jones immer wieder hineinstolpert, hier die Ankunft von Armstrong, Aldrin und Collins als gefeierte Helden der ersten erfolgreichen bemannten Mondmission von Apollo 11. Zwielichtige CIA-Agenten mischen sich nur aus Verpflichtung gegenüber Jürgen Voller (Mads Mikkelsen, wieder einmal genial unheimlich), einem Wissenschaftler, der Amerika auf den Mond gebracht hat, in die wilde Jagd nach der Antikythera ein. Aber Voller ist auch ein ehemaliger Nazi, der Indy während der schicksalhaften Mission vor 25 Jahren begegnete, und er ist von der Idee besessen, die Zeitreiseeigenschaften des Mediums zu nutzen, um die Geschichte zu "reparieren". Indys Suche wird also zu einer Mission, die Geschichte selbst zu schützen.Indys Dilemma als Mann, der von der Geschichte im Stich gelassen wurde und plötzlich die Aufgabe hat, sie zu retten, wird am besten durch die 25-minütige Eröffnungssequenz des Films erklärt, in der ein junger Harrison Ford zu sehen ist - eine Entscheidung, die für viele unverdiente Kontroversen gesorgt hat. Mangolds Kamera schwenkt energisch durch brennende Gebäude und enge Zugabteile eines rasenden Zuges, während sich Indy durch Wellen von Nazis kämpft. Dies ist Mangolds Interpretation des klassischen Indiana Jones, und es ist ein flotter, knallharter Film voller Abenteuergeist. Aber die Sequenz hat auch einen ungewollten Nebeneffekt, den Martin Scorseses "The Irishman" zu seinem Vorteil nutzte: Obwohl die CGI in Großaufnahme beinahe nahtlos ist, bewegt und spricht Ford immer noch wie ein älterer Mann. Dadurch wirkt diese Rückblende wie eine verzerrte Erinnerung. Wenn ein älterer Indy das Rad von Archimedes jagt, nachdem es von Helena Shaw gestohlen wurde, ist sein Enthusiasmus für einen niedergeschlagenen Rentner in seinen letzten Lebensjahren doch etwas überraschend.
Das größte Manko von "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" ist
vielleicht, dass das Drehbuch von Mangold, Jez Butterworth, John-Henry
Butterworth und David Koepp so schnell abläuft, dass dem Zuschauer nicht viel Zeit
bleibt, sich mit diesen größeren Themen zu beschäftigen. Wie gewohnt verfrachtet das Script den Helden von New York nach Marokko und Griechenland und bietet sogar ein Tiefseetauchabenteuer mit einem etwas unterforderten
Antonio Banderas. Aber die Chemie von Indys neuem Team hält den
Film zusammen - Phoebe Waller-Bridge verleiht dem Film die Energie einer
Gaunerin, während Teddy Kumar (Ethann Isidore)
eindeutig die straßenerfahrene Variante von Short Round
aus "Indiana Jones und der Tempel des Todes" ist. Ford ist als Indiana Jones dorniger denn je und sorgt für eine
interessante Reibung zwischen ihm und Helena, deren gieriger
Pragmatismus mit seinen Old-School-Mätzchen kollidiert. Gepaart mit
einigen der kaltblütigsten Bösewichte des Franchise (einschließlich Boyd
Holbrooks kühlem Handlanger), schafft es "Indiana Jones und das Rad des Schicksals", seinen
Einsatz und seine Dynamik im Laufe des Films zu steigern. Vor allem die Verflogungsjagd mit den Tuk Tuks ist herrlich, ebenso wie der Ritt durch die Parade.
Etwas, was "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" außerdem fehlt, ist die überraschend böse Ader der ersten drei Filme. Sogar der halbherzige "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" zeigte einen Hauch davon in der Sequenz, in der riesige Feuerameisen einen Mann bei lebendigem Leib fressen, während er vor Schmerzen schreit. "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" hat die üblichen Skelette, ausgeklügelten Rätsel und Sprengfallen, ist aber etwas enttäuschend unblutig. Das hält "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" davon ab, richtig großartig zu werden, obwohl die wilde Wendung im dritten Akt die Waage wieder zu seinen Gunsten kippen lässt. Das vielleicht Frustrierendste an "Indiana Jones und das Rad des Schicksals" ist, wie nahe es der Größe vergangener Filme kommt. Es gibt eine Reihe von verpassten Gelegenheiten und verschenktem Potenzial, gepaart mit einigen wenigen Logikfehlern. Er erreicht, und das mag ein Klischee sein, auch nicht die höchsten Höhen des Indiana-Jones-Franchise, aber in seinen wilderen, verrückteren, alberneren Momenten kommt er dem schon verdammt nahe.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Paramount Pictures
Textauszüge: Wikipedia
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