Ein Paar wie Nitro und Glyzerin: die Hure Perdita Durango (Rosie Perez) und Romeo Dolores (Javier Bardem), der Bankräuber, Drogenkurier und Voodoopriester. Es knallt, als sie sich an der mexikanisch-texanischen Grenze kennenlernen. Gewalt bestimmt auch weiterhin ihr Leben und ihre Liebe. Aus einer Laune heraus kidnappen Perdita und Romeo ein Teenager-Pärchen, treiben mit ihm bizarre Sexspiele und nehmen sie mit nach Las Vegas, wo sie dem Gangsterboß Santos (Don Stroud) eine brandheiße Ladung abliefern müssen. Und den Weg dahin pflastern natürlich Leichen...
"Perdita Durango" könnte man als einen Tarantino-Film bezeichnen, den Tarantino tatsächlich nie gedreht hat. Fast alle Zutaten könnten aus einem seiner Filme entliehen sein und so zitiert der spanische Regisseur Álex de la Iglesia sein scheinbares Vorbild auch kräftig. Sadismus, blutige, ausufernde Gewaltfantasien, Sex, lakonischer Humor, ein Hang zu skurril anmutenden Szenen und Dialogen, all dies kennt man etwa aus "Reservoir Dogs", "True Romance", "Natural Born Killers" oder aus dem französischen, im gleichen Jahr wie "Perdita Durango" entstandenen, Gangsterfilm "Dobermann". "Perdita Durango" reicht allerdings weder an Stones brillante Mediensatire noch an Rodriguezs exzessiven Road-Movie-Grindhouse-Horror-Trip heran.
Die Story ist eher Nebensache, viel interessanter sind die Charaktere. Rosie Perez liefert als Hure Perdita Durango eine grandiose Vorstellung ab, der Javier Bardem (scheinbar schon früher mit einem Hang zu extravaganten Haaren) in nichts nachsteht. In einer Nebenrolle brilliert der vor einigen Monaten verstorbene James Gandolfini als "Bad Cop". "Perdita Durango" verliert sich leider im Verlauf der Geschichte in einigen Nebenplots, die die Story nicht vorantreiben, sondern einzig das Ziel haben, die Charaktere noch stärker zu überzeichnen. Die Entführung der Jugendlichen ergibt nicht wirklich Sinn und auch ihre weitere Gefangennahme nach dem "Ritual" ist nicht unbedingt nachvollziehbar. Der Regisseur nutzt es lediglich als regelmäßigen Spielball für psychotische Erniedrigungen und sexuellen Missbrauch. Wie bei Road-Movies üblich: Der Weg ist das Ziel. Hervorzuheben bleibt noch, dass die Musik hervorragend gewählt wurde und die Inszenierung handwerklich überzeugt. Vielleicht wäre ein wenig mehr Story wünschenswert gewesen, letztlich aber wird man von einigen kleinen Hängern abgesehen, 2 Stunden recht gut unterhalten. Ein Glanzpunkt des Films ist sicherlich der Schluss, in dem eine äußerst gelungene Überblendung mit dem Filmklassiker "Vera Cruz" gelingt, die letztlich mehr über den Protagonisten aussagt als tausend Worte.8/10
Inhaltsangabe: Koch Films
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