Mittwoch, 21. September 2022

Death On The Nile - Tod auf dem Nil (2022)

https://www.imdb.com/title/tt7657566/

Hercule Poirot (Kenneth Branagh) schließt sich einer bunt gemischten Reisegruppe an, die auf einem Dampfer den Nil bereist. Auf der Fahrt kommt es zum Mord an der schönen und reichen Linnet Doyle (Gal Gadot), doch die Hauptverdächtige - Jacqueline de Bellefort (Emma Mackey), der Linnet ihren Verlobten Simon Doyle (Armie Hammer) weggeschnappt hat - hat zum Tatzeitpunkt ein Alibi. Poirot nimmt die Ermittlungen auf und muss unter den zahlreichen anderen Verdächtigen, darunter Linnets Dienstmädchen Louise Bourget (Rose Leslie), ihr Treuhänder Andrew Katchadourian (Ali Fazal) und die berühmte Marie Van Schuyler (Jennifer Saunders), den Tätern finden...

Es ist Kenneth Branagh's zweiter Einsatz als der berühmte Detektiv Hercule Poirot und das Remake des Films "Tod auf dem Nil" von 1978. Es fällt einem nach der Sichtung schwer den Film zu greifen, ihn zu beschreiben oder sonstwie einzuordnen, denn er ist zwar optisch hochwertig gemacht (dazu später mehr), die Austattung grandios und die Schauspieler hochkarätig, doch was ihm fehlt ist schlicht der richtige Drive. Selbst wenn man die alten, liebenswerten Krimi-Schinken einfach mag und und sich auch heute noch an neuen Stoffen wie beispielsweise dem spitzenmässigen Whodunnit "Knives Out" erfreuen kann, ist "Tod auf dem Nil" lahm. Branagh's Poirot ist zu künstlich und steril aufgeblasen und es bleibt der Eindruck, dass er sich als Poirot zu sehr selbst in den Fokus gestellt hat, wodurch die vielen anderen guten Darsteller das Nachsehen hatten. Damit hält sich die Euphorie bei "Tod auf dem Nil" von vornherein in Grenzen. Was letztendlich auch gut ist, denn wiw enttäuscht wäre man gewesen, wäre man hier mit enormer Vorfreude heran gegangen...

Denn gleich vorweg, "Tod auf dem Nil" ist leider kein gutes Remake geworden. Das mag auch an vielen Dingen liegen, aber als erstes fällt dem Zuschauer bei aller Liebe zur Hochglanzoptik der irgendwie künstliche Postkartenlook auf, der einem nicht aus dem Sinn geht. Hier sieht wirklich nichts, aber auch gar nichts, von der lichtdurchfluteten Landschaft, über das perfekte Boot, bis zum in Lila getränkten Sonnenuntergang, auch nur ansatzweise echt aus. Wirklich alles ist hier CGI. Der komplette Hintergrund, alle Bäume, jedes Tier, das Schiff, ja selbst das Wasser ist unecht. Und das Schlimme: Man sieht es in jeder einzelnen Szene. Dadurch hat man zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass man sich wirklich auf dem Nil befindet, da alles so furchtbar aussieht und nichts echt wirkt. Natürlich muss man dem entgegenhalten, dass der Film unter Pandemiebedingungen gedreht wurde. Doch man kommt nicht umhin sich zu wünschen, die Macher hätten sich diesbezüglich etwas mehr Mühe geben, oder in der Künstlichkeit wenigstens etwas zügeln können. Der erhoffte Eindruck, dass das ganze optische Schmierentheater gar eine Hommage an alte Klassiker sein könnte, die damals eben vor gemalten Kulissen gedreht wurden, und dadurch auch recht unnatürlich aussahen, bestätigt sich leider nicht. Fakt ist, hier fehlt einfach das Echte, das Greifbare, das Natürliche.

Doch nicht nur die Optik sieht so ungesund aufgesetzt aus, auch die Schauspieler agieren merklich unnatürlich künstlich dass es tatsächlich einer Hommage gleich kommt. Die Dialoge passen sich dem ganzen Kitsch perfekt an, und lassen einen irgendwann gedanklich abschweifen. Die Freiheiten, die sich Branagh hier als Regisseur mit der Geschichte nimmt, müssen nicht jedem gefallen, das ist klar. Um der altbekannten Story wenigstens etwas neues abzugewinnen, ist es sogar wünschenswert, eigene Idenn einzubauen und vom Original abzuweichen. Doch hier wurde maßlos übertrieben, sodass der Zuschauer, wenn er nicht schon völlig gedanklich weggedriftet ist, irgendwann gelangweilt vor dem Bildschirm sitzt.

Das ist extrem schade. Obwohl man den Film noch mehr zerpflücken könnte, ist er dennoch streckenweise faszinierend. Neben einer herausragenden Kamera-Arbeit, ist es vor allem Kenneth Branagh, der als Hercule Poirot eine starke Präsenz hat. Zwar bekommt er eine völlig unnötige Backstory, die total ins Leere läuft, aber er schafft es dennoch, seiner Figur eine sehr angenehme Aura zu verleihen. Leider ist der Nebencast etwas schwierig. Obwohl wir große Namen dabei haben, wirken die Figuren oft überzeichnet und unnatürlich. Gal Gadot hat zwar eine unfassbar schöne Ausstrahlung, bleibt aber schauspielerisch etwas blass. Genau wie Armie Hammer, der ebenfalls keinerlei Akzente setzen kann. Annette Bening hingegen spielt richtig stark auf, genau wie Emma Macke, die eine fantastische Leistung vollzieht. Eine dicke Überraschung war Russell Brand, den man kaum erkennt und tatsächlich eine gute Schauspielleistung hinlegt. Spannung kann der Film, trotz vorhersehbarer Handlung, trotzdem aufbauen und die starke Kamera-Arbeit bleibt nachhaltig in Erinnerung. Vieles dauert einfach viel zu lange und bei der Auflösung bleiben einfach zu viele Fragen offen. "Tod auf dem Nil" ist kein völliges Desaster, aber schon eine Enttäuschung.

6/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Studios/Disney+

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