Bob Maconel (Christian Slater) hat keine sozialen Kontakte, sein Job bei einer Technologiefirma ist trostlos. Befriedigung bekommt er nur in Gedanken - während der Mittagspause stellt er sich vor, den grauen Bürokomplex zu sprengen, in dem er arbeitet. Schließlich beschließt Bob, seine Amokphantasien in die Tat umzusetzen. Doch wenige Sekunden bevor er selbst zur Waffe greift, tritt ein Gleichgesinnter auf den Plan und schießt im Büro um sich. Als der Amokläufer Bobs heimliche Liebe Vanessa (Elisha Cuthbert) anvisiert, geht er dazwischen. Die Heldentat stellt sein Leben völlig auf den Kopf: Bob wird als Mann der Stunde gefeiert. Der soziale und finanzielle Aufschwung samt neuer Freunde, die sich in seinem Ruhm sonnen wollen, folgt auf dem Fuße. Bob ist von dieser Wendung jedoch überfordert...
"Amok: He Was A Quiet Man" ist eine pechschwarze Satire, zu deren größten Stärken zählt, dass sie genauso unberechnbar ist wie ihr Protagonist. Der Film attackiert lauthals das System, prangert ungerechte Wirtschaftshierarchien, die Ausbeutung einer Ellenbogengesellschaft und unmenschliche Bedingungen in einem von Anonymität geprägten Arbeitskosmos an. Der Humor von "Amok" ist oftmals zynisch und dazu messerscharf, die Beobachtungen allesamt erschreckend entlarvend. Die Charaktere erwecken zunächst den Eindruck von Stereotypen, gewinnen aber rasch an Profil und sind insbesondere im Fall der Hauptfigur sehr einfühlsam gezeichnet. Die Handlung schlägt derweil immer wieder unvorhergesehene Haken, sodass kaum zu sagen ist, in welche Richtung sie sich als nächstes entwickeln wird. Letztlich geht der Film sogar so weit, dass er die Grenzen zwischen Realität und Einbildung verschwimmen lässt.
Getragen wird "Amok" von einem gut ausgewählten Cast mit einem herrlich zurechtgemachten Christian Slater an der Spitze. Neben seiner nuancierten Performance als Eigenbrötler, der mit den Fischen in seinem Aquarium kommunziert, wissen auch Elisha Cuthbert als seine nicht ganz leicht zu durchschauende Kollegin und William H. Macy als profitgeiler Chef zu überzeugen. "Amok" ist kein großes Kino. Dass diese nicht gerade mainstream-taugliche Produktion direkt auf DVD erschien, ist durchaus nachvollziehbar. Als Tragikkomödie mit Herz und Biss funktioniert sie im heimischen Wohnzimmer jedoch ausgezeichnet. Hier darf mit allem gerechnet werden - nur nicht mit einem herkömmlichen Streifen zum Thema Amoklauf.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: 3L Filmverleih
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