Der letzte Auftrag der beiden Profikiller Ken (Brendan Gleeson) und Ray (Collin Farrell) verlief alles andere als geplant. Nun finden sich die beiden in Brügge wieder und warten auf die Instruktionen ihres Bosses Harry (Ralph Fiennes). Ken versucht sich in der Zwischenzeit als vorbildlicher Tourist und begibt sich auf den Rundweg, um all die Sehenswürdigkeiten der Stadt kennen zu lernen, während sich der aggressive Ray nach alter Gewohnheit an jeder Ecke Ärger einhandelt. Als Boss Harry dann anruft, ist es mit der Beschaulichkeit im schönen Brügge endgültig vorbei...
Eine überraschende kleine Filmperle voller Witz, meist tiefschwarzer Färbung, ist "Brügge sehen... und sterben?". So ganz nebenbei und fast schnoddrig zu nennen, wird von den Moralkonflikten zweier Gangster erzählt, die sich beim unfreiwilligen "Urlaub" aufgrund der Begegnung mit religiöser Kunst plötzlich mit ethischen Fragen und ihren eigenen Gefühlen beschäftigt sehen. Colin Farrell als zwischen Schuldgefühlen, Selbstmordgedanken und frisch geweckten Liebeshoffnungen zerrissener und geradezu kindisch launischer Auftragsmörder und Brendan Gleeson als sein müder, altersweiser und touristische Kunst- und Kulturbegeisterung an den Tag legender Kollege geraten vor den surrealen Höllenvorstellungen in Hieronymus Boschs "Jüngstem Gericht" ins Grübeln über Schuld und Sühne, über Fegefeuer und Höllenstrafe. Die Konsequenzen der unerwarteten Selbstreflektion rufen Ralph Fiennes auf den Plan, der den Boss der beiden als steiflippigen und seinen gewaltigen Jähzorn mit eruptiver Zwanghaftigkeit kontrollierenden Prinzipienreiter von durchaus mörderischer Strenge gibt.
Den tödlichen Streitigkeiten solch wunderbar gezeichneter und unverwechselbarer Charaktere zuzusehen ist von Anfang an ein Vergnügen, das zunehmend an Fahrt wie auch an Tiefgang gewinnt, bis der blutige Showdown sein gewaltiges dramatisches Gewicht entfaltet und letztlich auf eine unaufdringlich vorgebrachte Botschaft zum Zusammenhang von Schuld und Liebe zum Leben verweist. Die Resonanz von Motiven mittelalterlicher Kunst und religiöser Vorstellungen findet sich im Film nicht nur in der ungewöhnlichen Wahl des Schauplatzes oder in den Geschichten der einzigartigen Nebenfiguren, sondern auch in der Komposition mancher Bilder, in der manchmal träumerisch-surrealen Atmosphäre, die der Regisseur dem Film gibt. Brügge ist ein ungewöhnlicher Schauplatz für eine tragikomische und blutige Gangstergeschichte und dementsprechend ist "Brügge sehen... und sterben?" eine außergewöhnliche, kleine Mörderballade geworden. "It’s a fucking fairy tale!" - so wird die Stadt im Film beschrieben. Das trifft auch auf diesen wunderbaren Film zu.8,5/10
Inhaltsangabe: Universum Film
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