Der skrupellose Gangster Heinz Klett (Raimund Harmstorf) wurde soeben erst von seinen Komplizen in einer spektakulären Aktion aus den Fängen der Justiz befreit. Der charismatische Gangster plant schon das nächste große Ding: Er will eine Bank in München überfallen und sich endlich zur Ruhe setzen. Alles ist bis ins Detail geplant. Gemeinsam mit seinem Komplizen Luigi (Gianni Macchia), dessen Freundin Heidi (Christine Böhm) und ihrem Bruder Christian (Amadeus August) besorgen sie Waffen und planen den Überfall. Kaum in der Bank angekommen beginnt der Überfall aus dem Ruder zu laufen. Klett macht schnell klar, dass er sich bei seinem Plan durch nichts und niemanden aus der Fassung bringen lässt. Als er bemerkt, dass eine der Geiseln (Gila von Weitershausen) die Tochter des reichen Kaufhaus-Chefs Lotzmann (Walter Buschhoff) ist, ändert er seine Pläne und aus dem Überfall wird eine Lösegeld-Erpressung. Die Münchener Polizei will die Bande natürlich nicht einfach so entkommen lassen.
Mit Sturzhelm, Motorradbrille und schwarzem Tuch maskiert stürmten zwei
junge Männer am 4. August 1971 um 15.55 Uhr die Filiale der Deutschen Bank
in der Münchener Prinzregentenstraße. Mit Maschinenpistole und Revolver hielten
sie 18 Angestellte und Kunden in Schach. Vom Bankkassier ließen sie
telefonisch an das Polizeipräsidium melden, es handle sich um eine
Besetzung durch eine "schwer bewaffnete Gruppe der Roten Front". Bis 22
Uhr müssten zwei Millionen Mark und ein Fluchtauto bereitgestellt sein,
andernfalls trete eine "Vergeltungsaktion Elend" in Kraft.
"Blutiger Freitag" von Rolf Olsen bedient sich dieses Szenarios als mehr oder minder offensichtliche Inspiration und macht daraus einen für deutsche Verhältnisse erstaunlich dreckigen und heftigen Exploitation-Reißer, der in der Willy-Brandt-Ära wie eine Handgranate hochging. Filmästhetisch deutlich die schmierige Luft der siebziger Jahre atmend, angereichert mit lesbischen Pornovisionen, inspiriert vom RAF-Terror und eben dem berüchtigten Bankraub, badet "Blutiger Freitag" geradezu im Kunstblut. Da werden Köpfe an Toilettenwänden blutig geschlagen, Polizisten von Handgranaten zerrissen, harmlose Radfahrer zu Tode geschleift und flüchtige Schwerstverbrecher von MG-Salven in Fetzen geschossen.
Es scheint genau die Rolle zu sein, für die Raimund Harmsdorf geboren wurde.
Als zynischer, sadistischer, rücksichtsloser, gewaltfrönender,
charismatischer, dauerskandierender Bankräuber, mit Zigarre im Maul,
Schnapsflasche im Hals und Maschinenpistole in den Pfoten. Er gibt, mit Machosprüchen und einer ordentlichen Portion Skrupellosigkeit, eine
besonders drecksauhafte Variante des Seewolfs und sieht aus, als hätte
er von der "Ghost" abgemustert, um unmittelbar die Filiale der Deutschen Bank zu überfallen. Bei "Blutiger Freitag" geht es deutlich gnadenloser zur Sache als in wohl
jedem anderen deutschen Film dieser Ära. Wieso Regisseur Rolf Olsen auf
die Idee kam, zwischen "Heute steht die Penne kopf" und "Unsere Tante
ist das Letzte" diesen überharten Reißer zu inszenieren, wird wohl nie
zu klären sein. "Blutiger Freitag" entspricht zwar mit seinen permanenten Übertreibungen nicht mehr dem heutigen
Kinostandard, doch genau das gibt diesem 70er-Heist-Thriller aber das gewisse
Etwas. Anspruchsvolles oder gar politisches Kino ist "Blutiger Freitag" dadurch noch lange nicht, er spiegelt aber auf eine
unverwechselbare Art seinen Entstehungszeitraum wieder. Da kann man durchaus eine Empfehlung aussprechen.
7/10
Inhaltsangabe:Subkultur Entertainment
Textauszüge: Abendzeitung München
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