Montag, 16. September 2013

Indiana Jones And The Kingdom Of The Crystal Skull - Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels (2008)

http://www.imdb.com/title/tt0367882/

Fast 20 Jahren waren seit dem letzten Abenteuer des legendären Professors und Archäologen mit Hut und Peitsche vergangen und was habe ich mich auf diesen Film gefreut. Nachdem der erste Trailer dazu kam, war ich kaum noch zu halten, welche Vorfreude, welche Spannung. Aber so ist das leider manchmal, wenn man an Erfolge vergangener Zeiten anknüpfen will: es klappt einfach nicht.

Mitten im kalten Krieg wird Indiana Jones (Harrison Ford) zusammen mit seinem Kumpel Mac (Ray Winstone) von sowjetischen Agenten unter der Führung von Irina Spalko (Cate Blanchett) gefangengenommen. Er soll für sie in der abgelegenen Area 51 eine Kiste ausfindig machen, die ein besonderes Artefakt enthält. Jones muss feststellen, dass sein Freund Mac übergelaufen ist und kann entkommen. Allerdings verhindert er nicht, dass Spalko die wertvolle Kiste in die Finger bekommt. Zu Hause erklärt ihm der Dekan der Universität, Charles Stanforth (Jim Broadbent), dass er verdächtigt wird, ein Doppelagent zu sein, woraufhin er seinen Lehrstuhl verliert. Kurz darauf stößt er auf den jungen Mutt Williams (Shia LaBeouf), der seine Hilfe sucht, da ein alter Freund von Jones, Professor Oxley (John Hurt), in Schwierigkeiten steckt und zusammen mit Mutts Mutter Marion (Karen Allen) verschwunden ist. Oxley hatte zuvor nach dem mysteriösen Kristallschädel von Akator gesucht. Jones entschließt sich, dem Jungen zu helfen, da er glaubt, Spalko steckt dahinter. Außerdem weiß er, dass der Kristallschädel auf keinen Fall in die falschen Hände geraten darf, da dies einer Legende nach katastrophale Ausmaße hätte.

"Was wird mir vorgeworfen, außer eine nukleare Explosion überlebt zu haben?"

Der Film beginnt in alter Tradition und blendet geschickt vom Paramount-Logo zu einem formähnlichen Sandhaufen inmitten der Wüste - und schon befindet man sich mittem im Abenteuer. Die finsteren Nazis sind den grobschlächtigen Kommunisten gewichen und das erste Auftreten Indys und wie er nach seinem Hut greift bereitet mir jetzt schon wohlige Gänsehaut. Ja, das geht ja gut los. Dann gibt es Action in bester Indy-Manier, gewürzt mit dem typischen leicht stolprigen und so sympathischen Humor, untermalt von bekannten Themen aus dem ersten Teil, während sich der etwas in die Jahre gekommene Archäologe sich mittels seiner Peitsche durch die Lagerhalle schwingt, die unter anderem die Bundeslade beherbergt, wie man in einem nicht ganz verstecktem Kameraschwenk sehen kann. Super! Und dann die erste Ernüchterung: eine Over-The-Top-Actionsequenz mit einer Atombombe als Protagnist. Diese ist zwar sehr geil gemacht, aber ist eindeutig too much. Hier regten sich schon erste Zweifel. Dann ging man wieder schön in den ersten Gang zurück und es ging zurück ans Barnett College, baute ein paar Gags ein und erinnerte mit nostalgischer Musik an Indys Vater und Marcus Brody, oooch. So etwas finde ich tatsächlich sehr schön. Und ich weiß noch, als wäre es gestern gewesen, wie das Kino auflachte, als Indy laut überlegte, an der Universität von Leipzig zu unterrichten, weil Heinrich ihm einen Gefallen schulden täte. Aber dann kam wieder einmal ein Dämpfer. Dieser Dämpfer nennt sich Shia LeBeouf. Wie auch in "Transformers" bin ich der festen Überzeugung, dass dieser Mensch einfach Null Charakter hat. Bei ihm habe ich auch ständig das Gefühl, mich fremdschämen zu müssen. Er ist zu überheblich, zu aufbrausend und gleichzeitg zu kindisch. Das mag teilweise am Drehbuch liegen, aber ich persönlich werde mit diesem Schauspieler nicht warm. Es hätte jeder beliebige andere Actor genommen werden können, der nicht ganz so Milchbubihaft aussieht. Hach naja. Zum Glück hat ja aber immer noch Indy selbst die meiste Screentime und das Abenteuer geht auch schön rasant und Leerlaufarm voran, untermalt wie immer mit der großartigen Musik von John Williams, die viel vom Charme der alten Trilogie aufleben lässt. Dazu gibt es sehr passende Kulissen und Kostüme, alles ist nahezu perfekt. Und doch merkt man dem Film deutlich die CGI-Spuren an...

"Sie sind Professor?!"- "Halbtags."

Die restliche Besetzung - neben Harrison Ford, der einen großartigen Job für sein Alter macht und dem gerade noch ertragbaren Sidkick Shia - ist schwer in Ordnung: Ray Winstone gibt einen wunderbar zwielichtigen Zeitgenossen ab; John Hurt darf zwar die meiste Zeit nur geistig verwirrt durch die Szenerie stolpern, macht seine Sache aber trotzdem sehr gut und das nostalgische Wiedersehen mit Karen Allen sorgt für wunderbar überzeichnete Momente. Nur Cate Blanchett empfinde ich als kleine Fehlbesetzung - wobei das weniger an ihr als Schauspielerin, sondern mehr an ihrer albernen Frisur und den grundsätzlichen Bösewichtern liegt: Während Nazis in einem Inddiana-Jones-Streifen absolut dankbare Gegner sind, kann man über die Antagonisten-Rolle der Russen durchaus diskutieren. Aber es gibt in diesem Film auch ganze Sequenzen und Einstellungen mit ihnen, die bei mir das Indy-Feeling aufkommen lassen. Trotzdem: so viel, wie der Film richtig macht, macht er gleichzeitig falsch. Anstelle von Story  sind so manches Mal ewig lange und aneinandergereihte Actionsequenzen getreten. Es wird nicht mehr so richtig gepuzzelt, die Lösung fällt Indy geradezu sehr oft n den Schoß. Und hatte ich schon von "Over-The-Top-Action" geschrieben? Ich erwähne mal die "Affen-Tarzan-Szene", die  mir gar nicht passt und die am liebsten aus dem Film streichen würde. Dagegen ist die darauffolgende "Ameisen-Schlacht" schon wieder ein gutes Stück Kino, welches ich sehr gern sehe. Ich bin also zwiegespalten: mal gut, mal schlecht. Es gibt keine wirkliche Linie. Und so fühle ich mich trotz aller Makel bis zum Ende gut unterhalten. Und dann baut Regisseur Spielberg Aliens, halt! - zwischendimensionale Wesen ein, die sehr an Außerirdische erinnern und dann auch noch mit einer fliegenden Untertasse verschwinden. Bei aller Liebe: das ist zu viel! Ich habe rein gar nichts gegen Mystik und Fantasy. Wenn wir ehrlich sind, war die Bundeslade oder der Heilige Gral auch nicht gerade ein reales Artefakt. Aber: sind sind wesentlich greifbarer als ein an den Haaren herbeigezogenes und auf Erich "Ich baue mir meine Realität selbst, weil ich es anders nicht erklären kann" von Dänikens Spuren wandelndes Konstrukt. Und das hat mir im Endeffekt den ganzen Film verhagelt. Bis zum Auftauchen der Wesen war ich dem Film trotz der angesprochenen Probleme noch sehr wohlgesonnen. Aber so gibts Punktabzug und macht den vierten Teil zu einem unterhaltsamen Abenteuerfilm, aber gleichzeitig zum schlechtesten Teil der Reihe.

7/10

Die 4K Ultra-HD Blu-ray Quadrilogie erschien in Deutschland im limitierten Steelbook-Set:


Quellen
Inhaltsangabe: Paramount Pictures

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