Dienstag, 7. März 2023

Freaky (2020)

https://www.imdb.com/title/tt10919380/

Als die 17-jährige Schülerin Millie Kessler (Kathryn Newton) ein weiteres Opfer des berüchtigten Serienmörders „Blissfield Butcher“ (Vince Vaughn) zu werden droht, wird ein uralter Fluch ausgelöst, der dafür sorgt, dass die beiden die Körper tauschen. Plötzlich steckt die Teenagerin im Körper des erwachsenen Killers und der Mörder steckt im Körper der jungen Frau! Nun bleiben Millie nur 24 Stunden Zeit, um den Tausch rückgängig zu machen, denn sonst muss sie für immer mit dem Antlitz eines gesuchten Killers durch die Gegend laufen. Allerdings will der Blissfield Butcher selbst sein altes Äußeres gar nicht zurück, denn im Körper der so unschuldig wirkenden Teenagerin lassen sich Bluttaten viel besser begehen. Daher braucht Millie die Hilfe ihrer besten Freunde Nyla (Celeste O’Connor) und Joshua (Misha Osherovich) sowie ihres Schwarms Booker (Uriah Shelton)...

Regisseur Christopher Landon hat es sich wohl zur Lebensaufgabe gemacht, das Horrorgenre von Grund an auf den Kopf zu stellen. Bereits mit "Scouts vs. Zombies" brachte er einen Volltreffer, was die Kombination aus Witz und blutigem Horror verband, nahtlos ging es weiter mit "Happy Death Day" und "Happy Death Day 2 U", wobei letzterer als Fortsetzung ein wenig hinter seinem Erstling her hinkte. Dennoch: die Idee ist klar und Landon hat defintiv ein Händchen für überraschende, blutige und spaßig Unterhaltung. Zudem haben seine Filme immer etwas herrlich Geekiges an sich. Dieser Enthusiasmus zieht sich so entschlossen durch "Freaky", dass sich Landons neuester Streich vor allem zu beginn ein wenig schwerfällig anfühlt, weil er eine Körpertausch-Farce und einen Highschool-Slasher mit zu vielen Anspielungen auf die Horrorklassiker vergangener Zeiten vermischt. Es ist fast so, als ob der Filmemacher dachte: "Sie machen sie nicht mehr so wie früher", genau wie der Rest der verblieben Zuschauer, und es auf sich genommen hat, ein bisschen von allem wiederherzustellen, was beispielsweise von einem "Freitag, der 13." in den Köpfen gebelieben ist. Diese Art der weit verbreiteten Hommage ist sowohl ein Fehler von "Freaky" - der Film ist nie so unvorhersehbar, wie man es sich wirklich wünscht - als auch das Hauptmerkmal, das die Fans solcher Kost, zu denen zugegebenermaßen auch dieser Kritiker gehört, auf liebenswerte Weise anspricht.

Eine große Ausnahme von der Offensichtlichkeit des Films sind die beiden risikofreudigen Leistungen der Hauptdarsteller Vince Vaughn und der durchweg großartigen jungen Schauspielerin Kathryn Newton. Ersterer spielt den berüchtigten (und natürlich maskierten) Serienmörder, der in seiner verschlafenen Stadt als "Blissfield Butcher" bekannt ist und den Film in Gang setzt, indem er eine Gruppe ahnungsloser Teenager in einem grausigen Auftakt mit lauten Anklängen an "Scream" ermordet. Letztere ist die immer wieder gemobbte Außenseiterin Millie, ein kluges, hübsches, introvertiertes Mädchen in altmodischen Klamotten. Sie verbringt ihre Tage mit ihren beiden engen Freunden (Celeste O'Connor und Misha Osherovich, die das Beste aus ihren klischeehaften Rollen als kluge beste Freundin und schwuler Teenager machen) und ist besessen von ihrem Schwarm (Uriah Sheltons Booker), während sie versucht, sich von ihren bösartigen Peinigern fernzuhalten.

Schlechte Nachrichten also für alle, die einen sich durch den Film unbarmherzig mordenden Vince Vaughn sehen wollen, der ein wenig in seiner dunklen Seite schwelgt - die leise, unheimliche Seite, die der meist komödiantische Schauspieler immer besaß, die aber in den Filmen nie richtig zur Geltung kam, außer vielleicht in "Brawl In Cell Block 99". Hier ist Vaughn hauptsächlich hinter einer Maske und als der Blissfield Butcher unterfordert, bis es zum Körpertausch zwischen ihm und Millie kommt, als der Butcher die junge Frau zu Beginn des Films mit einem mythischen Messer verwundet. Es ist Landon hoch anzurechnen, dass er mit den Eigenheiten und Freuden der Körpertausch-Formel sehr gut umgeht, und seine Schauspieler sind durch und durch gut. Vaughn glänzt vor allem mit physischer Komik und stellt glaubhaft ein Teenager-Mädchen dar, das im Körper eines Kriminellen feststeckt und gegen eine 24-Stunden-Uhr anrennt, bevor der Fluch unumkehrbar wird. Newton, die jetzt eine verführerische Lederjacke, einen modischen Pferdeschwanz und karmesinroten Lippenstift trägt, ist die neue Millie. Sie nutzt ihr mädchenhaftes Aussehen, ihre neu entdeckten Killerfähigkeiten und ihren Instinkt voll aus und überzeugt damit, dass sie eines Tages der nächste begehrte Hollywood-Actionstar werden könnte. 

Mit anderen Worten: "Freaky" ist ein lustiger, verspielter und nostalgischer Ritt, der für Lacher, zahlreiche einfallsreiche blutige Morde und gelegentlich sogar für einige dem 21. Jahrhundert angemessene Beobachtungen zu Geschlechternormen und Sexualität sorgt. Mit einem rasanten Tempo, attraktiven Produktionswerten und einem unerwartet bewegenden emotionalen Kern über familiäre Liebe trifft "Freaky" alle wahrscheinlichen Töne, wenn Millie sich mit ihren Schulkameraden zusammentut (in Vaughns Körper, um das klarzustellen), und beschenkt den Zuschauer mit ein paar denkwürdigen Gags und genialen One-Linern. Für einen Film, der weder im Horror- noch im Komödienbereich das Rad neu erfindet, ist die bemerkenswerteste Leistung von "Freaky" die Freude darüber, dass etwas so stolz Altmodisches heute noch existieren kann, ohne veraltet zu wirken. Man sollte eben nur keine allzu großen Überraschungen erwarten. 

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Universal Pictures

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