Montag, 20. März 2023

La Leggenda Del Pianista Sull'oceano - The Legend Of 1900 - Die Legende vom Ozeanpianisten (1998)

https://www.imdb.com/title/tt0120731/

Im Jahr 1900 findet der Heizer Danny Boodmann (Bill Nunn) an Bord seines Ozeandampfers ein Findelkind und beschließt, es zusammen mit den anderen Heizern, Angestellten und Matrosen aufzuziehen. Sie taufen es auf den Namen Danny Boodmann T. D. Lemon Neunzehnhundert (Tim Roth), weil er im ersten Jahr des neuen Jahrhunderts gefunden wurde. Der Junge wächst inmitten der beiden Welten aus Arbeitern und Reisenden auf und wird zu einer lebenden Legende, als er eines Tages ein Piano entdeckt. Ohne jedwede Ausbildung spielt er wie ein begnadeter Musiker und versetzt fortan die Passagiere in Verzückung. Immer wieder stellt sich ihm die Frage, ob er das Schiff nicht verlassen sollte, um die Welt kennenzulernen. Schließlich lockt ihn sowohl das Angebot eines Musikproduzenten als auch die Liebe eines schönen Mädchens (Mélanie Thierry), den gefürchteten Schritt zu wagen. Doch was für viele nur wenige Schritte sind, ist für Neunzehnhundert das Verlassen seiner gesamten Welt... 

Der auf dem Monolog "Novecento" von Alessandro Baricco und dem gleichnamigen, populären italienischen Theaterstück basierende "Die Legende vom Ozeanpianisten" unter der Regie Giuseppe Tornatores ist ein modernes Märchen in opulenter Ausstattung und mit verzaubernden Pianoklängen. Es ist die ungewöhnliche Geschichte eines Genies am Piano (Tim Roth), der am Neujahrstag des im Jahres 1900 als Findelkind an Bord eines Kreuzfahrtschiffes gefunden wird, daher den Namen "1900" trägt und sein ganzes Leben auf dem gewaltigen Ozeandampfer verbringt. Eingerahmt wird diese Handlung in die Erzählung des Trompeters und Musikerkollegen Max (Pruitt Taylor Vince - mit einem erstaunlich zitterigen Blick), dessen Freundschaft zu "1900" schließlich auf eine harte Probe gestellt wird. Der Film begeistert mit träumerischen Bildern, einem gut aufgelegten Darstellerensemble und einem emotional ergreifenden Score.

Der Pianist "1900" lebt ohne Identität und Bezug zur Welt außerhalb des Schiffes, als würde er gar nicht existieren. Man könnte sagen, er wäre eine Illusion, gäbe es da nicht ein einziges Beweisstück für seine Existenz. Dieser Künstler benötigt offensichtlich eine klar definierte Begrenztheit seines Daseins, um seine Genialität am Klavier ausleben zu können. Die zittrigen Augen und der unstete Blick des Erzählers Max könnten ein Hinweis dafür sein, dass er vielleicht seinen Augen nicht recht traut, für ihn alles etwas unwirklich ist. Zudem bewegen sich seine Augen wie die Wellen des Ozeans, auf dem auch er wie "1900" lange Zeit zuhause war. 

Tornatores Film schlägt ganz unterschiedliche Töne auf der Klaviatur an, versteht diese jedoch stimmig miteinander in Einklang zu bringen. So wechseln sich skurrile Momente mit melancholischen Episoden ab, bewegt sich der Film zwischen ulkigem Spaß und traurigem Ernst. Die Kamera schwelgt dabei immer wieder regelrecht in den prunkvollen Interieurs und verleiht Tornatores Werk in Kombination mit der verzaubernden Musik somit eine tiefe Nachdenklichkeit. Darüber hinaus wissen auch die Leistungen des Casts durchweg zu gefallen, zu welchem neben den im Mittelpunkt der Handlung stehenden Tim Roth und Pruitt Taylor Vince auch noch u.a. Mélanie Thierry, Bill Nunn und Peter Vaughan zählen. Das Set-Design ist prachtvoll, und die Kamera fängt immer wieder märchenhafte, zauberhafte Bilder ein. Herzstück dieses ruhig erzählten, sehr sinnlichen Films ist aber die wunderbare Musik der Filmmusikikone Ennio Morricone. Ein großartiges Märchen.

9/10

Quellen
Inhaltsangabe: Plaion Pictures

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