Mittwoch, 15. Juni 2022

The Wretched - The Witch Next Door (2019)

https://www.imdb.com/title/tt8305806/

Seine Eltern stecken mitten in einer Scheidung und Ben (John-Paul Howard) wird dadurch ganz schön aus der Bahn geworfen. Bei seinem Vater soll er nun den Sommer verbringen und hat auch schon einen Ferienjob am Yachthafen ergattert. Leider wird der Jugendliche dort von seinen Altersgenossen nicht gerade mit offenen Armen willkommen geheißen und die neue Freundin seines Vaters geht im auch gewaltig gegen den Strich. Doch diese Probleme wirken geradezu klein, als im Haus nebenan neue Nachbarn einziehen. Bald beginnt Ben nämlich zu vermuten, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht und vielleicht sogar eine sehr alte und sehr blutrünstige Hexe ihre Finger im Spiel hat.

Ohne zu laut und aufdringlich an der selbstzweckhaften Gewaltspirale zu drehen, schafft "The Wretched", so der Originaltitel des Films, der übersetzt in etwas "erbärmlich, elend, unglücklich verzweifelt bedeuten könnte, eine stimmungsvolle Hommage an das Horrorkino der 80er zu zeigen. Wobei das überschaubare Budget erstaunlich perfekt aufgeteilt wurde. Die Haupt- und Nebenfiguren sind sympathisch, die Story ist angenehm gruselig, ohne zu übertrieben an den Nerven zu zerren und vermag es gegen Ende sogar noch einen ebenso nachvollziehbaren wie überraschenden Twist zu setzen, mit dem man nicht unbedingt rechnet und der Lust auf eine zweite Sichtung macht. 

Der Score ist sehr stimmig und abwechslungsreich, die Effekte sind gut und nicht zu aufdringlich als CGI erkennbar und auch wenn es nicht überaus brutal zur Sache geht, gibt es Schauwerte, die durch eine facettenreiche Kameraführung, gelungene Einstellungen und sehr nette Drehbuchideen aufgewertet werden. Die Pierce Brothers mögen und verstehen das Genre - so viel steht fest. Und sie haben das nötige Händchen dafür. Das spürt man in jeder Szene, von der keine überflüssig oder gar misslungen ist. Auch das Hexendesign, Tempo und der Härtegrad legen im Verlauf eine Schippe drauf, so dass es nie wirklich langweilig wird und so kann man minimale Längen nicht wirklich ankreiden. Das Ende überrascht mit Intelligenz, aber die Wendung danach reißt nicht mehr wirklich vom Hocker, weil man sie so schon mehrfach gesehen hat. Trotzdem bleibt der an "Das Fenster zum Hof", "Disturbia" und "Fright Night" erinnernde Hexenspuk verdammt sympathisch und erfreulich ein wenig aus der Zeit gefallen. Definitiv nicht bedient werden Zuseher, die einen extrem blutigen Albtraum oder die Neuerfindung des Horrorrades erwarten, doch allen anderen sollten den Film als ehrlich bodenständigen Softhorror genießen können.  

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Koch Films

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen