Freitag, 3. Juni 2022

Das schönste Paar (2018)

https://www.imdb.com/title/tt6824598/

Das junge Lehrerpaar Malte (Maximilian Brückner) und Liv Blendermann (Luise Heyer) wird bei seinem Sommerurlaub auf einer Mittelmeerinsel von drei Jugendlichen überfallen, wobei Liv vergewaltigt wird. Zwei Jahre später verarbeiten sie noch immer das tragische Ereignis, doch dabei zeigen sie Stärke und Zusammenhalt. Beide halten nach wie vor an ihrer Beziehung fest, auch wenn sich das gegenseitige Vertrauen als auch ihre gemeinsame Sexualität nur langsam wieder normalisieren. Eines Tages begegnet Malte jedoch zufällig einem der Täter (Leonard Kunz). Während Liv einfach nur vergessen und ihr Leben weiterleben möchte, ist Malte getrieben von dem starken Bedürfnis nach Rache. Noch ehe er sich Liv oder der Polizei anvertrauen kann, kommt es schließlich zu einer Konfrontation zwischen ihm und dem jungen Mann und damit gleichzeitig auch zu einer Zerreißprobe für die Beziehung von Malte und Liv. 

Wie erlangt man nach einer Vergewaltigung seinen inneren Frieden zurück? Die lang anhaltenden Traumata für die Opfer werden in unserer Gesellschaft kaum diskutiert. Regisseur und Drehbuchautor Sven Taddickens traut sich an das Thema mit diesem intimen Thriller heran, der nicht einfach ur das "Rape'n Revenge"-Muster bedient, wenn die Opfer Jahre später unerwartet mit ihren Peinigern konfrontiert werden. Taddicken ist eine emotionale und ethisch-mehrdeutige Auseinandersetzung mit dem Verbrechen wichtiger. 

"Das schönste Paar" ist kein reißerischer Film und schon gar kein üblicher Action-Klamauk, bei dem die Rache befreit. Der Fokus liegt demzufolge nicht auf dem Ausschlachten des Verbrechens, sondern auf der Frage, wie ein Paar nach einer solchen Erfahrung weiter zusammen leben kann. Und deshalb ist dieser Film ebenso intellektuell wie emotional interessant. Zwischen dem Dilemma Vergebung und Vergeltung, dem Recht auf Vergessen, entsteht ein Spannungsbogen, der keine einfachen Antworten gibt. Die beiden Opfer pendeln zwischen Erniedrigung und Verzweiflung, zwischen Konfrontation und Verdrängung, zwischen Rache und Verzeihung, zwischen Selbstbeschuldigung und Verantwortung. Maximilian Brückner und Luise Heyer sind dabei absolut fantastisch. Wie sie mit kurzen Blicken, kleinen Gesten und flüchtigen Berührungen emotional sehr präzise spielen ist beeindruckend. Beide sind auf ihre Art leidende und kämpfende Menschen, die sich um die Erhaltung ihrer Liebe kümmern. Dieses vermeintlich so perfekte Paar ist deshalb so ein perfektes, weil sie gemeinsam ihre Autonomie und Selbstachtung zurück erkämpfen. Letztendlich lässt sich aber eine solche Tat weder durch Therapie noch durch Rache komplett beseitigen. Auch der Täter wird mit einer geringen Jugendstrafe (wie hier im Film angeteasert) kein besserer Mensch. Besonders gefällt daher die Schluss-Szene, bei der sich alle aufgestaute Wut sich entladen kann.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Polyband

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen