Donnerstag, 23. Juni 2022

The Green Knight (2021)

https://www.imdb.com/title/tt9243804/

Sir Gawain (Dev Patel) ist der rücksichtslose und eigenwillige Neffe von König Artus (Sean Harris). Als der Green Knight (Ralph Ineson) an den Hof kommt, ein gigantischer Mann mit Smaragdhaut, nimmt Sir Gawain die Herausforderung an und stellt sich dem Fremden. Der Green Knight verliert seinen Kopf – und ein Jahr später ist die Zeit für Sir Gawain gekommen, sich ihm erneut zu stellen. Er bricht auf und muss auf seiner Reise zum Green Knight gegen Geister, Riesen, Diebe und Intriganten kämpfen. Er muss zu sich selbst finden und er muss seiner Familie und dem Königreich beweisen, dass er ein Held ist. Auf Gawain wartet die ultimative Herausforderung.

Wenn man großes Glück hat, dann kennt man David Lowerys "A Ghost Story" und kann sich daher grob ausmalen, was für eine Art Film einen mit dieser post-modernen Variante des Stoffes der Ritter der Tafelrunde erwartet. Es ist nur schwer vorstellbar, wie es einem Zuschauer ergeht, der sich "The Green Knight" mit der Erwartungshaltung ansieht, ein klassisches Mittelalter-Abenteuer oder gar Mainstream-Fantasy präsentiert zu bekommen. Diejenigen, die ein actionreiches Schwert-und-Ritter-Kampfepos erwarten, werden ohne Umschweife bitter enttäuscht sein. Vom Look und der Optik her mag sich das Werk sicherlich kaum verstecken brauchen, doch davon abgesehen gibt es nicht mehr allzu viel, womit Regisseur und Autor Lowery das Publikum nicht zu verprellen imstande wäre, denn egal, ob es um ein dramaturgisches Konzept in drei Akten, eine zufriedenstellende Auflösung oder tiefschürfend charakterisierte (Neben-)Figuren geht, Enttäuschung lauert theoretisch an allen Ecken und Enden bei diesem Film, der sich so ziemlich allem verweigert und verschließt, was man als "üblich" betrachten würde.

Anstelle von Heldenerbauung und stilisierter Gewalt gibt es hier einen Adeligen, der gegen seine eigenen inneren Dämonen kämpfen muss. Als komplexer Kunstfilm webt "The Green Knight" einen mittelalterlichen Wandteppich aus teilweise albtraumhaften Bildern. Diese aktualisierte Version eines alten Gedichts über Magie, Versuchung und Verwandlung sucht den Spagat zwischen Natur und Heidentum. Das ist kühn unkommerziell und ganz fern des Massenmarktes. David Lowery bietet eine Fülle an Interpretationsmöglichkeiten, die zudem auch nicht leicht zu entschlüsseln sind. Nach dem Ansehen weiß der Zuscher zunächst gar nicht, was der Film überhaupt sagen möchte. Hier tut es gut, sich mit der mittelalterlichen Lyrikvorlage zu beschäftigen, um Lowerys Intentionen überhaupt zu erfassen. Zudem schwingt auch noch ein Konflikt zwischen Christentum und Paganismus, zwischen Zivilisation und Natur mit, symbolisiert durch Camelot und die Tafelrunde auf der einen Seite, sowie die magischen Rituale und den baumartigen Grünen Ritter auf der anderen Seite.

David Lowery liefert faszinierende hypnotische Bilder, ruhige Einstellungen und jede Menge Metaphern und Allegorien, in die sich der Film auch manchmal zu verlieren droht. "The Green Knight" ist insgesamt wirklich wundervoll anzusehen und voller traumhaft schöner Bildkompositionen im Minutentakt. Die Kamera von Andrew Droz Palermo gleitet regelrecht durch die Szenerien und lässt Gaiwans Erlebnisse und Begegnungen nicht selten ins surreal Überhöhte kippen. Und wo die inhaltliche Ebene auf den ersten Blick nicht allzu viel anzubieten scheint, kann die audiovisuelle Ebene restlos begeistern. Grundsätzlich ist es meistens interessanter zu ergründen, was ein Film in einem persönlich auslöst und mit einem macht, wenn man sich die Frage stellt, welche Botschaft der Regisseur vermitteln wollte. Und "The Green Knight" löst ziemlich viel aus. Diffus und wenig konkret, aber stark im Nachgang. Er hat auch einige Längen, die man aushalten muss, aber die auch durch das fantastische Schauspiel von Dev Patel getragen werden. "The Green Knight" erfordert Konzentration und bricht mit Sehgewohnheiten die man sonst an Arthusverfilmungen hat. Was Lowery mit seinem Film letzten Endes sagen will? Keine Ahnung. Hat das das Seherlebnis getrübt? Nein, denn Atmosphäre und Stimmung ziehen von Beginn an in ihren Bann und lassen bis zum Schluss nicht mehr los.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: EuroVideo

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen