Mittwoch, 22. Juni 2022

Lost Girls And Love Hotels (2020)

https://www.imdb.com/title/tt0920462/

Margaret (Alexandra Daddario) findet sich nachts im glitzernden Labyrinth von Tokio und tagsüber als angesehene Englischlehrerin einer japanischen Flugbegleiter-Akademie wieder. Mit wenig Lebensorientierung sucht Margaret zusammen mit Landsleuten wie Ines (Carice van Houten) in einer japanischen Kneipe nach dem Sinn, trinkt, um sich an das Vergessen zu erinnern, und verliert sich in Hotelbegegnungen mit Männern, die nur ein flüchtiges Verlangen befriedigen. Als Margaret dem schneidigen Yakuza-Gangster Kazu (Takehiro Hira) über den Weg läuft, verliebt sie sich in ihn - trotz der Gefahr und der Tradition, die ihre Chancen auf ein Zusammensein behindern. 

Optisch macht dieser Film einiges her, allerdings wirken Story und Dramaturgie wie eine schwiegermuttertaugliche Variante von "Nymphomaniac". Da stört noch am wenigsten, dass man nicht mehr von der Protagonistin erfährt. Es wirkt eigentlich sogar authentisch, da sie vielleicht selbst nicht einmal weiß, was sie da genau macht und warum und weshalb ausgerechnet in Tokio. In hübsch gefilmten Bildern begleitet man Margaret auf ihrer Reise durch ihre unspektakulären Tage und exzessiven Nächte. Männer, Alkohol, immer vom nächsten Aufbruch überschattete Freundschaften mit anderen Expats - bis sie den charismatischen, dunklen und zugleich verletzlichen Kazu trifft und sich in ihn verliebt. Aber auch diese Liaison ist nur von kurzer Dauer, da er bald heiraten wird.

Was eine große tragische Liebesgeschichte im Stile von "Der Liebhaber" hätte werden können, die kulturelle Konflikte und die Suche nach Identität in die Schicksale ihrer Protagonisten projiziert, wird heruntergebrochen auf ein Episödchen, das sich selbst nicht viel zutraut und dabei unverbindlich vage bleibt - in jeder Hinsicht: sei es, den Akt selbst zu inszenieren, sei es die SM-Neigung Margarets herauszuarbeiten, sei es das Fatalistische der Romanze abzubilden. Ein plötzliches zahm-versöhnliches Ende und die Frage, was Olsson denn jetzt damit vermitteln wollte, bleiben im Raum stehen. Geht es um die sexuelle Befreiung einer Frau? Clash of cultures? Selbstfindung? Es bleibt nebulös. Seltsames Ding.

4/10

Quellen
Inhaltsangabe: Capelight

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