http://www.imdb.com/title/tt0071877/
Welch Vorfreude: Privatdetektiv Hercule Poirot (Albert Finney)
kehrt nach London zurück, aber dafür nimmt er den berühmten
Orient-Express, der von Istanbul direkt zur britischen Hauptstadt fährt.
Mit ihm reist sein Freund Signor Bianchi (Martin Balsam), der ihm in letzter Sekunde noch einen Platz ergattern konnte. Im Speisewagen wird Poirot vom Geschäftsmann Ratchett (Richard Widmark) angesprochen; er bietet ihm eine Menge Geld, wenn Poirot ihn bewache. Poirot lehnt ab. Am nächsten Morgen bereut er die Entscheidung. Ratchett wurde mittels
zwölf Messerstichen ermordet. Noch dazu ist der Zug in den verschneiten
Karpaten steckengeblieben. Poirot schlussfolgert, dass der Mörder noch
im Zug ist, immerhin kann er ihn nicht verlassen haben. Nach und nach
verhört er die anderen Passagiere (u. a. Lauren Bacall, Sean Connery und Ingrid Bergman),
doch die Gespräche führen zu nichts. Niemand kann es gewesen sein,
Alibis überkreuzen sich, es wird immer unwahrscheinlicher, dass einer
der Fahrgäste Ratchett ermordet hat.
Elegant und stilvoll hat Sidney
Lumet den Roman von Krimi-Expertin Agatha Christie in Szene gesetzt. In
einem kammerspielartigen Geschehen nimmt das Drama ruhig und gemächlich
seinen Lauf, hält einen jedoch unentwegt in Spannung und bei Laune.
Dafür sorgen vor allem die interessanten und toll ausgearbeiteten
Charaktere, die von skurril über geheimnisvoll bis amüsant sämtliche
Eigenarten auffahren. Besonders der gewiefte Hercule Poirot (Albert
Finney) mit seinem scharfen Verstand und seinem herrlichen Humor trägt
die Geschichte von Beginn an und leitet den Zuschauer durch seine
Ermittlungen und somit auch durch seine Gedanken. Im Gegensatz zu der Gemütlichkeit von Sir Peter Ustinov legt Finney
seine Interpretation Poirots noch spleeniger und kauziger an; ein beinahe unbeholfen wirkender Verschnitt eines Detektivs, der trotz seiner ruhigen Ausstrahlung nicht so
wirkt, als würde er ganz genau wissen was er da tut. Eine schrullige und etwas interessantere
Interpretation der Figur, obwohl jeder beim Namen Poirot reflexmäßig
Ustinov vor Augen hat. Auch die Auftritte der
gemütsschlichten Missionarin (Ingrid Bergman), sogar oscargekrönt, und
der gruseligen Prinzessin Dragomiroff (Wendy Hiller), die ganz sicher
die Vorlage für "
Bram Stoker's Dracula" war, bringen zum schmunzeln und
bereichern die manchmal etwas schwerfällige Handlung.
Darüber hinaus ist die Einleitung des Films mit der Entführung eines
kleinen Mädchens, die sich an den Entführungsfall des
Charles-Lindbergh-Babys in den 1930er Jahren orientiert, sehr
eindringlich und baut sofort zu Beginn eine tolle Atmosphäre auf, die zudem schon hier leichtes Unbehagen auslöste. Dem starken Auftakt folgt schließlich
auch ein starker Abschluss, unaufgeregt aber dennoch nachhaltig. Störend ist da leider in der Faktenflut äußerst deutlich markierte
Hinweise, die den Zuschauer etwas zu schnell auf die richtige Spur oder
mindestens grob in einer klare Richtung schubsen, was der Auflösung ein
gutes Stück an Überraschung nimmt (obwohl sie immer noch extrem
unglaubwürdig ist). Dafür muss man selbst nicht zwingend ein
Meisterdetektiv sein (wie und warum das alles zusammenpasst ist
natürlich nicht ganz so simpel). Auch das soll einem nicht den Spaß an
der Sache verderben, der fragwürdige Umgang mit der Pointe sollte aber
zumindest mal erwähnt werden.
"Mord im Orient Express"
ist einfach ein Klassiker und kann trotz seines stattlichen Alters von
nunmehr über 40 Jahren noch heute mit liebevollen Settings und Kostümen, einer gut
erzählten Geschichte, einem zum Mitdenken anregenden Kriminalfall mit
zeitlosem Motiv und einer ansehnlichen Darstellerriege überzeugen.
Lumets Romanverfilmung ist im besten Sinne stoisch und altmodisch und irgendwie einfach charmant.
7,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Paramount Pictures
"Mord im Orient Express" ist einfach ein Klassiker und kann trotz seines stattlichen Alters von nunmehr über 40 Jahren noch heute mit liebevollen Settings und Kostümen, einer gut erzählten Geschichte, einem zum Mitdenken anregenden Kriminalfall mit zeitlosem Motiv und einer ansehnlichen Darstellerriege überzeugen. Lumets Romanverfilmung ist im besten Sinne stoisch und altmodisch und irgendwie einfach charmant.
7,5/10