Der außergewöhnliche Fall der Fernsehprediger Jim (Andrew Garfield) und
Tammy Faye Bakker (Jessica Chastain) sorgte in den 1970er- und
1980er-Jahren für großes Aufsehen. Tammy und ihr Ehemann Jim wuchsen in
bescheidenen Verhältnissen auf und haben nur einen Wunsch: die Welt mit
Liebe und Akzeptanz zu begeistern. Als Fernsehprediger sehen sie ihre
Chance, ihre Mission in die Welt zu tragen und entwickeln sich mit ihrem
eigenen Sender zu einem nationalen Erfolgsunternehmen - Themenparks
inklusive! Während Tammy mit ihrer eigensinnigen Art, den markanten
Wimpern und jeder Menge Ehrgeiz von Toleranz und Nächstenliebe predigt,
bahnt sich hinter den Kulissen eine drohende Katastrophe an. Der Traum
vom weltweiten Imperium gerät in Gefahr, als sich erste Skandale,
finanzielle Probleme und Attacken von Rivalen mehren und das religiöse
Kartenhaus zum Einsturz bringen. Was folgt, ist der Untergang der Tammy
Faye.
In den 1970er und 1980er Jahren traten Jim und Tammy Faye Bakker im amerikanischen Fernsehen auf. Als beinahe schon fanatische Evangelisten mit der Stimme der oberen Mittelschicht trugen sie über ihr Netzwerk dazu bei, den christlichen Rundfunk von einer bis dato Nischensendung zu einem Imperium zu entwickeln. Doch selbst wenn man sie in ihrer Blütezeit verpasst hätte, konnte man sich dem Spektakel ihres Untergangs nicht entziehen - einem Boulevardskandal Ende der 80er Jahre, der Ehebruch, Heuchelei und finanzielle Spielereien beinhaltete. 1989 wurde Jim Bakker wegen Betrugs zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Seine Frau (die sich einige Jahre später von ihm scheiden ließ) wurde von Talkshow-Moderatoren und Stand-up-Comedians im ganzen Land wegen ihres auffälligen Make-ups, ihrer großen Frisur und ihrer vollen Singstimme gehänselt.
"The Eyes Of Tammy Faye" von Regisseur Michael Showalter nach einem Drehbuch von Abe Sylvia erzählt diese Geschichte schnörkellos und folgt der bekannten Showbiz-Biopic-Sequenz von Aufstieg, Untergang und Erlösung. Es beginnt in Minnesota der Eisenhower-Ära, wo Tammy Faye (Jessica Chastain) im Schatten einer frommen, ernsten Mutter (Cherry Jones) aufwächst. Als sie Jim Bakker (Andrew Garfield) auf der Bibelschule trifft, scheint es eine glückliche Verbindung zu sein. Jim predigt eine Version des Wohlstandsevangeliums und besteht gegenüber seiner "Herde" darauf, dass Gott möchte, dass sie reich ist. Dieser Optimismus und der damit verbundene weltliche Ehrgeiz sprechen Tammy an. Als natürliche Darstellerin auf der Bühne (und später vor der Kamera) bringt sie mütterliche Wärme, gesunden Sexappeal und unermüdliche gute Laune in ihren Wanderdienst ein. Und auch Puppen.
Showalters Film teilt mit seinen Titel auch die Sympathie für das Thema. Tammy Faye (die 2007 starb) mag eine übertriebene Verschwenderin und eine anstrengende Medienpersönlichkeit gewesen sein, aber sie war, wie diese Filme betonen, auch aufrichtig in ihrem Glauben und großzügig in ihrer Sicht auf die Menschheit. Im Gegensatz zu den Pfarrern Jerry Falwell (Vincent D’Onofrio) und Pat Robertson (Gabriel Olds), mächtigen Verbündeten ihres Mannes, widersetzte sie sich der Vermischung von Religion und Politik und widersetzte sich ihrer antifeministischen, antischwulen Kulturkriegsideologie. Showalter und seiner Besetzung fehlt aber entweder der Stil und die Nerven, um entweder die Wildheit der Figur und ihres Milieus oder das Pathos ihrer Geschichte zu vermitteln. Die Erzählstränge - Tammy Fayes Versuchung (in Anwesenheit eines attraktiven Plattenproduzenten, gespielt von Mark Wystrach), Jims Verrat, Falwells Verrat - wirken fast generisch. Die Darbietungen sind zwar kaum subtil, wirken aber überlebensgroß. Garfield täuscht und streichelt mit Sketch-Komödie Hingabe, und während Chastain nach mehr Tiefe und Nuancen strebt, wird sie von einem wörtlichen Drehbuch gefangen und von Haaren, Make-up und grellen historischen Kostümen überwältigt. Für viele Menschen bedeuteten die Bakkers vieles: entsetzlich, inspirierend, lächerlich, traurig. Dieser Film schafft es, sie irgendwie langweilig zu machen.6,5/10
Quellen:Inhaltsangabe: Searchlight Pictures
Poster/Artwork: Disney+ / Twentieth Century Fox
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