Gon (Jang Dong-gun) ist ein in den USA aufgewachsener Koreaner. Er
arbeitet als Vollstrecker für einen in Los Angeles ansässigen Zweig der
chinesischen Mafia, der von Dai Ban (Dana Lee) mit eiserner Faust
geleitet wird. Sein einziger Freund ist ein hochrangiger Gangster in der
Organisation namens Chaoz (Brian Ting). Gon ist ein gnadenloser Killer,
der nur eine Schwäche hat: kleine Kinder. Ist er doch selbst als
Waisenjunge aufgewachsen – eine tragische Geschichte, die ihn einst nach
Amerika führte. Umso tiefer trifft es ihn, als er bei seinem, mit wie
gewohnt tödlicher Effizienz erledigten, neuesten Auftrag nicht nur die
Zielperson, sondern unbeabsichtigt auch die kleine Yumi (Kang Ji-woo)
umbringt. Von Schuldgefühlen, Reue und Scham überwältigt, will Gon
seinen Job augenblicklich aufgeben. Sein Boss will davon allerdings
nichts hören und befiehlt ihm nach Korea zu reisen, um dort auch noch
Yumis Mutter (Kim Min-hee) zu beseitigen...
Die Erwartungen an Regisseur Lee Jeong-beom waren nach seinem hochgelobten "The Man From Nowhere" recht hoch. Daher sollte es nicht überraschen, dass sein neuestes Werk zwar versucht, in die gleichen Fußstapfen zu treten, aber den hohen Erwartungen des Publikums nicht gerecht werden kann. Viele der Probleme des Films sind das direkte Ergebnis eines vergleichsweise schlampig geschriebenen Drehbuchs und des Versuchs, dem Film etwas Dramatik zu verleihen, obwohl dies nur auf unausgegorene Weise gelingt. Zumindest gibt es keine Schluchzer und die Action steht stets im Vordergrund. Dementsprechend kann man "No Tears For The Dead" ohne weiteres den Actionfans empfehlen, die auf der Suche nach einem gepflegten und düsteren Gangsterthriller sind. Das internationale Flair und die nihilistische Stimmung eines Hongkong-Streifens ergeben schließlich eine gelungene Mischung.
Die ersten paar Minuten des Films begeistern mit einem rücksichtslosen Killer und einem fatalen Fehler, der als gute Voraussetzung für den Rest des Films zu dienen scheint. Doch das Versprechen des Regisseurs kann nicht gehalten werden. Das Drama zieht unmotiviert durch den Film und passt nicht ins Bild. Gon erhält eine kleine Hintergrundgeschichte, die zwar in Form einiger Rückblenden erzählt wird, die den Killer aber zumindest nicht ein wenig anschaulicher machen, geschweige denn allein beziehen uns emotional ein. Auch Mo-kyeongs Verlust ihrer Tochter wird nicht wirklich überzeugend dargestellt. Sogar Gons stilles Leiden aufgrund der Schuldgefühle, die er trägt, scheint intensiver zu sein. Aber Mo-kyeong erhält auch eine Nebenhandlung rund um ihre senile Mutter. Doch diese Handlung wird einfach nicht weiter entwickelt. Umso gravierender ist es, die Entwicklung der Hauptfiguren zu vernachlässigen, da uns das Drehbuch nichts anderes bietet. Schließlich dreht sich die Handlung erneut um einen Killer, der seinen Job kündigen will, dafür aber zunächst seinen Arbeitgeber und seine Kollegen ausschalten muss. Mit Jang Dong-gun übernimmt zumindest kein Teenager die Hauptrolle, der scheinbar beruflich in einer Boygroup trillert, sondern ein Veteran auf dem Feld, der weiß tatsächlich, wie er seiner Rolle das nötige Maß an Charisma verleihen kann, wenn das Drehbuch ihm nichts anderes vorgibt, mit dem er arbeiten kann. Kim Min-hee kann ihm nicht das Wasser reichen und ist die meiste Zeit einfach nur das Mädchen in Not, bis sie sich am Ende tatsächlich wehren muss.
Während Kim Joon-seong mit seinem perfekten Englisch und seiner
übertriebenen Schauspielerei darauf abzielt, Koreas eigener Michael Wong
zu werden, liefert Brian Tee als Antagonist, der gleichzeitig immer
noch eine brüderliche Verbindung mit Gon verbindet, ein charismatische
Leistung, Unterstützung durch weitere Bösewichte aus der ganzen Welt.
Dadurch hat der Film deutlich internationales Flair, was durch die
zahlreichen englischen Dialoge unterstrichen wird. Dennoch bleiben die
Personen die meiste Zeit äußerst karikativ. Zusammen mit den Lücken in
der Handlung - man sollte gar nicht erst auf die unzähligen
ergebnislosen Schüsse auf Gon eingehen - sollten das alle negativen
Aspekte sein, die es gibt. Doch die Action ist fantastisch und
vielseitig. Zwar gibt es ein paar Faust-/Messerkämpfe, aber meistens
begibt man sich auf eine Reise in die 80er Jahre und kann ehrfürchtig
blutige Schießereien beobachten, die allerdings nach modernen Maßstäben
aufpoliert wurden und durch tolle Kinetik hervorstechen Energie und
Choreografie. Zu einem großen Teil wird das Geschehen auch durch sehr
schön umgesetzte Soundeffekte und einen guten Soundtrack unterstützt.
Ansonsten punktet "No Tears For The Dead" mit coolen Bildern, die mit
einem Blaustichfilter versehen sind, um die Sache düsterer wirken zu
lassen. Der Showdown ist von großem Ausmaß und erinnert mit seinen Sets
wohl bewusst an "Stirb langsam". Daher werden Action-Fans begeistert
sein. Allerdings mangelt es dem stilvollen Streifen in filmischer
Hinsicht an einem guten Drehbuch, der nötigen Dramatik, einer guten
Charakterentwicklung und einem weniger vorhersehbaren Ende.
7/10
Von NAMELESS Media kommt der Film in HD im auf 333 Stück limitierten Mediabook:
Quellen:Inhaltsangabe: EuroVideo / Nameless
Poster/Artwork: Dice Film
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