Dienstag, 2. Januar 2024

Leave the World Behind (2023)

https://www.imdb.com/title/tt12747748/

Für einen ruhigen Urlaub gemeinsam mit ihren Teenager-Kindern haben sich Amanda (Julia Roberts) und ihr Mann Clay (Ethan Hawke) ein abgelegenes Ferienhaus fernab der Großstadt auf dem Land gemietet. Doch eines Abends klopft es wie wild an der Tür und die eigentlichen Bewohner stehen vor ihnen und sind in Panik: Ruth und George Washington (Myha'la Herrold und Mahershala Ali) berichten, in New York, wo sie eigentlich sein wollten, habe ein Blackout die ganze Stadt lahmgelegt. Doch stimmt das wirklich? Telefon, TV und Internet funktionieren jedenfalls auch auf dem Land nicht mehr und auch das Handynetz ist tot. Wie sicher sind die beiden Familien in der Gegenwart der jeweils anderen? Und was geht da draußen wirklich vor sich? In einer Atmosphäre voller gegenseitigem Misstrauen spitzen die Ereignisse sich zunehmend zu...

Das futuristische Albtraumdrama "Leave The World Behind" überrascht den einen, andere finden das Porträt von Rassenverdacht und Umweltkatastrophe vielleicht etwas altbacken. Doch gute Darbietungen tragen dazu bei, einen problematischen Film zu untermauern, der von Regisseur Sam Esmail geschrieben und inszeniert wurde und auf dem Bestseller von Rumaan Alam basiert. Die Geschichte beginnt damit, dass eine New Yorker Familie (Julia Roberts, Ethan Hawke und als ihre Kinder im Teenageralter Farrah Mackenzie und Charlie Evans) die Stadt verlässt, um in einem Miethaus auf Long Island Urlaub zu machen, das mit der titelgebenden Aufschrift "Leave the World Behind" wirbt." Das Haus und das Gelände sind in der Tat verlockend und der nahegelegene Strand scheint genau das Erholungsmittel zu sein, das die gestresste Familie braucht. Doch die Sache wird schnell bedrohlich, als die kleine Tochter (Mackenzie), die von den vieren offenbar die scharfsinnigste zu sein scheint, einen riesigen Öltanker bemerkt, der den Badegästen etwas zu nahe zu kommen scheint.

Esmail hat offenbar eine Reihe früherer Filme studiert. Die Szene am Strand stellt eine Variation von "Der Weiße Hai" dar, wobei der Tanker den Hai ersetzt. Das Bild erinnert auch an "Get Out" mit seiner albtraumhaften Vision eines Konflikts zwischen den Rassen. Am Abend wird die Familie von einem Klopfen an der Tür überrascht. Als Amanda von Roberts draußen einen Schwarzen und seine erwachsene Tochter (Mahershala Ali und Myha’la) sieht, versucht sie kaum, ihren Verdacht zu verbergen. Die Eindringlinge teilen dem weißen Paar mit, dass ihnen das Ferienhaus gehört und sie wegen eines Stromausfalls in der Stadt aus ihrer New Yorker Wohnung geflohen sind. Der Strom ist im Land immer noch in Betrieb, aber der Fernseh- und Mobilfunkdienst ist unterbrochen. Allmählich ereignen sich weitere alptraumhafte Ereignisse.

Ethan Hawkes Figur Clay scheint zunächst aufgeschlossener zu sein als seine Frau, aber er offenbart seine Vorurteile, als er auf einer Fahrt in die Stadt von einer verängstigten Latina angesprochen wird, die ihn um Hilfe bittet, und er reagiert, indem er die Türen seines Autos abschließt und davonrast. Gegen Ende des Films erscheint Kevin Bacon als eine Art Überlebenskünstler mit einer riesigen amerikanischen Flagge vor seinem Haus und schussbereiten Waffen. Er macht die "Koreaner oder Chinesen" für Bedrohungen des amerikanischen Lebensstils verantwortlich. Diese politischen Themen werden von den Filmemachern mit harter Hand dargestellt und bergen kaum Überraschungen.

Als alptraumhaftes Suspense-Drama über die Auflösung des Alltags ist Esmails Film manchmal wirkungsvoll, auch wenn er an frühere Filme wie "The Road" erinnert. Esmail setzt eindringende Tiere - eine unheimliche Hirschherde, einen Flamingoschwarm - geschickt ein. Auffällig ist eine Szene mit einer krachenden Phalanx leerer Teslas, und es gibt eine gruselige Szene, in der dem jugendlichen Sohn Archie (Evans) die Zähne ausfallen. Die Leistungen sind stark. Roberts hat gelegentlich unsympathische Charaktere gespielt, obwohl dies im Laufe ihrer langen Karriere selten vorkam. Hier spielt sie im Grunde eine Karen, eine privilegierte weiße Frau, die kaum versucht, ihr Misstrauen und ihre Verachtung gegenüber Menschen zu verbergen, die scheinbar Eindringlinge in ihre privilegierte Welt sind. Allmählich beginnt sie, Alis Hausbesitzer als dreidimensionalen Charakter zu sehen, und seine Darstellung ist immer wieder fesselnd. Myha’la hat eine freche, sachliche Präsenz, die den Film ebenfalls bereichert.

Technisch ist der Spielfilm äußerst gut gemacht, mit beeindruckender Breitbildkamera von Tod Campbell und fachmännischem Produktionsdesign - einer Mischung aus Eleganz und Verfall - von Anastasia White. Der überhebliche Soundtrack von Mac Quayle zerstört jedoch allzu oft jede Subtilität, die im Drehbuch vorhanden gewesen sein könnte. Sie sind deprimiert, aber nicht ganz überzeugt von den düsteren Warnungen dieses Films vor dem Zerfall eines geteilten Amerikas. Am Ende bleibt ein erstklassiger Horror, der ein paar Überraschungen bietet, aber wenig neue Erkenntnisse.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/Artwork: Netflix

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