Donnerstag, 11. Januar 2024

Ben-Hur - Ben Hur (2016)

https://www.imdb.com/title/tt2638144/

Judah Ben-Hur (Jack Huston), ein jüdischer Prinz, und Messala (Toby Kebbell), Sohn eines römischen Steuereintreibers, wachsen zu jener Zeit, zu der auch Jesus Christus (Rodrigo Santoro) lebt, gemeinsam auf. Sie sind beste Freunde, bis Messala eines Tages nach Rom geht, um sich dort weiterzubilden. Jahre später kommt er als völlig veränderter Mensch zurück, hat nur noch Spott für Judah und vor allem für dessen Religion übrig. Schon bald intrigiert er gegen seinen einstigen Freund und sorgt dafür, dass dessen Familie im Gefängnis landet und Judah auf ein Sklavenschiff gebracht wird. Der dort dem sicheren Tod geweihte Ben-Hur überlebt wie durch ein Wunder und kennt nur noch ein Ziel: Rache. Die bietet sich schließlich bei einem Wagenrennen in Rom, an welchem Ben-Hur im Dienste des ihm wohlgesonnenen Scheichs Ilderim (Morgan Freeman) teilnimmt...

Nicht zuletzt ist das Remake des Klassikers aus dem Jahr 1959 "Ben-Hur" unter der Regie von Timur Bekmambetov nach einem Drehbuch von Keith R. Clarke und John Ridley ein Meisterwerk der Verdichtung. Die gefeierte Version der Saga aus dem Jahr 1959, einst der mit den meisten Oscars ausgezeichnete Film aller Zeiten, dauerte fast vier Stunden. Die Stummfilmversion dauerte etwa zwei Stunden und zwanzig Minuten, kein Marathon, aber immer noch länger als der Durchschnitt seiner Zeit. Dieser Film hingegen erledigt die Arbeit in ziemlich genau zwei Stunden.

Die Neuverfilmung ist aber auch gar nicht so schlecht - was man von einem Remake ja im Vorfeld befürchten würde. Allein die Lebhaftigkeit der gesamten Szenerie ist nur einer der Gründe, warum dieses quasi-biblische Epos seltsam erfrischend wirkt. Diese Version des Romans, den Unionsarmee-General Lew Wallace 1880 erfunden hat, beginnt mit Judah Ben-Hur (einem stählernen Jack Huston). Er und sein ehemaliger Freund Messala (Toby Kebbell) treten in einem Wagenrennen gegeneinander an. Das ist ein guter Ansatz - ist doch das Wagenrennen des von William Wyler inszenierten Films von 1959 mit Charlton Heston und Stephen Boyd in den Hauptrollen ist der Höhepunkt dieses Films. Natürlich ist diese Szene ist nur eine Vorschau, und der Zuschauer blickt nach einigen Expositionspunkten in der Erzählung von Morgan Freeman zurück auf Judah Ben-Hurs Adelshaushalt in Jerusalem 8 Jahre zuvor, und man erfährt ein wenig Background - wie Judah und sein römischer Adoptivbruder Messala (man beachte die leichte Veränderung in den Beziehungen) unbeschwert zusammen auf Pferden reiten, bis Judah durch einen Unfall in die Obhut seines Freundes gelangt. Es ist so etwas wie ein einmaliger Moment, der sich später sehr auszahlt. Das macht die altbekannte Geschichte etwas vorherhsehbar, aber deswegen nicht schlechter.

Wallaces Roman hatte den Untertitel "A Tale Of The Christ“ und dieser Film wurde von Mark Burnett und Roma Downey produziert, die Burnetts Erfolg im Reality-Fernsehen dazu genutzt haben, sich der Produktion von Filmen mit ausgeprägt christlichem Inhalt zu widmen. Daher enthält dieser "Ben-Hur" mehr von Christus als jede frühere Version. Und viel philosophischen Dialog. "Sie verwechseln Frieden mit Freiheit", meint eine Figur an einer bestimmten Stelle; zum anderen das Ideal einer "zivilisierten Welt"; "Fortschritt, Wohlstand und Stabilität" wird angeboten, was wie ein Plan für die Abschaffung des säkularen Humanismus klingt. Als Jesus (Rodrigo Santoro) zum ersten Mal in Szene gesetzt wird, wie er Holz schnitzt, hört er ein Gespräch zwischen Juda und seiner später konvertierten Frau Esther (Nazanin Boniadi) und sagt sanft: "Liebe deine Feinde". "Liebe deine Feinde? Das ist sehr fortschrittlich", antwortet Judah. Bald, wenn er seines Zuhauses und seiner Familie beraubt und auf einem Galeerenschiff versklavt wird, erhält er die Gelegenheit, diese Worte umzudrehen.

Die Charaktere sprechen alle in einem völlig zeitgenössischen Ton, der den Einfluss von Scorseses "Die letzte Versuchung Christi" zeigt, das (unter anderem) dafür kritisiert wurde, dass die Apostel so apathisch sprachen, als wären sie gerade aus einer Albtraumtherapie gekommen. Glücklicherweise ist dies nicht besonders störend. Natürlich geht das Remake den Weg "Höher, Schneller, Weiter", eine Formal, die "schon immer so gemacht" wurde und es ist dann auch richtig spannend, wenn die Action erst einmal richtig losgeht. Die Seeschlacht, während der Judah flieht, ist ein wirklich wirkungsvolles Stück Actionfilm - eine dieser Szenen, die einen zum Aufatmen zwingt, wenn sie endlich vorbei ist. Die Szene ist hektisch und laut, aber nicht besonders übertrieben, was für Bekmambetov ungewöhnlich ist. Ungewöhnlich ist auch die relativ zurückhaltende Gewalt - es gibt viel brutales Verhalten im Film, aber seine Darstellung ist relativ zurückhaltend, eine weitere Premiere für seinen Regisseur, dessen Arbeiten unter anderem in "Wächter der Nacht", "Wächter des Tages" und dem seltsam-unterhaltsamen "Abraham Lincoln: Vampire Hunter" gipfelten. "Ben Hur"mangelte es an vielen lohnenswerten Qualitäten, wobei der Film aber immer wieder Nuancen heraussticht. An dieser Stelle muss man wohl Burnett und Downey danken; offensichtlich hatten sie sich zum Ziel gesetzt, den Film so familienfreundlich wie möglich zu gestalten. Auch das finale Wagenrennen ist absolut sehenswert - es werden keine Knochen zermalmt und Körper aufgerissen, und vieles andere hätte auch sein können - aber es ist und bleibt spannend und für junge Jugendliche geeignet. Die Hauptdarsteller Huston und Kebbell leisten beide eine sehr glaubwürdige Arbeit und in manchen Momenten, in denen sich Huston und Kebbell streiten, sieht es so aus, als würden sie genauso wahrscheinlich das Set verlassen und sich hinter den Kulissen weiter belegen.

Stellt sich letztlich die Frage: Arrangiert der Film sowohl sein Ausgangsmaterial als auch dessen berühmteste Adaption radikal neu? Das ist auf jeden Fall der Fall. Aber man darf zurecht bezweifeln, dass viele zeitgenössische Zuschauer das Remake als die neue heilige Schrift betrachten. Dies ist ein "Ben Hur" seiner Zeit, mit viel Ausstattung, CGI-Action und Pomp, aber wie sich herausstellt, auch ein wenig besser als befürchtet. Nun bin ich nicht in der Lage zu sagen, ob dieser Film ein wirksames Mittel zur Vermittlung seiner christlichen Botschaft ist, aber ich denke, man kann es glaubwürdig als guten Popcornfilm bezeichnen. Nicht mehr und nicht weniger.

6,5/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: Paramount Pictures / MGM
Poster/Artwork: Paramount Pictures / MGM

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