Sonntag, 17. März 2024

Boys From County Hell (2020)

https://www.imdb.com/title/tt10262380/

Six Mile Hill ist ein Kaff in Irland. Eugene (Jack Rowan) und seine Kumpels sind trotzdem hier geblieben, anstatt in eine Großstadt umzuziehen. Spaß haben sie in Six Mile Hill unter anderem daran, Touristen zu veräppeln. Es kommen nicht viele Besucher, aber wenn, dann wollen sie das Grab eines Vampirs namens Abhartach besuchen, der früher angeblich in Six Mile Hill wohnte. Eugenes Vater Francie (Nigel O'Neill), der ein Bauunternehmen besitzt, will von seinem Sohn mehr Engagement im Familiengeschäft sehen. Francie überträgt Eugene darum die Aufsicht über einen kleinen Arbeitertrupp und die Aufgabe besteht darin, ein Stück des Landes von Bestatter George (John Lynch) für den Bau einer neuen Umgehungsstraße vorzubereiten. Dabei wird das Grab von Vampir Abhartach unbeabsichtigt mit einem Bagger zerstört, was tödliche Konsequenzen hat...

In den letzten Jahren kam es mit Filmen wie "The Wolf Of Snow Hollow" oder "One Cut Of The Dead" zu einem Wiederaufleben einfallsreicher Horrorkomödien, die jeweils den klassischen Horror-Archetypen als Klassiker neues (Nach-)Leben einhauchen wie "Fright Night" und "An American Werewolf In London" in der Blütezeit des Genres. Basierend auf seinem gleichnamigen Kurzfilm des irischen Autors und Regisseurs Chris Baugh aus dem Jahr 2013 ist "Boys From County Hell" der Neuste in diesem Trend, eine verspielte, aber überraschend ergreifende Vampirgeschichte, die sich mit Souveränität mit Folklore, familiären Unruhen und den Gefahren schlechter Stadtplanung auseinandersetzt. 

Nach einem unterkühltem Auftakt mit zwei Rentnern, deren gemütlicher TV-Tee sich in ein grausames Blutbad verwandelt - Häuslichkeit und Teufelei werden sich künftig durchgehend einen Raum mit gruseliger und komödiantischer Wirkung teilen - gehen die Macher zwei Monaten zurück. Die Lebensgefährten Eugene (Jack Rowan) und William (Fra Fee) stecken im Trott des Alltags fest, in dem sie trinken und leichtgläubige Touristen erschrecken, während sie davon träumen, ihrer Heimatstadt Six Mile Hill zu entkommen, einem verschlafenen irischen Dorf, das Kameramann Ryan Kernaghan in atmosphärischen Weitwinkeln und Schatten gedreht hat. Als Eugenes mürrischer Straßenarbeiter-Vater (Nigel O'Neill) sich bereit erklärt, beim Bau einer Autobahn durch ihr Dorf zu helfen, und dabei das von Steinhaufen bewachte Grab des "echten Dracula" Abhartach (sogar Bram Stoker soll sich hier seine Inspiration geholt haben) stört, erschüttert eine Tragödie - und ein Stier - Eugene und Williams Freundschaft. Es folgen Blutvergießen und Scherze, während Vater, Sohn und eine kleine Gruppe widerstrebender Straßenarbeiter gezwungen sind, mit dem Bösen der Bewohner und ihren eigenen inneren Kämpfen zurecht zu kommen. 

Danach folgt der erhoffte Umschwung und es wird blutig. Enthauptungen, sengende Sonnenstrahlen und einige wirklich inspirierte spitze Dinge werden allesamt mit echter Überzeugung gehandhabt. Baughs größter Erfolg besteht jedoch darin, einen Vampirfilm zu drehen, in dem die Menschen nicht nur mordebereite Fleischsäcke sind. Er verleiht jedem seiner Charaktere Pathos und Empathie und lässt Trauer und Bedauern den viszeralen Nervenkitzel des arteriellen Sprays untermalen. Dieser Ansatz und das Engagement einer exzellenten Ensemblebesetzung - besonders hervorzuheben ist Louisa Harland - trägt dazu bei, dass Baughs exzellenter Film Komplexität in einem Subgenre schafft, das oft wegen fehlender Nuancen abgetan wird, und neue Wege für thematisch komplexere Genres in der Zukunft beschreitet.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Netflix
Poster/Artwork: Netflix

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