Mittwoch, 20. März 2024

Sympathy For The Devil (2023)

https://www.imdb.com/title/tt21991654/

Für David Chamberlain (Joel Kinnaman) ist es ein ganz besonderer Tag in seiner Heimat Las Vegas. Befindet er sich doch auf dem Weg zum Krankenhaus, in dem seine schwangere Frau schon bald ihr gemeinsames Kind zur Welt bringen wird. In der Tiefgarage der Klinik hat er endlich einen freien Parkplatz gefunden, als plötzlich ein ihm unbekannter Kerl (Nicolas Cage) in den Wagen steigt und es sich auf der Rückbank bequem macht. Der Fremde zieht eine Pistole aus der Jackentasche und verlangt, dass David wieder zurück auf die Straße fahren möge. Der schockierte Familienvater befolgt den Befehl, woraufhin sich zwischen den beiden ein Katz-und-Maus-Spiel entwickelt. Der ungebetene Passagier will unbedingt nach Boston gefahren werden. Zudem besteht er darauf, dass David - obwohl der immer wieder beteuert, dass eine Verwechslung vorliegen müsse - in das organisierte Verbrechen der Stadt am anderen Ende der USA verwickelt sei …

Wenn man die Arbeit von Nicolas Cage diskutiert, dessen ironische Popularität im letzten Jahrzehnt sich um das Konzept der "Cage Rage" dreht, jene Momente, in denen der Oscar-Preisträger sich selbst vor der Kamera bis zum Äußersten treibt, kommt einem das schon ein wenig albern vor und nimmt jedem noch so ernst gemeintem Film die Würze. Aber wenn man Cage aus dem Weg geht, bringt er einen dorthin, wo man auch hin muss. "Sympathy For The Devil" hat ebendies verstanden. Der Titel lässt die Story wie einen Horrorfilm klingen, und Cages Kostüme - seine Haare sind rot und schwarz gefärbt und er trägt eine dazu passende Anzugjacke lassen auf eine Situation vom Typ "Angel Heart" schließen. Und der Film weckt während seiner kurzen Laufzeit von ca. 90 Minuten durchaus das Potenzial für übernatürliche Elemente. Aber im Großen und Ganzen handelt es sich hier um einen Krimi, der von Monologen, falschen Identitäten und einem Soundtrack aus Vintage-Soul-Tracks angetrieben wird, die zur Stimmung passen und zu angenehmen Reisebegleitern werden.

Joel Kinnaman spielt den "Fahrer", einen gewöhnlichen Idioten, der zu Beginn der Geschichte den Las Vegas Strip auf dem Weg zum Krankenhaus entlang fährt, wo seine (ungenannte) Frau mit ihrem zweiten Kind in den Wehen liegt. Der Fahrer fährt in das Parkhaus des Krankenhauses, parkt und kramt gerade in seiner Krankenhaustasche, als ein mysteriöser Mann - gespielt von Cage und im Abspann als der "Passagier" bezeichnet - sich auf den Rücksitz drängt und eine Waffe zieht. "Fahren", sagt er. Der Fahrer fleht den Beifahrer an, ihn zu schonen: Er ist ein Familienvater, bitte lassen Sie ihn einfach zurück ins Krankenhaus, es ist ein Notfall usw. Dem Beifahrer ist das egal. Sie machen weiter, raus aus der Stadt und hinein in die Wüste. Von da an ist der größte Teil des Films ein Zweihandfilm, der im Auto des Fahrers spielt. Kinnaman behauptet sich. Aber ein Großteil seiner Rolle besteht darin, nervös in den Rückspiegel zu schauen, während Cage auf dem Rücksitz Monologe hält - was perfekt ist. Cage verkauft nämlich seine Zeilen mit Begeisterung und quält Kinnaman mit seinen paranoischen Schwärmereien. Ein paar Meilen nach Beginn ihrer Fahrt beginnt der Passagier, den Fahrer zu piesacken, um ihm zu sagen, wer er wirklich ist, was eine zusätzliche Ebene der Intrige hinzufügt: Ist der Passagier falsch informiert, oder verheimlicht der Fahrer etwas? Schließlich erreichen sie ein Straßenrestaurant, wo die Spannung in blutiger, feuriger Tarantino-Manier explodiert.

Die Art und Weise, wie sich der Konflikt zwischen dem Fahrer und dem Beifahrer abspielt, ist pures Krimi-Klischee. Und die Geschichte beginnt an Schwung zu verlieren, sobald die wahren Absichten des Fahrers enthüllt werden. Aber der Weg dorthin ist dank Cages Leistung fesselnd. Der Passagier ist ein manischer, möglicherweise psychotischer Berufsverbrecher mit Bostoner Akzent, der seine Waffe gerne ungesichert herumschwenkt, und Cage spielt all seine Tricks aus. Er nimmt das Publikum mit auf eine Achterbahnfahrt und schwankt von weinerlicher Verzweiflung zu so großer Wut, dass ihm die Augäpfel aus den Höhlen quellen.  Alles andere an "Sympathy For The Devil" ist professionell, aber nicht außergewöhnlich. Die Farbkorrektur erfolgt im üblichen digitalen Orange und Blau, und die Kinematographie ist bis auf eine Handvoll Zeitlupenaufnahmen, die negativ hervorstechen, unauffällig. Und die Effekte und der Gesamtproduktionswert sind angesichts des vermutlich bescheidenen Budgets des Films beeindruckend. Dies ist ein Team, das weiß, wie es seine Ressourcen sinnvoll einsetzt - dazu gehört auch, Nicolas Cage sein Ding machen zu lassen. "Sympathy For The Devil" ist ein Standard-Indie-Thriller, bis auf eines: Nicolas Cages Auftritt als mysteriöser, möglicherweise übernatürlicher Schütze, der einen ahnungslosen Familienvater auf eine gewalttätige Fahrt in die Wüste von Nevada mitnimmt. Cage verleiht seiner manischen Rolle eine echte Bedrohung, und Co-Star Joel Kinnaman behauptet sich. Wo die Geschichte landet, ist vorhersehbar, aber die Reise dorthin macht Spaß und ist voller Spannung.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
Poster/Artwork: Dutch Film Works/Saturn Films

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